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<strong>Der</strong> <strong>Rote</strong> <strong>Faden</strong> <strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> vor Ort Seite 22<br />
Fränkischer Tag und Nordbayerischer Kurier vom 10. September 2007<br />
Keine Arbeit um jeden Preis<br />
Oberfranken-SPD macht sich für flächendeckende Mindestlöhne stark<br />
Die flächendeckende Einführung von Existenz sichernden Mindestlöhnen hat die Bayreuther<br />
Bundestagsabgeordnete und neue oberfränkische SPD-Bezirksvorsitzende <strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> beim<br />
außerordentlichen Bezirksparteitag du Sozialdemokraten am Samstag in Schnabelwaid gefordert.<br />
Es sei ein gesellschaftlicher Skandal, dass viele Friseurinnen häufig nur knapp mehr als drei Euro<br />
in der Stunde verdienen und dass ein Zimmermädchen in einem Hotel für etwas mehr als zwei<br />
Euro pro Stunde arbeiten muss, obwohl man dort durchschnittlich 200 Euro pro Nacht bezahlt,<br />
sagte <strong>Kramme</strong>.<br />
Die Einberufung eines außerordentlichen Bezirksparteitags war notwendig geworden, weil bereits<br />
in der kommenden Woche die Antragsfrist für das neue SPD-Grundsatzprogramm endet. Das neue<br />
Programm wurde im Januar in Bremen vorgestellt und soll Ende Oktober in Hainburg<br />
verabschiedet werden. Die Anträge der Delegierten aus Oberfranken beschäftigten sich mit<br />
Verbesserungen und Ergänzungen etwa beim Thema Verteilungsgerechtigkeit oder bei der<br />
Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn, den die Delegierten schärfer als zentrales<br />
politisches Ziel im neuen Programm verankert sehen möchten. 20 von 27 EU-Staaten hätten den<br />
Mindestlohn bereits, sagte <strong>Kramme</strong>. Nur in Deutschland glaubten noch einige, dass ein<br />
Mindestlohn zum Verlust von Arbeitsplätzen führe. Arbeit für alle sei zwar das oberste Ziel der<br />
SPD, doch es müsse auch gute Arbeit sein und nicht Arbeit um jeden Preis. Dabei kritisierte die<br />
Bezirksvorsitzende auch den Einsatz von Praktikanten als billige Arbeitskräfte oder andere<br />
unsichere Beschäftigungsformen wie etwa unfreiwillige Teilzeitarbeit, befristete Beschäftigungsverhältnisse,<br />
Leiharbeit, Minijobs oder Scheinselbstständigkeit.<br />
Um überhaupt eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben oder im Arbeitsmarkt, zu bleiben,<br />
würden sich viele Menschen auf Löhne einlassen, die nichts mit anständiger Arbeit mehr zu tun<br />
hätten. Ziel der SPD sei es, um das Normalarbeitsverhältnis zu kämpfen, dies bedeute, lass ein<br />
Beschäftigungsverhältnis vor allem unbefristet und obligatorisch sozial versichert sein müsse. Die<br />
SPD stehe für Wohlstand und Sicherheit für alle, sagte der stellvertretende Vorsitzende der<br />
bayerischen SPD und Chef der SPD-Landesgruppe im Bundestag, Florian Pronold. Die CDU/CSU<br />
strebe dagegen amerikanische Verhältnisse an. Auch er prangerte Arbeitsverhältnisse an, die der<br />
Ausbeutung gleichkämen. <strong>Der</strong> Staat spare nicht wirklich, wenn Minilöhne aus Steuermitteln<br />
aufgestockt werden müssen. Ein gesetzlicher.<br />
Mindestlohn würde dagegen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass künftig wieder die Unternehmer<br />
und nicht die Allgemeinheit den Lohn bezahlen. Am Rande des SPD-Bezirksparteitages<br />
gab es auch jede Menge Holm und Spott für den angekündigten Wechsel von Bayerns<br />
Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf zum Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
(BDI). „Ich wage zu bezweifeln, ob sich der BDI tatsächlich einen Gefallen damit tut, wenn er sich,<br />
den wohl erfolglosesten CSU-Minister ins Boot holt", so <strong>Kramme</strong>. Traurig sein müsse niemand<br />
darüber, dass der „Minister für Krisen und Kommunikationspannen" der Politik den Rücken kehre.<br />
Pronold nahm sich in seinen Seitenhieben bereits Schnappaufs möglichen Nachfolger Markus<br />
Söder vor: Bayern werde wohl künftig die Wachstumsregion für Windenergie werden, sagte<br />
Pronold, denn niemand verbreite so viel heiße Luft wie Söder.