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Die Individualbeschwerde nach dem Fakultativprotokoll zum Zivilpakt

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unzulässig erklärt waren. 46 In der bisher einzigen<br />

Sachentscheidung gegen die Bundesrepublik<br />

wurde keine Verletzung festgestellt. 47<br />

1.2.2 Rechtswirkungen der Entscheidung<br />

in der Sache („Auffassungen“)<br />

Hält der Ausschuss eine Beschwerde für<br />

zulässig und eine Paktverletzung für gegeben,<br />

stellt er dies in seiner abschließenden<br />

Entscheidung in der Sache, den sog. „Auffassungen“,<br />

fest. Fraglich ist, welche Rechtswirkungen<br />

dieser Entscheidung zukommen,<br />

ob also der betreffende Staat dadurch insbesondere<br />

verpflichtet ist, <strong>dem</strong> Opfer der festgestellten<br />

Verletzung Abhilfe zu leisten.<br />

1.2.2 1<br />

<strong>Die</strong> Tätigkeit des Ausschusses <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Fakultativprotokoll</strong><br />

wird häufig als „quasi-gerichtlich“,<br />

48 seine Auffassungen als „Sachentscheidungen“<br />

49 und die Gesamtheit seiner<br />

Entscheidungen als „Rechtsprechung“ oder<br />

„Fall-Recht“ bezeichnet. 50 <strong>Die</strong>se Begriffe sind<br />

aufgrund des Verfahrens, der Praxis des Ausschusses<br />

und der Entscheidungen, die wie<br />

Urteile abgefasst sind, 51 berechtigt. Das <strong>Fakultativprotokoll</strong><br />

selbst spricht jedoch von<br />

„Auffassungen“ 52 , nicht von einem Urteil. Es<br />

spricht diesen Auffassungen auch nicht ausdrücklich<br />

rechtsverbindliche Wirkung zu, 53<br />

wie dies z.B. bei der EMRK der Fall ist. 54 Das<br />

<strong>Fakultativprotokoll</strong> enthält auch keine ausdrückliche<br />

Regelung über eine Durchführungs-<br />

46 Für einen Überblick der bis Mitte 2005 gegen die Bundesrepublik entschiedenen Fälle siehe Schäfer, MRM<br />

2005, S. 184 f., sowie die in Teil 3 genannten Fälle (insbesondere Fn. 499, 636, 642, 644 und 683). Siehe ferner<br />

die seither bis Oktober 2007 veröffentlichten Entscheidungen Radosevic v. Germany (No. 1292/2004), vom<br />

22. Juli 2005, A/60/40 II (2005), Annex VI.AA (S. 438) – nicht hinreichend substantiiert; und Gilberg v. Germany<br />

(No. 1403/2005), vom 25. Juli 2006, A/61/40 II (2006), Annex VI.FF (S. 647) – nicht hinreichend substantiiert<br />

und innerstaatlicher Rechtsweg nicht erschöpft (Art. 5 Abs. 2 lit. b FP).<br />

47 Baumgarten v. Germany (No. 960/2000), Auffassungen vom 31. Juli 2003, CCPR/C/78/D/960/2000 (2003).<br />

48 „Quasi-judicial”, z.B. Buergenthal, Max Planck UNYB 5 (2001), S. 367; Higgins, EHRLR 1996, S. 570. Zurückhaltender<br />

aber der Ausschuss selbst z.B. CCPR/C/OP/3 (2002), S. 1 (§ 7): ”[...] the Committee is neither a court nor<br />

a body with a quasi-judicial mandate [...]. Still, the Committee applies the provisions of the Covenant and of<br />

the Optional Protocol in a judicial spirit [...].“<br />

49 Z.B. Nowak, Art. 5 FP Rn. 30; McGoldrick, S. 151 („decisions on the merits“); sowie der Ausschuss selbst, z.B. in:<br />

A/49/40 I (1994), § 458 (”The Committee’s decisions on the merits are referred to as ‘views’“).<br />

50 Z.B. de Zayas, S. 73: ”[...] constitute international case-law or jurisprudence and, as such, are part of what is<br />

known as ‘hard law’.“; Schmidt, VN 1994, S. 9 („beachtliche Rechtsprechung“); sowie der Ausschuss selbst,<br />

z.B. in: Ashby v. Trinidad and Tobago (No. 580/1994), Auffassungen vom 21. März 2002, A/57/40 II (2002),<br />

Annex IX.A (S. 12), § 10.6 (”the Committee reaffirms its constant jurisprudence“).<br />

51 Hierzu z.B. Buergenthal, Max Planck UNYB 5 (2001), S. 367; Tomuschat, in: Wolfrum, S. 556 (Rn. 17); ders., in:<br />

FS-Bernhardt, S. 619.<br />

52 Engl.: „Views“ (Auffassungen, (Rechts-)Ansichten); franz.: „constatations“ (Feststellungen); spanisch: „observaciones“<br />

(Beobachtungen, Bemerkungen). Im ursprünglichen Entwurf hieß es „suggestions“ (Vorschläge). Hierzu<br />

z.B. Bossuyt, S. 797 f. und 705 ff.; Nowak, Art. 5 FP Rn. 29 und Art. 42 Rn. 12 ff.<br />

53 Überlegungen, den Auffassungen ausdrücklich verbindliche Wirkung zukommen zu lassen, wurden bisher nicht<br />

umgesetzt. Siehe z.B. den vom Ausschuss zur Wiener Weltkonferenz über Menschenrechte (1993) vorgeschlagenen<br />

zusätzlichen Paragraphen, der lauten sollte: “States Parties undertake to comply with the Committee’s<br />

Views under the Optional Protocol.”, A/48/40 I (1993), Annex X.B, § 15.<br />

54 Art. 46 Abs. 1 EMRK. Hierzu z.B. Frowein/Peukert, Art. 53 Rn. 1 ff. Siehe auch Art. 68 AMRK.<br />

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