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Stufen - AA Gruppe Markus Nürnberg

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offizielle Bezeichnung - mein Zertifikat überreicht. Ich war darauf, und bin es auch heute noch,<br />

ungemein stolz. Es war die anstrengendste Ausbildung meines Lebens.<br />

Bei einer anschließenden kleinen Feier sagte mir einer meiner Ausbilder, mit dem ich ziemlich gut<br />

bekannt war: „Franz, am Anfang deiner Ausbildung habe ich gedacht: ,Das wird nichts mit dem<br />

Franz', doch jetzt weiß ich, du bist gut in deiner Arbeit als Counselor für Alkoholiker.” Und er fügte<br />

noch hinzu: „Stay in the field” (bleib in dem Feld). Wahrscheinlich wusste er nicht, dass er mit dem<br />

letzten Satz eine Art prophetischer Verpflichtung ausgesprochen hatte. Denn tatsächlich bin ich<br />

seit 1976 - das sind über dreißig Jahre - in diesem Feld tätig und hoch zufrieden.<br />

Priester und Theologe<br />

So hatte ich denn einen zweiten Beruf, und ich hätte meinen Priesterberuf aufgeben können. Aber<br />

im Laufe des Jahres wurde mir immer klarer, dass der ,Priester' zu mir gehört und das Aufgeben<br />

dieses Berufes eine Amputation sein würde. So hatte ich nun zwei Teilpersönlichkeiten, den<br />

Priester und den Therapeuten. Beide schlossen Freundschaft miteinander und gaben meiner<br />

Persönlichkeit eine ganz besondere Farbe. Diese Freundschaft zwischen den beiden ist im Laufe<br />

der Zeit immer mehr gewachsen, und ich bin Gott und vielen guten Freunden dankbar, dass ich<br />

Priester geblieben und Therapeut geworden bin.<br />

Auf der Suche<br />

Nach München zurückgekehrt wollte ich natürlich sofort mit Alkoholikern arbeiten. Ich dachte an<br />

den Aufbau einer ambulanten Therapie in München. Ich hatte in Hazelden von einem so<br />

genannten ,out-patient-treatment' gehört und dort auch eine Woche gearbeitet. Die Patienten<br />

kamen für 6 bis 8 Wochen täglich (Ausnahme Wochenende) von 18.00 bis 21.00 Uhr oder von<br />

9.00 bis 12.00 Uhr zur Therapie. Das Konzept war dem von Hazelden ähnlich, nur dass die<br />

Patienten zu Hause wohnten und zur Arbeit gingen. Die Erfolge dieser Art der Therapie konnten<br />

sich sehen lassen. Leider oder Gott sei Dank scheiterten meine Pläne. Ein solches Konzept schien<br />

damals für Deutschland noch völlig unmöglich zu sein.<br />

In diesen Tagen erinnerte ich mich an einen Brief, den die Chefärztin der Fachklinik Bad<br />

Tönisstein, Inge Lange-Treschhaus, 1975 nach Hazelden schrieb mit der Anfrage, ob dort ein<br />

Counselor wäre, der Deutsch spricht und bereit wäre, für einige Zeit in Bad Tönisstein zu arbeiten.<br />

Nachdem meine Pläne in München gescheitert waren, nahm ich Kontakt auf mit Bad Tönisstein<br />

und besuchte im November 1976 die Klinik. Leider war die Gründerin und erste Chefärztin<br />

inzwischen verstorben. Ihr Konzept, das dem in Hazelden sehr glich, wurde aber weitergeführt.<br />

Wenn ich auch als geborener Münchener an meiner Vaterstadt hing und mich viele Erlebnisse und<br />

Erfahrungen mit ihr verbanden, entschied ich mich dennoch, Abschied von München zu nehmen,<br />

und begann dann im März 1977, zunächst an der Fachklinik Bad Fredeburg und ab 1. Mai 1977 in<br />

der Fachklinik Bad Tönisstein zu arbeiten. Seitdem arbeite ich hauptamtlich (bis 1989) bzw.<br />

nebenamtlich (seit 1991) an der Fachklinik Bad Tönisstein und ich hoffe, so Gott will, noch einige<br />

Jahre nebenamtlich in der Fachklinik tätig sein zu können.<br />

Zweite Heimat Kell<br />

Das nahe der Klinik gelegene Dorf Kell ist seitdem zu meiner zweiten Heimat geworden. Auch zu<br />

meiner religiösen Heimat. Denn seit fast 30 Jahren halte ich hier Gottesdienste und bin in der<br />

Gemeinde als der „Franz von Tönisstein” bekannt.<br />

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