INFO Nr. 4 - 2008 (4,22 MB)
INFO Nr. 4 - 2008 (4,22 MB)
INFO Nr. 4 - 2008 (4,22 MB)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TOBLACHS FRONTKÄMPFER XI<br />
OTTO BACHMANN<br />
Otto Bachmann wurde am 14. August 1924 als Jüngster<br />
von zwei Geschwistern auf dem Grunserhof in Toblach<br />
geboren.<br />
Sein Vater starb noch vor dem Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges im April 1945. Seit dem 25. Mai 1968 ist<br />
er mit Frau Waltraud Wendlinger (aus Pfalzen) ver-<br />
heiratet, gemeinsam haben sie zwei Töchter und ein<br />
Enkelkind.<br />
Otto Bachmann war als Landwirt in einer kleinen<br />
Landwirtschaft und 12 Jahre lang als Jagdaufseher in<br />
Toblach tätig.<br />
EINBERUFUNG<br />
Im Jahr 1939 optierte meine Familie für Deutschland.<br />
Im März 1943 wurde ich wie viele andere<br />
Südtiroler zur deutschen Wehrmacht einberufen.<br />
Deutschland hatte einen großen Bedarf an Soldaten,<br />
besonders für die Ostfront.<br />
AN DER FRONT BEI LENINGRAD<br />
Zunächst waren wir in einem kleinen Dorf bei Riga<br />
stationiert, wo die eigentliche Ausbildung begann.<br />
Drei Wochen lang übten wir uns im Schießen, im<br />
Marschieren und Singen. Das Essen war schlecht<br />
(wir nannten es „Kanonenfressen“, weil es immer<br />
in großen Kanonen herbeigeschafft wurde), die<br />
Ausbildner waren streng („Ihr seid ja alles Nieten!“).<br />
Für kurze Zeit kamen wir nach Pleskau (russ. Pskow),<br />
dann nach Toroschino bei Leningrad. Vor Leningrad<br />
wurde wir erneut auf einzelne Regimenter verteilt.<br />
EINE BEWERTUNG DES KRIEGES<br />
Der Krieg gegen Russland wäre für die Deutschen<br />
nie zu gewinnen gewesen. Das Land war zu groß,<br />
die Russen ein zu kämpferisches Volk. Man muss<br />
VERWUNDUNG IM JAHR 1944<br />
Unsere Einheit stand an der Newa. Wir hätten diesen<br />
Fluss überschreiten und die Russen überrennen<br />
sollen. Am 13. Februar 1944 wurde ich dann schwer<br />
verwundet – damit war der Krieg für mich zu Ende.<br />
Ich vernahm noch das russische „Stoj!“ („Stehen<br />
bleiben, Hände hoch!“), dann fiel ich zu Boden. Wenn<br />
ich den Kopf leicht hob, pfiffen mir die Kugeln um<br />
die Ohren. Ein Explosivgeschoss hatte mich am<br />
AUFENTHALT IN LAZARETTEN<br />
Zwei Monate lang verblieb ich in einem Kriegslazarett<br />
in Riga, dann wurde ich nach Halberstadt (Sachsen-<br />
Anhalt) verlegt. Im Dezember 1944 brachte man<br />
mich zurück in meine Heimat und zwar zunächst<br />
nach Arnbach in Osttirol. Ich stellte ein Ansuchen<br />
Soldbuch v. Otto Bachmann<br />
Über Innsbruck kamen wir zunächst nach Eichert<br />
bei Hall in Tirol.<br />
Dort wurde nach einer kurzen Ausbildung ein Marschbataillon<br />
zusammengestellt, das schon bald nach<br />
Russland abkommandiert wurde.<br />
Ich wurde dem 136. Gebirgsjägerregiment zugewiesen,<br />
das ursprünglich eine Eliteeinheit war. Ich kann<br />
mich an einen Südtiroler in meiner Kompanie erinnern,<br />
einen gewissen Gorfer aus Bozen, den wir oft<br />
hänselten. Im September 1941 hatten die Deutschen<br />
unter General Jodl mit der Belagerung von Leningrad<br />
begonnen. Sie belagerten die Stadt zu Land und zu<br />
Wasser. Fast täglich gab es Angriffe der Russen, die<br />
immer in Horden auftraten. Die Deutschen hatten<br />
aber gute Mittel, um sich zu verteidigen.<br />
sich nur eine russische Landkarte anschauen, um<br />
zu verstehen, dass Hitler ein kompletter Narr<br />
war.<br />
rechten Oberschenkel, knapp unterhalb des Gelenks,<br />
getroffen. 6 cm Knochen waren zerrissen. Später<br />
dachte ich mir oft, dass ich großes Glück hatte. Der<br />
Russe muss ein schlechter Schütze gewesen sein,<br />
weil er mich auf 30-40 Meter Distanz auf freiem Feld<br />
nicht richtig getroffen hat. Auch noch viele Jahre<br />
nach dem Krieg eiterte meine Wunde wegen der<br />
Splitter, die im Körper geblieben waren.<br />
um häusliche Pflege und wurde im März (oder April)<br />
1945 als Invalide aus der Wehrmacht entlassen.<br />
In einem Viehwaggon kam ich schließlich nach<br />
Toblach zurück.<br />
Aufgezeichnet und redigiert - Wolfgang Strobl<br />
CUL CULTURA TURA E ST STORIA ORIA<br />
25