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Sozialleistungsbezüge und Profile von neuen IV-Rentenbeziehenden

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ges<strong>und</strong>heitGes<strong>und</strong>heitStruktur <strong>und</strong> Finanzierung der LangzeitpflegeLangzeitpflege in der Schweiz:eine europäische PerspektiveFast alle europäischen Länder sind im Vergleich mit anderen Regionender Welt mit einer rasch alternden Bevölkerung konfrontiert. Gründedafür sind niedrige Geburtenraten <strong>und</strong> die an sich erfreulich hoheLebenserwartung in vielen Mitgliedstaaten. Die Langzeitpflegesystemegeraten durch diese Veränderungen zunehmend unter Druck. SteigendeGes<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Langzeitpflegekosten belasten das Steuersystem <strong>und</strong>auch der soziale Druck, die Betreuung älterer Angehöriger durchFamilienmitglieder sicherzustellen, nimmt zu. 1Im europäischen Vergleich verfügt dieSchweiz über ein sehr kosteneffizientes,finanziell gut ausgestattetes <strong>und</strong>zielgerichtetes Pflegesystem für ältereMenschen. Mit einer Mischung ausallgemeinen <strong>und</strong> bedarfsorientiertenLeistungen wird eine breite Abdeckungerzielt. 2009 wurden 12,8 Prozentder Gruppe der über 65-Jährigenzu Hause <strong>und</strong> etwa 6,5 Prozent inHeimen gepflegt. 2 Im europäischenVergleich haben nur die älteren Menschenin Israel, Island <strong>und</strong> den Niederlandeneinen besseren Zugang zuPflegeleistungen zu Hause <strong>und</strong> inHeimen als in der Schweiz. 3 Auch beziehtetwa die Hälfte der älteren Menschen,die bei der Verrichtung alltäglicherTätigkeiten eingeschränkt sind,professionelle Pflegeleistungen. DieGesamtausgaben (öffentlich <strong>und</strong> privat)für die Langzeitpflege sind mit2,1 Prozent des BIP (2007) absolutAndrea E. SchmidtEuropäisches Zentrum für Wohlfahrtspolitik <strong>und</strong> Sozialforschung,Wiengesehen zwar hoch, der öffentlicheAnteil der Ausgaben ist im internationalenVergleich jedoch niedrig. 4Während viele europäische Ländermit knappen Budgets für den zunehmendenBedarf an Langzeitpflege fürältere Menschen zu kämpfen haben,scheint die Schweiz diesbezüglich eineinteressante Ausnahme darzustellen.Worin liegt das Geheimnis derSchweiz mit ihrem breiten Pflege-Angebot bei vergleichsweise tiefenöffentlichen Ausgaben für Pflegeleistungen?Und wie sieht die Kehrseiteaus, wenn es überhaupt eine gibt?Diesen Fragen wird im Folgenden imRahmen eines Vergleichs der Langzeitpflegein der Schweiz 5 mit anderenLändern in Europa <strong>und</strong> im UNECE 6 -Raum nachgegangen. Sie fokussiertdie ökonomischen Aspekte der Pflegeversorgung,d.h. es wird untersucht,wer Pflegeleistungen anbietet, werdiese bezieht <strong>und</strong> bezahlt. Ergänzendwerden, mit besonderem Augenmerkauf die pflegenden Angehörigen inder Schweiz, einige kulturelle Aspekteder Pflege diskutiert.Langzeitpflege in der Schweiz:kosteneffizient <strong>und</strong>zielorientiert – auf den erstenBlickDas Schweizer Langzeitpflegesystemist insbesondere auf die Versorgungder Ältesten, d.h. der über80-Jährigen, ausgerichtet. DieseGruppe bedarf normalerweise auchder intensivsten Pflege. Beispielsweisebeanspruchen knapp 20 Prozentdieser Altersgruppe stationäre Pflegeleistungen<strong>und</strong> über 30 Prozentwerden zu Hause betreut. Im europäischenVergleich sind diese Zahlenrelativ hoch. Nur in den Niederlanden<strong>und</strong> in Belgien beanspruchen die über80-Jährigen stationäre Pflegeleistungenähnlich häufig, <strong>und</strong> nur noch sechsweitere Länder in Europa, nämlichDänemark, Tschechien, Israel, Island,die Niederlande <strong>und</strong> Österreich verzeichneneinen noch höheren Pfle-1 Der Artikel basiert auf Forschungsarbeiten imRahmen des Projekts MA:IMI (MainstreamingAgeing: Indicators to Monitor Implementation),eine institutionelle Zusammenarbeit zwischendem Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik<strong>und</strong> Sozialforschung (ECV) <strong>und</strong> derUnited Nations Economic Commission forEurope (UNECE). Die Autorin dankt EszterZolyomi (ECV) für die wertvollen Beiträge zudiesem Artikel.2 Lit. OECD3 Lit. Rodrigues et al., 84: Daten aus nationalenQuellen <strong>und</strong> aus der Ges<strong>und</strong>heitsdatenbankder OECD (siehe Statistical Annex in Rodrigueset al.).4 Lit. Colombo et al., 465 Der Vergleich bezieht sich auf Daten vor derNeuordnung der Pflegefinanzierung vom1. Januar 2011.6 UNECE: United Nations Economic Commissionfor Europe318 Soziale Sicherheit CHSS 6/2013

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