Stufen - AA Gruppe Markus Nürnberg
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Der Heimkehrende muss seine Verleugnung und Verharmlosung aufgeben und sich seiner<br />
Wahrheit stellen. Nur die Wahrheit wird ihn freimachen. Im Prozess dieser Wahrheitsfindung wird<br />
er sich seines Tiefpunktes und der Verletzungen bewusst, die er sich und anderen zugefügt hat.<br />
b) Demut<br />
Der ,nasse' Alkoholiker versucht immer noch, seine Situation selbst in den Griff zu bekommen.<br />
Sein falscher Stolz hindert ihn, demütig seine Begrenzung anzuerkennen. Demut heißt, sich in<br />
seiner Begrenzung anzunehmen. Die Begrenzung des Alkoholikers heißt: Machtlosigkeit<br />
gegenüber dem Alkohol.<br />
c) Vertrauen<br />
Ein Wesenszug des Alkoholikers ist der Mangel an Vertrauen. Vertrauensvoll mit dem Leben, mit<br />
sich selbst, mit anderen und mit Gott umzugehen, ist für den ,nassen' Alkoholiker schier unmöglich.<br />
Im Prozess der Genesung geht es um den Aufbau des Vertrauens. Dieses wird bestärkt in der<br />
Bereitschaft, Hilfe anzunehmen. Hier spielen Therapie und Selbsthilfegruppen eine entscheidende<br />
Rolle. Gegenüber dem alkoholisierten Allmachtsdenken der ,nassen' Phase ist der Alkoholiker jetzt<br />
bereit, sich vertrauensvoll auf eine <strong>Gruppe</strong> und damit auf andere Menschen einzulassen. Damit<br />
verbunden ist aufkeimendes Vertrauen in einen Weg aus der Verzweiflung durch ein<br />
Therapieprogramm und durch das Modell langjährig trockener Alkoholiker. In dieser Phase<br />
bekommt für viele genesende Alkoholiker das Gebet eine neue Bedeutung - Gebet im Sinne des<br />
Vertrauens, dass Gott mir die Kraft zur Genesung schenkt.<br />
d) Liebe geben und Liebe empfangen<br />
Der genesende Alkoholiker bricht aus seiner Eingeschlossenheit in sein ICH auf und beginnt, sein<br />
Grundbedürfnis nach Liebe und Geliebtwerden realitätsgerecht zu erfüllen. Er beginnt sich<br />
mitzuteilen und trägt Fürsorge. für sich und andere. Diese Selbstüberschreitung ist ein wesentlicher<br />
Schritt zur Genesung<br />
e) Loslassen, sich überlassen<br />
In der ,nassen' Phase meint der Abhängige, er könne das Leben ,managen', er habe alles im Griff.<br />
In der Genesungsphase beginnt er zu akzeptieren, dass er sein Trinken nicht kontrollieren konnte,<br />
aber auch über viele andere Bereiche des Lebens keine Macht hat (andere Menschen, eigene<br />
Gefühle etc.).<br />
Gibt der Abhängige seine Kontrollhaltung auf und erkennt demütig seine Begrenzungen an, dann<br />
kommt es zu einer gelassenen und friedlichen Haltung. In diesem Prozess des Loslassens spielt<br />
der religiöse Glaube wieder eine wichtige Rolle. Der Abhängige kann loslassen, weil er darauf vertraut,<br />
nicht in einen Abgrund zu stürzen, sondern von der liebevollen Umarmung Gottes<br />
aufgefangen zu werden.17 (Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.)<br />
Die vertrauensvolle Übergabe des Lebens an Gott wirkt präventiv gegenüber Rückfällen und ist<br />
gleichzeitig ein Weg zum gelingenden Leben.<br />
Wir haben uns Gedanken gemacht über die Bedeutung der Spiritualität im Heilungsprozess von<br />
Alkoholikern. Zuletzt muss noch deutlich gemacht werden, dass dieser Weg kein Gegensatz zu<br />
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