Stufen - AA Gruppe Markus Nürnberg
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Schritt komme, der die Grundlage unseres Arbeitskreises sein soll, möchte ich kurz einige<br />
Vorbemerkungen über Spiritualität machen.<br />
Wenn wir von Spiritualität sprechen, dann meinen wir nicht Parapsychologie, also übersinnliche<br />
Vorgänge, wie Elevationen, in die Zukunft schauen oder Telepathie, sondern wir meinen einfach<br />
die geistliche, nicht verstandesmäßige Dimension, die ,Heilig-Geistliche Dimension'. Jener<br />
unverfügbare Geist, der uns geschenkt wird, der aus unserer nicht verfügbaren Tiefe<br />
herauskommt. Diese spirituelle Dimension kann in der Erfahrung eines Sonnenunterganges, einer<br />
tiefen Begegnung, eines Gottesdienstes oder einer Meditation deutlich werden. Im christlichen<br />
Glauben nennen wir diesen Geist das Pneuma, den Spiritus, den Heiligen Geist. Wir wissen aber,<br />
dass dieser Geist weht, wo er will. Er ist nicht auf Christen oder Juden beschränkt.<br />
Ich möchte mich jetzt auf den elften Schritt konzentrieren:<br />
Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott - wie wir Ihn verstanden<br />
- zu vertiefen. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft<br />
zu geben, ihn auszuführen.<br />
Der elfte Schritt spricht also über Gebet und Meditation, wodurch wir einen Kontakt mit Gott<br />
intensivieren sollen, und das Ziel allen Betens, nämlich die Übergabe des eigenen Willens an die<br />
Führung Gottes. Wir alle haben eine gewisse Erfahrung mit dem Gebet. Unsere Eltern, unsere<br />
Lehrer und auch die Priester und die Pfarrer haben uns gelehrt, wie man beten kann. Manche von<br />
uns haben bis zum heutigen Tag das Gebet fortgesetzt, andere haben es aufgegeben und sich<br />
gesagt, dass es wenig Sinn hat. Andere von uns haben eine große Veränderung in ihrem<br />
Gebetsleben durchgemacht. Ich würde jetzt gerne einige Gedanken über das Gebet sagen: Gebet<br />
ist für mich eine ehrliche, vertrauensvolle und sich überlassende Begegnung mit Gott.<br />
1. Gebet als eine ehrliche Begegnung mit Gott<br />
Als ich im Jahre 1974 zum ersten Mal nach Hazelden kam, musste ich in den Patientenstatus. Ein<br />
Therapeut und die Patienten sagten mir, dass ich nicht ehrlich sei. Ich wurde damals sehr ärgerlich<br />
und sagte, dass ich doch nicht lügen würde. Sie sagten mir aber dann, dass sie dies nicht im Sinne<br />
von Lügen meinten, sondern dass ich nicht ehrlich zu mir selbst sei, dass ich nicht ehrlich meinem<br />
Gefühl gegenüber bin und dass ich eine andere Person sein möchte, als ich wirklich bin. Ich hatte<br />
z. B. ziemliche Schwierigkeiten, meinen Ärger auszudrücken und auch zu zeigen. Ich hatte eine<br />
Menge Ärger, aber ich erlaubte mir nicht, diesen zu zeigen. Ich tat dann so, als wenn ich nicht<br />
ärgerlich sei; ich war in dem Sinne unehrlich.<br />
Wahrscheinlich machen wir alle die Erfahrung, wenn wir in die Therapie kommen, dass wir nicht<br />
ehrlich zu uns selbst sind und dass wir eine große Maske tragen. Wir können unsere Angst, unsere<br />
Furcht und unsere Schuld zunächst einmal nicht mit anderen teilen. Es war für mich, und es ist für<br />
jeden Patienten ein sehr schmerzhafter Prozess zu lernen, ehrlich zu sein, die unehrliche Maske<br />
Ioszulassen und den anderen zu zeigen, wer ich wirklich bin. Dieser Weg ist schmerzlich, aber<br />
zugleich auch der Beginn der Heilung. Ich bin der Meinung, dass das Lernen, zu sich selbst ehrlich<br />
zu sein, die Basis einer wirklichen Heilung darstellt. Ich weiß nicht, ob Dir klar ist, dass auch die<br />
Begegnung mit Gott ehrlich sein muss. Wir haben gelernt, ehrlich zu unseren Mitmenschen zu sein<br />
und unsere Gefühle mitzuteilen und offen über das zu sprechen, was uns bewegt. Auch uns selber<br />
gegenüber haben wir gelernt, ehrlich zu sein. Aber wie steht das mit unserer Ehrlichkeit gegenüber<br />
Gott? Ich kann nicht nur den anderen Menschen gegenüber rationalisieren und allgemeines Zeug<br />
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