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Ausgabe 14 l 11.7.2007 EDITORIAL<br />

Die Doppelmoral<br />

der Bewertungsportale<br />

Thomas Hartung, Chefredakteur<br />

So was nennt man Kunden verarschen:<br />

Ein Laden macht seine eigene Ware<br />

schlecht, stachelt die Käufer an, sich<br />

lauthals bei ihm zu beschweren, lässt sich<br />

dafür als Verbraucherschützer feiern und<br />

verkauft den Ramsch munter weiter.<br />

So lässt sich das Geschäftsmodell von<br />

Holidaycheck und anderer Bewertungsportale,<br />

die gleichzeitig Online-Reisebüro sind,<br />

auf den Punkt bringen. Eine schizophrene<br />

Kundenbeziehung, aber leider Alltag im<br />

Internet.<br />

In der realen Welt wäre so ein Laden längst<br />

pleite. Ein guter Kaufmann schmeißt<br />

schlechte Ware aus dem Regal. Das ist er<br />

seinen Kunden schuldig.<br />

Aber vielleicht sind die Produkte ja gar<br />

nicht so schlecht, und es geht eigentlich<br />

um etwas ganz anderes. Um billige Effekthascherei.<br />

Hauptsache auffallen, egal wie.<br />

Denn mal ehrlich: Holidaycheck ist ein<br />

Reisebüro, bei dem sich Kunden beschweren<br />

und loben. Mehr nicht. Nur, Konsequenzen<br />

fürs eigene Sortiment ziehen die<br />

Manager aus den Beschwerden nicht.<br />

Denn dann würden ja die Meckerer<br />

weniger und die Aufmerksamkeit ginge<br />

flöten. Das Reisebüro Holidaycheck gehört<br />

dem Burda-Verlag und damit zu Focus. Und<br />

die Kollegen sind ganz heiß auf tatsächliche<br />

und angebliche Urlaubsskandale.<br />

Okay, das klingt alles sehr theoretisch. Hier<br />

ein kleines Beispiel: »Das ‚Paradise‘ ist die<br />

Hölle«, schreibt Focus Online über den<br />

»Hotel-Flop der Woche«. Zielscheibe ist<br />

diesmal das Charm Life Paradise Resort in<br />

Hurghada. »Getränke, die nach Chlor<br />

schmecken, Dreck und Gäste ohne Benehmen.«<br />

Die Story besteht aus Bewertungen<br />

bei Holidaycheck. Der Link führt von Focus<br />

Online direkt zum Online-Reisebüro, und<br />

dort gibt es das Ekel-Hotel samt Flug »z.B. 4<br />

Tage DZ/HP ab 328 €«. Das ist dreist, oder?<br />

Jetzt kommt es noch schlimmer. Holidaycheck<br />

hat für Urlauber ein Notruftelefon<br />

eingerichtet, über das sie »live aus dem<br />

Horrorurlaub« Alarm schlagen können.<br />

Vergrätzte Feriengäste sollen sich direkt<br />

aus ihrem Urlaubsziel melden und über<br />

Müllberge und »andere schlimme Zustände«<br />

berichten. Die »brisanten Informationen«<br />

werden sofort an »namhafte deutsche<br />

Medienanstalten« weitergereicht.<br />

Da kann sich die Branche auf einen heißen<br />

Sommer gefasst machen.<br />

Entlarvend ist dabei, dass nur Stänkern<br />

zählt. Für begeisterte Urlauber gibt es keine<br />

Telefonnummer. Schade, denn niemand<br />

sucht nach einem schlechten Hotel, wenn<br />

er Urlaub machen will.<br />

Mailen Sie uns Ihre Meinung.<br />

t.hartung@travel-one.net<br />

11.7.2007 TRAVEL ONE 3

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