Gerhard Benz „Vom Weinstock bis zum Glas“ - Network of ...
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„Aus dem Gebiet der Philosophie liegen sehr detaillierte<br />
Konzeptionen beispielsweise zur Begründung ethischen<br />
Handelns, zur Verteilungsgerechtigkeit oder auch <strong>zum</strong> Begriff<br />
der Rationalität und deren Beziehung <strong>zum</strong> emotionalen Denken<br />
vor, die auch in wirtschaftswissenschaftlichen Kontexten von<br />
Nutzen sind – vorausgesetzt man stellt die richtigen Fragen.“<br />
Angesichts aktueller Herausforderungen ist die heutige Wirtschaftswissenschaft<br />
nicht auf sich allein gestellt. Sie kann vielmehr auf einen weiten Bestand an<br />
Methoden anderer Disziplinen zurückgreifen. Hochkomplexe mathematische<br />
Methoden, wie die Theorie stochastischer Differentialgleichungen oder leistungsstarke<br />
Verfahren moderner Spieltheorie, wurden für den Einsatz in ökonomischen<br />
Modellierungen nutzbar gemacht und <strong>of</strong>t gerade im Hinblick auf einen solchen<br />
Einsatz weiterentwickelt. Für klar formulierte ökonomische Fragestellungen kann<br />
heute <strong>of</strong>t auf ausgereifte Verfahren zurückgegriffen werden. Das Problem besteht<br />
vielmehr darin, die richtigen Fragen zu stellen. Erst dann kann man mathematische<br />
und andere Hilfsmittel sinnvoll einsetzen, und so z.B. den hovercraft-effect (the use<br />
<strong>of</strong> high power mathematics to hover over the surface <strong>of</strong> a problem without touching<br />
it) vermeiden.<br />
Ähnliches gilt für theoretische Ansätze aus der Psychologie, Soziologie, oder aus<br />
dem Gebiet der Philosophie. Insbesondere die sog. praktische Philosophie bietet<br />
sehr detaillierte Konzeptionen beispielsweise zur Begründung ethischen Handelns,<br />
zur Verteilungsgerechtigkeit oder auch <strong>zum</strong> Begriff der Rationalität und deren<br />
Beziehung <strong>zum</strong> emotionalen Denken, die selbstverständlich auch in wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Kontexten von Nutzen sind – vorausgesetzt wiederum, man stellt<br />
die richtigen Fragen. Dies ist alles andere als trivial. Man muss viel über das Gebiet<br />
wissen, dessen Vorleistungen man nutzen möchte. Sonst wird man dort nichts<br />
Nützliches finden. Oder man wird das zufällig Gefundene nicht richtig verstehen und<br />
einsetzen können. Insbesondere ist es wichtig, die spezifischen Gültigkeitsbedingungen<br />
der einzelwissenschaftlichen Ergebnisse zu kennen und zu verstehen,<br />
wie diese sich beim Verpflanzen in andere wissenschaftliche Kontexte verhalten.<br />
Daneben entstehen in Zeiten des Umbruchs allgemeinere Fragen. Wann ist ein<br />
Theoriegebäude eigentlich eine Wissenschaft? Wie und warum verändern sich<br />
wissenschaftliche Theorien, wodurch werden etablierte Konzeptionen reaktionär und<br />
fortschrittshemmend, wie setzen sich neue theoretische Ideen durch? Solche Fragen<br />
sind allesamt Gegenstand der Wissenschaftstheorie. Deren Kenntnis gehört sich für<br />
einen zukünftigen Universitätsabsolventen also nicht nur „sowieso irgendwie“,<br />
sondern sie ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die adäquate und<br />
schöpferische Anwendung betriebswirtschaftlicher Theorien im späteren Beruf.<br />
ebs FACTS 2/2004<br />
“In the field <strong>of</strong> philosophy there are very detailed conceptions<br />
<strong>of</strong> what constitutes, say, ethical action, or a just distribution <strong>of</strong><br />
resources, or the idea <strong>of</strong> rationality and its relation to emotional<br />
thinking, all <strong>of</strong> which are obviously useful in the context <strong>of</strong><br />
economic and management science, but only if the right<br />
questions are being asked.”<br />
TOPTHEMA<br />
MAIN THEME<br />
Economic and management theory are not entirely alone in the face <strong>of</strong> current<br />
challenges. Rather, they can resort to a wide range <strong>of</strong> methods from other disciplines.<br />
Highly complex mathematical methods, such as stochastic variables or the<br />
powerful<br />
tools <strong>of</strong> modern game theory have been adapted for use in economic modelling, and<br />
further developed, <strong>of</strong>ten with an eye on just this type <strong>of</strong> use. Today, tried and tested<br />
methods can <strong>of</strong>ten be called upon when defining and formulating the major<br />
questions and issues to be addressed. The problem is much more one <strong>of</strong> finding the<br />
right questions in the first place. Only then is it possible to make sensible use <strong>of</strong><br />
mathematical and other aids, and thus to avoid, for example, the hovercraft-effect<br />
(the use <strong>of</strong> high power mathematics to hover over the surface <strong>of</strong> a problem without<br />
touching it).<br />
This is also true for theoretical approaches from psychology, sociology or the field <strong>of</strong><br />
philosophy, in particular from what is known as Practical Philosophy. Here too, there<br />
are very detailed conceptions <strong>of</strong> what constitutes, say, ethical action, or a fair distribution<br />
<strong>of</strong> resources, or the idea <strong>of</strong> rationality and its relation to emotional thinking,<br />
all <strong>of</strong> which are obviously useful in the context <strong>of</strong> economic and management<br />
science, but only if the right questions are being asked in the first place. This is<br />
anything but trivial: It is essential to know much about the field whose existing<br />
achievements one would like to use. Otherwise, nothing useful will be found there.<br />
Or one will find something by chance which will neither be understood nor correctly<br />
used. In particular, it is necessary to know the specific conditions which validate the<br />
results <strong>of</strong> the individual sciences and to understand how they behave applied in other<br />
academic fields.<br />
In addition, in times <strong>of</strong> dramatic change, more general questions arise. When does<br />
an accepted body <strong>of</strong> theory actually constitutes a science? Why and how do scientific<br />
theories change? How do some ideas become reactionary and counter-progressive?<br />
How do new theoretical ideas establish themselves? Such questions are all subjects<br />
for the Philosophy <strong>of</strong> Science. Knowledge <strong>of</strong> them has its proper place for a future<br />
university graduate, and not just “anyhow”. Its significance for the appropriate and<br />
creative application <strong>of</strong> management theory in your future career cannot be<br />
underestimated.<br />
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