Drogen- und Suchtbericht | Mai 2011 - Die Drogenbeauftragte der ...
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136 G | Europäische <strong>und</strong> internationale Zusammenarbeit<br />
multilateral ausgerichteten <strong>und</strong> abgestimmten gemeinsamen<br />
Vorgehensweise. Das B<strong>und</strong>eskriminalamt (BKA)<br />
kooperiert in diesem Zusammenhang u. a. mit den Vereinten<br />
Nationen sowie <strong>der</strong> Europäischen Union <strong>und</strong> vertritt<br />
in seiner Zentralstellenfunktion dabei die Interessen <strong>der</strong><br />
deutschen Polizei in internationalen Gremien. Ziel dieser<br />
Gremienarbeit ist neben dem allgemeinen Informationsaustausch<br />
zu Entwicklungen <strong>der</strong> Rauschgiftkriminalität<br />
die Erarbeitung von kohärenten Bekämpfungskonzepten<br />
sowie die Initiierung gemeinsamer operativer Maßnahmen.<br />
So berücksichtigen die EU-<strong>Drogen</strong>strategie <strong>und</strong> die<br />
<strong>Drogen</strong>aktionspläne (siehe G 4.1.1) die aktuellen Entwicklungen<br />
u. a. in Bezug auf Maßnahmen zur Eindämmung<br />
des Rauschgiftschmuggels aus den Herkunfts- <strong>und</strong> Transitlän<strong>der</strong>n.<br />
Das UN Office on Drugs and Crime (UNODC) schätzt, dass<br />
80 % des nach Europa geschmuggelten Heroins über die<br />
traditionelle Balkan-Route (Afghanistan-Iran-Türkei-Südeuropa)<br />
geschmuggelt werden. 7 % werden auf <strong>der</strong> nördlichen<br />
Balkan-Route (Afghanistan-Iran-Kaukasus-Südeuropa)<br />
transportiert. <strong>Die</strong> restlichen 13 % verteilen sich auf die<br />
Transportwege direkt von Pakistan nach West- <strong>und</strong> Mitteleuropa,<br />
die Nordroute (Afghanistan-Zentralasien-Russland-<br />
Osteuropa), die Variante über Afrika sowie jene direkt aus<br />
Süd- <strong>und</strong> Südostasien o<strong>der</strong> über den Mittleren Osten <strong>und</strong><br />
die Golf-Region nach West- <strong>und</strong> Mitteleuropa.<br />
<strong>Die</strong> europäischen Mitgliedsstaaten sind in unterschiedlicher<br />
Weise vom <strong>Drogen</strong>handel in all seinen Ausprägungen<br />
betroffen. Der Rat „Justiz <strong>und</strong> Inneres“ hat am 3. Juni 2010<br />
den „Europäischen Pakt zur Bekämpfung des internationalen<br />
<strong>Drogen</strong>handels“ beschlossen. <strong>Die</strong>ser konzentriert sich<br />
zunächst auf die Phänomenbereiche Kokain <strong>und</strong> Heroin<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Hauptschmuggelrouten <strong>und</strong> soll in Zukunft als<br />
Modell für die Bekämpfung weiterer <strong>Drogen</strong> arten wie Cannabis<br />
<strong>und</strong> synthetische <strong>Drogen</strong> dienen. Drei Aktionsfel<strong>der</strong><br />
stehen im Fokus des Paktes: Unterbrechung <strong>der</strong> Kokainrouten<br />
(über Westafrika), Unterbrechung <strong>der</strong> Heroinrouten<br />
(über die Balkanroute) <strong>und</strong> Vermögensabschöpfung.<br />
<strong>Die</strong> EU-Mitgliedsstaaten priorisieren nach verschiedenen<br />
Gesichtspunkten (z. B. geografische Lage, landesspezifische<br />
Bedrohungslage <strong>und</strong> zur Verfügung stehende Ressourcen),<br />
wie sie sich an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> verschiedenen Aktions fel<strong>der</strong><br />
beteiligen <strong>und</strong> bündeln ihre Kräfte. Dafür werden die<br />
bestehenden Maßnahmen auf europäischer Ebene noch<br />
besser aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt <strong>und</strong> Doppelungen beseitigt<br />
bzw. vermieden.<br />
Das BKA ist diesbezüglich sowohl in Westafrika als auch im<br />
Bereich <strong>der</strong> Balkanroute stark engagiert, da <strong>der</strong> Schmuggel<br />
darüber Deutschland in vielfältiger Weise betrifft.<br />
Dementsprechend hat sich Deutschland nicht nur bei <strong>der</strong><br />
Entstehung des Europäischen <strong>Drogen</strong>paktes wesentlich<br />
eingebracht, son<strong>der</strong>n hat auch gemeinsam mit Italien die<br />
Rolle des Projektleiters bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> vorgesehenen<br />
Maßnahmen im Aktionsfeld „Unterbrechung <strong>der</strong><br />
Heroinrouten“ übernommen, während sich Frankreich <strong>der</strong><br />
„Unterbrechung <strong>der</strong> Kokainrouten“ <strong>und</strong> Großbritannien <strong>der</strong><br />
„Vermögensabschöpfung“ angenommen haben.<br />
4.2.2 Gr<strong>und</strong>stoffsymposium in Peru<br />
<strong>Die</strong> Überwachung <strong>der</strong> zur Rauschgiftherstellung unverzichtbaren<br />
Gr<strong>und</strong>stoffe ist international eine wesentliche<br />
Strategie zur Bekämpfung <strong>der</strong> Rauschgiftkriminalität<br />
<strong>und</strong> in <strong>der</strong> europäischen Zusammenarbeit durch einheitliche<br />
Regelungen ausgestaltet. <strong>Die</strong> Europäische Union als<br />
Chemi kalienproduzent ist nach wie vor Ziel krimineller<br />
Aktivitäten zur Erlangung von Gr<strong>und</strong>stoffen für die unerlaubte<br />
Rauschgiftherstellung – das betrifft halbsynthetisch<br />
her gestellte Rauschgifte wie Kokain <strong>und</strong> vollsynthetisch<br />
produzierte <strong>Drogen</strong> wie die so genannten Amphetamine.<br />
Ein internationales Fachsymposium stellte im Juni 2010<br />
ein Tagungsforum für die Untersuchung <strong>der</strong> Abzweigung<br />
von Gr<strong>und</strong>stoffen <strong>und</strong> so genannten nicht gelisteten chemischen<br />
Stoffen dar. <strong>Die</strong> inhaltliche Fe<strong>der</strong>führung des<br />
Gr<strong>und</strong>stoffsymposiums in Peru oblag dem B<strong>und</strong>eskriminalamt,<br />
während die Organisation gemeinsam mit dem<br />
UNODC gewährleistet wurde. Ziel war es, im Rahmen <strong>der</strong><br />
Kooperation zwischen <strong>der</strong> Europäischen Union <strong>und</strong> den<br />
Teilnehmerstaaten von PRELAC (Prevention of the Diversion<br />
of Drug Precursors in the Latin America and Caribbean<br />
Region) sowie internationalen Organisationen die mit <strong>der</strong>