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Stufen - AA Gruppe Markus Nürnberg

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Spiritualität geht es um die Beziehung des Menschen zu dem unbegreiflichen Geheimnis, das wir<br />

Gott nennen; und daraus folgend, um die geisterfüllte Beziehung zum Mitmenschen, zu sich selbst<br />

und zur Welt. Wir können auch sagen: Ein spiritueller Mensch ist ein Mensch, der aus der Liebe<br />

lebt. Denn Gott ist die Liebe.<br />

Anders ausgedrückt: Es geht in der Spiritualität um etwas, dass mehr ist als der Mensch, das ihn<br />

übersteigt und ihm Ganzheit und Sinn schenkt.<br />

Spiritualität und Alkoholismus<br />

Was kann Spiritualität zum Verständnis des Alkoholismus beitragen? Ich gehe bewusst von einem<br />

biblischen Verständnis des Menschen aus, wie es uns die jüdisch-christliche Tradition aufzeigt. Die<br />

Grundaussage über den Menschen lautet: Gott hat den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis<br />

erschaffen. Da Gott die Liebe ist, hat er den Menschen aus Liebe und zum Lieben geschaffen6.<br />

Dieses ,von Gott geliebt sein' ist die Grundlage christlicher Spiritualität. Der Mensch als ,Liebling<br />

Gottes'. Gott hat eine tiefe Sehnsucht nach dem Menschen. Das macht auch letztendlich die<br />

Würde des Menschen aus. Weil von Gott geschaffen und geliebt, ist der Mensch unendlich<br />

wertvoll.<br />

Daraus resultiert beim Menschen eine tiefe Sehnsucht nach etwas, das mehr ist als er selbst, das<br />

ihn übersteigt, nach dem unbegreiflichen Geheimnis, das wir Gott nennen. (Vergleiche den Psalm<br />

42: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele Gott nach Dir.”) Diese<br />

Sehnsucht nach Gott ist der große Schatz und das Erbe, das wir in uns tragen. Aus der Tatsache,<br />

dass wir von Gott aus Liebe und zum Lieben erschaffen wurden, ergibt sich auch das<br />

Grundbedürfnis des Menschen nach Lieben und Geliebtwerden. Glück und Gelingen des Lebens<br />

hängt weithin davon ab, ob er dieses Grundbedürfnis realitätsgerecht erfüllen kann und will. Alles,<br />

was der Mensch tut, kommt letztlich aus dem Verlangen nach Liebe und Geliebtwerden. Im<br />

Tiefsten sind Glück und Liebe identisch. Der Weg zum Glück führt über die Liebe, und zwar in ihrer<br />

dreifachen Gestalt: der Gottes-, der Nächsten- und der Selbstliebe.<br />

Wenn wir uns selbst, unsere Mitmenschen und unsere Gesellschaft betrachten, müssen wir<br />

feststellen, dass wir unsere tiefe Sehnsucht nach Glück und gelingendem Leben durch Liebe<br />

häufig nicht realitätsgerecht und verantwortungsbewusst erfüllen. Alles Leid im Leben des<br />

Menschen kommt letztlich vom Mangel an Liebe. Der Mensch, aus Liebe und zum Lieben von Gott<br />

erschaffen, geht häufig seine eigenwilligen Wege. Er sucht sein Glück in einer falschen Richtung -<br />

in einer egozentrischen Richtung. Sein Verlangen nach Glück kann so nicht tief und dauerhaft<br />

erfüllt werden. Es kommt höchstens zu ,Eintagsfliegen' des Glücks. In der Schilderung vom<br />

,Sündenfall Adams und Evas' wird dieser Irrweg, dieser eigenwillige Weg beschrieben - der Weg<br />

der egozentrischen Autonomie. Natürlich ist die Erzählung von Adam und Eva kein historischer<br />

Bericht, sondern eine bildhafte Erklärung der Tatsache, dass wir Menschen - obgleich zum Lieben<br />

erschaffen - uns oft so gegenteilig verhalten. Der zum vertrauten Umgang mit Gott erschaffene und<br />

begnadete Mensch verliert durch sein Fehlverhalten diese Nähe zu Gott, zu den Mitmenschen und<br />

zu sich selbst. Aus dem Paradies wird eine fremde und feindliche Welt, und der Mensch selbst ist<br />

sich entfremdet.<br />

Liebe hat etwas mit dem Willen zu tun. Mehr mit dem freien und guten Willen. Die mittelalterlichen<br />

Theologen ordnen die Liebe dem Willen zu. Lieben hat mit dem Wohlwollen zu tun. Liebe ist nicht<br />

in erster Linie ein Gefühl, das ist es auch, sondern eine Entscheidung, eine Tugend des Willens.<br />

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