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<strong>Der</strong> <strong>Rote</strong> <strong>Faden</strong> <strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> vor Ort Seite 16<br />
Nordbayerischer Kurier vom 2. Oktober 2007<br />
Politik in der Aula<br />
Am MWG fand eine Podiumsdiskussion zum Thema Auslandseinsatz Afghanistan statt<br />
Statt den üblichen Fächern Mathe und Deutsch stand gestern Politik auf dem Stundenplan der 10.<br />
und 11. Klassen des MWG. in der Aula diskutierten sie mit den Bundestagsabgeordneten <strong>Anette</strong><br />
<strong>Kramme</strong> (SPD) und Hartmut Koschyk (CSU) über den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr. Nach<br />
einer Zusammenfassung der gegenwärtigen Lage in Afghanistan eröffnete Schülersprecher Jakob<br />
(18) die Diskussion. Seine Sorge, er müsste den Gesprächsverlauf alleine lenken, erwies sich<br />
schnell als unbegründet. Die Aula war bis auf den letzten Platz besetzt und die Schüler trauten sich<br />
recht schnell, Fragen zu stellen.<br />
Da nicht jeder 16-Jährige über den Afghanistaneinsatz Bescheid weiß, wurden die Schüler von<br />
ihren Lehrern im Unterricht auf die Diskussion vorbereitet. Dadurch konnten die Zehnt- und<br />
Elftklässler auch durchaus kritische Fragen stellen. <strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> sagt, sie verstehe, dass viele<br />
Jugendliche gegen den Afghanistaneinsatz seien. „Ich weiß, wie ich das als Schülerin gesehen<br />
habe. Da habe ich auch gesagt, nein, das will ich nicht, aber das war eine Entscheidung aus dem<br />
Bauch heraus", sagt die SPD-Politikerin. Man dürfe nicht nur die Gefahren sehen, sondern auch<br />
die Erfolge der Auslandseinsätze der Bundeswehr, betonen die Politiker einmütig. „Es ist eine<br />
gemischte Bilanz, schließlich wurde schon viel erreicht", sagt <strong>Kramme</strong>, „ES gibt eine neue<br />
Verfassung, die Polizei in Afghanistan wurde aufgebaut und den Kindern der Zugang zur Bildung<br />
ermöglicht." Wie es denn in einer Demokratie sein könne, dass die Mehrheit der Deutschen gegen<br />
den Afghanistaneinsatz war und dann im Parlament doch für den Einsatz gestimmt wurde, will ein<br />
Schüler wissen. „Manchmal ist im Volk eine andere Stimmung als im Parlament, danach kann man<br />
sich nicht immer richten", erkläre Koschyk.<br />
„Dafür können die Bürger dann bei der nächsten Wahl entscheiden, ob sie mit den Entschlüssen<br />
des Parlaments zufrieden waren oder nicht." Die beiden Bundestagsabgeordneten erklären auch<br />
den Schülern die Verantwortung Deutschlands gegenüber der internationalen Gemeinschaft. „Wir<br />
müssen überlegen, was geschieht, wenn wir in die Welt hinausgehen. Wir können nicht zu<br />
europäischen Ländern sagen: Bringt ihr eure Soldaten in Gefahr, aber unsere bleiben zu Hause.'<br />
Deutschland muss zu seinen Partnern halten", erkläre <strong>Kramme</strong>. Zudem betone sie, dass niemand<br />
unfreiwillig nach Afghanistan geschickt werde. Ob es nicht zu gefährlich für die deutschen Soldaten<br />
sei, fragt ein Schüler. „Natürlich ist die Gefahr da.<br />
Aber wir dürfen uns nicht abschrecken lassen", sagt Koschyk. Er sei beeindruckt von Gesprächen<br />
mit Menschen, die den Schrecken in Afghanistan miterlebt haben. „Diese Menschen sagen: Wenn<br />
sich die internationalen Gruppen zurückzögen, dann ginge alles von vorne los', deshalb bin ich<br />
sicher, dass wir das Richtige tun", sagt der CSU-Politiker. Auch die sehr hohen Ausgaben für das<br />
Militär im Vergleich zu den Ausgaben für Entwicklungshilfe rechtfertigt Koschyk auf die Frage der<br />
Schüler hin. „Man kann keinen Entwicklungshelfer in Afghanistan ungeschützt allein lassen.<br />
Deshalb brauchen sich die Zahlen der Militärkosten nicht hinter denen der Entwicklungshilfe zu<br />
verstecken", erklärt er. Nach der Podiumsdiskussion waren die Schüler geteilter Meinung.<br />
Schülersprecher Jakob war zufrieden mit der Veranstaltung, andere Schüler weniger. „Die Politiker<br />
haben ihre Meinung. Die werden sie jetzt nicht ändern, bloß weil sie mit uns gesprochen haben",<br />
sagt Rike (16). Die 15-jährige Marleen ist ebenfalls enttäuscht, „Ich habe fast nichts verstanden.<br />
Die Politiker haben alles nur umschrieben und nichts direkt erklärt." Schülersprecher Jakob hatte<br />
die Podiumsdiskussion organisiert. Er würde eine solche Veranstaltung gerne wiederholen. Das<br />
Thema „Afghanistan – Ein Spielplatz für die Bundeswehr" war aus aktuellem Anlass gewählt<br />
worden. Schließlich muss das Parlament im Oktober entscheiden, ob das Afghanistanmandat<br />
verlängert wird.