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Stufen - AA Gruppe Markus Nürnberg

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3. Das Gebet, eine überlassende Begegnung mit Gott<br />

Hier ist das Wort ,surrender' für mich wichtig geworden. (sich übergeben, sich anvertrauen).<br />

Allerdings steckt in diesem Wort ,surrender' auch das Aufgeben, was wir mit Kapitulation meinen.<br />

Im ,surrender' ist der ganze Prozess enthalten. Das Aufgeben des Eigenwillens, das Aufgeben der<br />

eigenen Großartigkeit, des KINGS; gleichzeitig aber auch das sich vertrauensvoll der höheren<br />

Macht überlassen. Eigentlich kann ich nur aufgeben, kann nur loslassen, wenn ich ein tiefes<br />

Vertrauen habe, dass ich dann nicht in den Abgrund falle, sondern dass ich aufgefangen werde<br />

von einer liebevollen Hand.<br />

Im elften Schritt geht es bei dem Gebet nicht so sehr um das Bittgebet. Sicher hat das Bittgebet<br />

(Mt. 7,7-11) auch einen Sinn, und Jesus ermuntert uns, für all das zu beten, was wir brauchen. Im<br />

elften Schritt geht es vor allen Dingen darum, sich immer wieder neu dem Willen Gottes anzuvertrauen,<br />

eine Art Führungswechsel vorzunehmen und bereit zu sein, Gottes Willen zu tun und den<br />

eigenen Willen hinten an zu setzen. Wie schwierig das ist, haben wir alle sicher schon oft erlebt<br />

und werden es immer wieder erleben. Deswegen bitten wir im elften Schritt um die Kraft, diesen<br />

Willen Gottes dann auch ausführen zu können.<br />

Ein Weg aus der Verzweiflung<br />

Liebe Freunde,<br />

vor einigen Wochen erzählte mir ein Patient unserer Klinik einen Traum. Er ging durch einen<br />

langen, dunklen Tunnel und auf einmal öffnete sich der Tunnel zu einer weiten, lichten Wiese. Er<br />

trat hinaus mit dem Gefühl einer großen Freiheit und Erleichterung. Ein bewegendes Bild: der<br />

lange dunkle Tunnel und die weite Helle der Wiese. Das ist auch ein Bild für unser heutiges<br />

Thema: ,Wege aus der Verzweiflung des Alkoholismus.'<br />

Dass Alkoholismus solch ein langer dunkler Tunnel ist, brauche ich Euch hier nicht zu<br />

verdeutlichen. Viele von Euch haben diese Verzweiflung erlebt, sei es als Abhängige, sei es als<br />

Angehörige. Manche sind noch in diesem dunklen Tunnel. Ich möchte einige Gedanken über<br />

Wege aus der Verzweiflung vorlegen (Wege aus der Todeszone in die Lebenszone).<br />

1. Der Holzweg<br />

Zunächst möchte ich über einen Weg sprechen, den ich als Holzweg bezeichne, also einen Weg,<br />

der keine Öffnung nach vorne hat, einen Weg, der im dunklen Tunnel bleibt. Ein Hauptsymptom<br />

des Alkoholikers ist der Kontrollverlust, d.h. die Unfähigkeit des Abhängigen, die Menge seines<br />

Trinkens zu bestimmen. Dieser Kontrollverlust ist eine äußerst schockierende Erfahrung für den<br />

Alkoholiker und seine Umgebung. Er unterscheidet ihn in einer für ihn äußerst beschämenden<br />

Weise von den anderen so genannten Gesellschaftstrinkern. Lange Zeit verleugnet er diese<br />

Tatsache und versucht - etwa durch Veränderung der Trinkgewohnheiten oder der Trinkart -, diese<br />

Kontrolle wieder zu erlangen: er will kontrolliert trinken. Alle diese Versuche scheitern auf die<br />

Dauer. Dennoch versucht er immer wieder von neuem, die Kontrolle zu erlangen. Dieser<br />

Kontrollweg ist ein Holzweg; er endet immer wieder in der Niederlage. Er vertieft die<br />

Schuldgefühle, die Schamgefühle und führt zuletzt in eine Verzweiflung über das immer wieder von<br />

neuem erfahrene Scheitern. Dieser Weg kann oft Jahre, ja, ein ganzes Jahrzehnt dauern.<br />

Zugrunde liegt die Unfähigkeit oder Unwilligkeit zu kapitulieren, das Zugeben der Machtlosigkeit<br />

und mangelnde Demut. Das Ego ist zu aufgebläht; es will keine Hilfe annehmen, ist nicht ehrlich zu<br />

sich und anderen Personen.<br />

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