Verlust der Motivation sowie ein Gefühl der Orientierungslosigkeit. Um Verbesserungen zu erreichen,ist eine genauere Definition des Ist-Zustandes notwendig. In Anlehnung an Kron (2004,S. 106) soll der Ist- Zustand anhand der «Kennzahlen» Lernziele, Lernorganisation und Lernerfolgskontrolleuntersucht werden.Lernziele– Hohes Anspruchsniveau der Reflektion: Das Selbststudium will fachliche Inhalte in einemhohen Anspruchsniveau reflektieren. Dies bedeutet, dass mittelmässig bis hoch komplexe Informationenaus fachlichen Inhalten verarbeitet und erzeugt werden sollen (Wilbers & Zellweger,2005, S.6).– Selbstlernkompetenzen: Wilbers & Zellweger (2005) konkretisieren die Lernziele in diesemBereich (S.10):− Die Studierenden können Strategien zur Informationsverarbeitung situationsgerechteinsetzen− Die Studierenden können Strategien zur Unterstützung des Lernprozesses situationsgerechteinsetzen− Die Studierenden sind bereit und motiviert, das Wissen über Lernstrategien für ihreigenes Lernen einzusetzen− Die Studierenden sind fähig, angepasst an die eigene Person und die spezifischeLernsituation, geeignete Lernstrategien auszuwählen, anzuwenden, anzupassen undzu evaluieren– Teamkompetenzen: Durch die häufig vorgeschriebene Zusammenarbeit in Gruppen beimLeistungsnachweis sollen folgende Lernziele erreicht werden (S.11):− Die Studierenden können Strategien zur Arbeit in der Gruppe einsetzen− Die Studierenden sind bereit und motiviert, das Wissen über diese Lernstrategien einzusetzen− Die Studierenden sind fähig, angepasst an die Eigenschaften der Gruppe und die spezifischeSituation, geeignete Strategien auszuwählen, anzuwenden, anzupassen undzu evaluieren– Medienkompetenzen: Durch die Arbeit mit neuen Medien (Word, PowerPoint, eMail undLernplattform) sollen folgende Kompetenzen erworben werden (S.11):− Die Studierenden kennen die verschiedenen Medien, deren Potentiale und Grenzenund verfügen über die notwendigen Fähigkeiten, die Medien situationsgerecht einzusetzen− Die Studierenden sind bereit und verfügen über Strategien, sich auf neue Medien einzulassen und in praktischer Anwendung kritisch auf Mehrwerte zu prüfen− Die Studierenden sind fähig, angepasst an den eigenen Stil und die spezifische Lernsituation,geeignete Medien auszuwählen, anzuwenden, anzupassen und zu evaluieren− Die Studierenden üben den kritischen Umgang mit Neuen MedienÜberfachliche Handlungskompetenzen <strong>als</strong> Positionierungsmerkmal einer UniversitätMasterarbeit Joël Luc Cachelin54
LernorganisationGrundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Förderung der überfachlichen Lernziele im Selbststudiumin Schwerpunktveranstaltungen oder in allen Veranstaltungen stattfinden soll (Wilbers& Zellweger, 2005 S.13). Im jetzigen Zeitpunkt werden überfachliche Handlungskompetenzennoch in allen Veranstaltungen gefördert. Es zeichnet sich jedoch eine Verlagerung von einer generellenFörderung hin zur Förderung in Schwerpunktveranstaltungen ab. Das Selbststudiumsteamist zurzeit daran, Piloten zu entwickeln, die ab dem Wintersemester 05/06 laufen. Es ist zu beachten,dass man überfachliche Lernziele in Schwerpunktveranstaltungen aktiv fördern wird, aberletztlich in allen Fächern passiv fordern wird.Die Studierenden ihrerseits unterscheiden das isolierte Selbststudium (nur Selbststudium), dasintegrierte Selbststudium (einzelne Module im Gesamtkonzept) und das verbundene Selbststudium(im Gesamtkonzept stimmig integriert) (Euler et al, S.11). Die Studierenden unterscheidendie Veranstaltungen bzw. die didaktischen Konzeptionen vor allem hinsichtlich der Gestaltungder Prüfung. Entsprechend sollte angestrebt werden, dass sich die unterschiedlichen didaktischenKonzeptionen, konkret der Ansatz im Kontinuum fachlich - überfachlich, auch auf die Gestaltungder Prüfung auswirkt. Es sollten Prüfungsformate entwickelt werden, bei denen durch eine mehroder weniger isolierte Prüfung der Selbstlernkompetenzen den überfachlichen Handlungskompetenzenmehr Gewicht verliehen wird. Die Bedeutung der überfachlichen Handlungskompetenzenwürde aufgewertet werden, wenn im Leistungsnachweis den überfachlichen Handlungskompetenzen,bspw. dem Erstellen von Mindmaps oder Zusammenfassungen, ein ECTS zugeordnetwürde.– Anspruchsvolle fachliche Lernziele: Anspruchsvolle Lernziele werden zwar in allen Fächern<strong>als</strong> erstrebenswert bezeichnet, jedoch selten im Unterricht gefördert bzw. in Prüfungen gefordert.Es ist erstaunlich, dass selbst auf der Masterstufe in vielen Fächern stures Auswendiglernengeprüft wird. Problematisch erscheint auch, dass die Studierenden schwierige Themen,welche auch durch Fragestellungen auf hohen Taxonomiestufen entstehen, <strong>als</strong> ungeeignet fürdas Selbststudium betrachten. Sie wünschen sich eine diskursive Auseinandersetzung für einvertieftes Verständnis dieser Inhalte in Präsenzveranstaltungen (Euler et al, 2004, S.11). Unabhängigdavon dienen die Fächer der Reflexionskompetenz zur kritischen Auseinandersetzungmit den Herausforderungen der Menschheit.– Selbstlernkompetenzen: Selbstlernkompetenzen sollen vor allem im ersten Semester durch denKurs «Formen des wissenschaftlichen Lernens und Arbeiten» aktiv aufgebaut werden. «DieVeranstaltung soll einen Einstieg in und eine Übersicht über Formen und Methoden des wissenschaftlichenArbeitens und Lernens bieten. Sie entwickeln eine erste Kompetenz, wissenschaftlicheTexte lesen, einordnen, verstehen und schreiben zu können. Dabei wird besonderesGewicht auf den Umgang mit Informationsquellen, das Argumentieren, die Grundbegriffeder empirischen Sozialforschung, diejenigen der Wissenschaftstheorie sowie das juristischeArbeiten gelegt. Sie praktizieren geeignetes Lernverhalten und Präsentieren» (Metzger et al,Überfachliche Handlungskompetenzen <strong>als</strong> Positionierungsmerkmal einer UniversitätMasterarbeit Joël Luc Cachelin55