LINDE TECHNOLOGY #1.11 // Pflegekonzept40Spezialisiertauf die Pflegevon langzeitbeatmetenPatienten.einer zu schnellen Wiederaufnahme aus einem Pflegeheim oder vonzu Hause. „Unser Personal ist spezialisiert auf die Pflege langzeitbeatmeterPatienten“, bestätigt Kalin. Auch die <strong>The</strong>rapie ist speziellauf die Bedürfnisse der „anspruchsvollen Patienten“ ausgelegt:Schluck-, Sprech- und Atemtraining sind ebenso Teil des Programmswie eine regelmäßige Mobilisierung und Physiotherapie. Der Erfolgder einzelnen Center zeigt, dass das REMEO ® -Programmfunktioniert: „Bei 38 Patienten haben wirChancen gesehen, dass sie irgendwann ohne Beatmungauskommen“, berichtet Kassin aus demCenter in Mahlow bei Berlin, dem weltweit erstenREMEO ® -Center. Nach zwei Jahren leben 15 ehemalslangzeitbeatmete Patienten wieder ganz ohne Beatmungsgerät,vier weitere haben nur noch eineAtemunterstützung.REMEO ® hat nicht nur die Patienten im Blick.Auch Lebenspartner, Kinder und Geschwister werden auf die neueSituation im eigenen Zuhause intensiv vorbereitet. „Wir sprechenmit den Angehörigen, binden sie in die tägliche Pflege gerne mit einund zeigen ihnen, wie sie das Beatmungsgerät richtig bedienen oderwie sie sich in Notsituationen verhalten sollen“, erklärt PflegemanagerinKassin. Auch zurück in den eigenen vier Wänden ist weiterhinUnterstützung möglich. Dazu bietet die REMEO ® -Heimbeatmungneben den Centern das zweite Modell des Pflegeprogramms: IndividuelleHilfeleistungen für den Beatmungspatienten. Das bedeutetmodernste Technik, regelmäßige Hausbesuche oder sogar eine Rundum-die-Uhr-Pflege.Darüber hinaus steht Tag und Nacht ein Notdienstfür pflegerische oder technische Fragen bereit. „Wir haben mit dermodernen Medizintechnik heute die Möglichkeit, Patienten auchaußerhalb der Klinik kompetent und auf hohem pflegerischen Niveauzu versorgen“, sagt Konrad Bengler, Global BusinessManager REMEO ® .Auch auf die Zusammenarbeit mit Lungenfachärztenlegen die <strong>Linde</strong>-Experten großen Wert: DieMediziner kommen regelmäßig in die Center, umden weiteren Pflegeplan und mögliche Fortschrittehin zu einem Leben ohne künstliche Beatmungzu besprechen. „Die Ärzte kennen die Patientenzum Teil schon aus der Klinik“, sagt Kassin. Genaudiese Kombination aus spezialisierter Pflege undklinischer Kompetenz in der Intensivmedizin ist laut Kalin das Besondereund Neue an REMEO ® : „Wir haben eine Versorgungsmöglichkeitgeschaffen, die es so bisher zum Beispiel im deutschen Gesundheitssystemnicht gab.“ Sukzessive werden die REMEO ® -Centerzertifiziert: Jeder Handgriff ist beschrieben und überprüft. Um diesenQualitätsstandard auf Dauer zu gewährleisten, wird er regelmäßigvon externen Spezialisten kontrolliert. Versorgungsverträge mitden Krankenkassen sichern die Finanzierung. Laut Kalin kostet ein
Pflegekonzept // LINDE TECHNOLOGY #1.1141REMEO ® -Platz rund 12.000 Euro pro Monat – dasselbe Bett auf derIntensivstation eines Krankenhauses jedoch bis zu 40.000 Euro. Undauch die ambulante Versorgung eines Beatmungspatienten zu Hausekommt auf mindestens 18.000 Euro im Monat: „Wir sprechen hier alsonicht nur von einem medizinisch-ethischen, sondern auch von einemvolkswirtschaftlichen Problem, das gelöst werden will.“Internationale ServiceleistungREMEO ® -Zuhause gibt es auch in Italien, Portugal und Argentinien.Dazu kommen weitere REMEO ® -Center in Kolumbien und in den USA.Neue Center sind geplant, brauchen aber intensive Vorbereitung:„Beim Aufbau eines Centers müssen wir unsere Serviceleistung spezifischan jedes Land anpassen“, erklärt Bengler. So haben sich dieNiederlassungen in Knoxville und Nashville in Tennessee, USA, einenguten Ruf erworben, wenn es um erfolgreiche Entwöhnung von langzeitbeatmetenPatienten geht. „Derzeit entwickeln wir strategischePläne für weitere REMEO ® -Standorte – vor allem in Gebieten, indenen bisher keine Einrichtungen für Langzeitbeatmung zur Verfügungstanden“, sagt Gene Gantt von REMEO ® USA. Bisher musstendie Betroffenen häufig weit weg von ihrer Familie und ihrer gewohntenUmgebung gepflegt werden.Auch in Südamerika hat sich REMEO ® auf die Anforderungenvor Ort spezialisiert: Weil etwa in Kolumbien deutlich weniger Klinikplätzevorhanden sind als in Europa und Nordamerika, ist in denKünstliche BeatmungWenn der Gasaustausch in den Lungenbläschen (Alveolen)oder die mechanische Atmung (Ventilation)gestört ist, liegt die einzige Überlebenschance in einerkünstlichen Beatmung. Ein Beatmungsgerät versorgtden Körper mit Sauerstoff und hilft beim Ausatmen vonKohlendioxid. Während bei der natürlichen Atmungdas Zwerchfell einen leichten Unterdruck erzeugt, erfolgtdie künstliche Beatmung mit Überdruck. Es gibtzwei Modelle der künstlichen Beatmung: Bei der unterstützendenSauerstofftherapie können die Betroffenennoch eigenständig atmen und benötigen Sauerstoffzum Beispiel nur nachts. Die vollständige Beatmungerfolgt über ein so genanntes Tracheostoma, eine operativangelegte Öffnung der Luftröhre nach außen.Über einen Schlauch wird ein Luftgemisch in die Atemwegegedrückt. Notwendig ist der Eingriff bei langzeitbeatmetenPatienten im Endstadium der ChronischenObstruktiven Lungenerkrankung, bei neuromuskulärenErkrankungen oder bei Patienten nach einem Unfall mithoher Querschnittslähmung. Die Entwöhnung einesIntensivpatienten nach langer Beatmung ist ein schwierigerProzess, der Wochen dauern kann. Manche Patientenerlangen ihre Fähigkeit zur Spontanatmung nichtzurück und benötigen eine dauerhafte Heimbeatmung.Chronische Erkrankung COPDAus den unterschiedlichsten Gründen müssen Menschenkünstlich beatmet werden. Häufiger Grundsind chronische Erkrankungen wie COPD (ChronicObstructive Pulmonary Disease), die sich konstantverschlechtern und das Lungengewebe schädigen.Dadurch nimmt vor allem die Atemkapazität ab: Ausden feinen Lungenbläschen werden zunehmendgrößere, schlaffe Luftsäcke, die nicht mehr die Krafthaben, Luft aus dem Brustraum zu entfernen. DerGasaustausch funktioniert nicht mehr. Die Folge: Zuwenig Sauerstoff gelangt ins Blut, Kohlendioxidwird nicht ausreichend abgeatmet. Wird weiteresGewebe zerstört, sind auch die Bronchien nicht mehrstabil: Beim kleinsten Druck fallen sie in sich zusammenund verschlechtern die Ausatmung noch weiter.Je schlechter die Lunge belüftet ist, desto größerist die Gefahr für Lungenentzündungen – ein Teufelskreis,denn: Weiteres Lungengewebe wird zerstört.Schätzungen zufolge leiden weltweit 600 MillionenMenschen an COPD. Die Krankheit gilt nach Angabender Weltgesundheitsorganisation WHO als vierthäufigsteTodesursache – nach Herzinfarkt, Schlaganfallund Lungenentzündung. Nach Ansicht vonExperten wird die Zahl der Todesfälle durch Lungenversagenin den kommenden Jahren weiter steigen.Aber auch ein Unfall, der zum Beispiel eine Querschnittslähmungzur Folge hat, kann die Atemfunktionso stark beeinträchtigen, dass der Patient nichtmehr allein atmen kann.Centern in Bogotá, Medellín und Cartagena rund um die Uhr ein Arztanwesend. „Wir können immer mehr Patienten helfen – und auchdie Verkaufszahlen haben hervorragende Werte erreicht“, so JavierRamirez, REMEO ® Südamerika. Der Experte auf dem Gebiet der Beatmungspflegearbeitet seit 2005 für <strong>Linde</strong>. Dank der bereits erzieltenErfolge ist es gelungen, die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmenszu ändern: „Unser Name steht nicht mehr nur für ein Industriegaseunternehmen,sondern repräsentiert auch die Gesundheitspflege“,sagt Ramirez.LINKs:www.lungenemphysem-copd.dewww.remeo.comwww.heimbeatmung.dewww.nhlbi.nih.gov/health/dci/Diseases/Copd/Copd_WhatIs.htmlwww.nhlbi.nih.gov/health/dci/Diseases/hlw/hlw_respsys.html