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Drogen- und Suchtbericht | Mai 2011 - Die Drogenbeauftragte der ...

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Im Rahmen eines Kooperationsprojektes des Instituts für<br />

Sucht- <strong>und</strong> <strong>Drogen</strong>forschung, des SuchtPräventionsZentrums<br />

<strong>und</strong> des Büros für Suchtprävention werden unter<br />

Beteiligung von Expertinnen <strong>und</strong> Experten aus Berlin,<br />

Brandenburg, Hessen, Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>und</strong> Schleswig-Holstein<br />

zur Zeit zwei Präventionsmaßnahmen für Schulen<br />

entwickelt, bei denen die Computerspielnutzung <strong>und</strong> das<br />

Glücksspielverhalten von Jugendlichen im Mittelpunkt stehen.<br />

Ein Modul lässt sich in vorhandene Präventionsprogramme<br />

für die Sek<strong>und</strong>arstufe I integrieren. Das an<strong>der</strong>e<br />

Modul ist als eigenständige Interventionsmaßnahme insbeson<strong>der</strong>e<br />

für den Einsatz an Berufsschulen konzipiert.<br />

Nach <strong>der</strong> Evaluationsphase werden beide Module Ende<br />

<strong>2011</strong> für die regelhafte <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> anlassbezogene Anwendung<br />

im schulischen Kontext zur Verfügung stehen.<br />

6.8 Forschung<br />

6.8.1 Prävalenz, Ursache <strong>und</strong> Komorbidität<br />

weiblicher Glücksspielerinnen<br />

Nach einer b<strong>und</strong>esweiten Repräsentativbefragung aus<br />

dem Jahr 2008 liegt in <strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung <strong>der</strong><br />

weibliche Anteil an den pathologischen Glücksspielern<br />

bei 19,2 %. In <strong>der</strong> AHG Klinik Münchwies, die die meisten<br />

pathologischen Glücksspielerinnen <strong>und</strong> Glücksspieler in<br />

Deutschland behandelt, liegt bezogen auf diese Diagnosegruppe<br />

<strong>der</strong> Frauenanteil bei 14 %. Dort wurde ein Vergleich<br />

von 100 männlichen mit 100 soziodemografisch gleichen<br />

weib lichen pathologischen Glücksspielern durchgeführt.<br />

Bei gleicher Bevorzugung des Automatenspielens wurde<br />

bei den Frauen ein signifikant späterer Beginn des Glücksspielens<br />

bei einem dann deutlich schnelleren Fortschreiten<br />

<strong>der</strong> Erkrankung festgestellt. Zudem war die weibliche<br />

Gruppe häufiger in <strong>der</strong> Vorgeschichte schwer vernachlässigt,<br />

körperlich misshandelt <strong>und</strong> sexuell missbraucht<br />

worden. <strong>Die</strong> Komorbidität im Bereich <strong>der</strong> Angststörungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> depressiven Störungen war deutlich erhöht. Im<br />

Vergleich zur Allgemeinbevölkerung waren die Quoten<br />

bezüglich <strong>der</strong> aufgeführten Bereiche deutlich höher, so<br />

dass sich nicht lediglich ein allgemeiner Gen<strong>der</strong>effekt<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. Das Spielen hatte bei den Frauen die Funk-<br />

B | Suchtstoffe <strong>und</strong> Suchtformen | Pathologisches Glücksspiel 83<br />

tion, von unerträglichen Gefühlen <strong>der</strong> Angst, Trauer <strong>und</strong><br />

Insuffizienz abzulenken. Bei den pathologischen Glücksspielerinnen<br />

handelt es sich um eine von den Männern<br />

mit dieser Diagnose deutlich abgrenzbare Gruppe, <strong>der</strong>en<br />

Charakteristika in <strong>der</strong> ansonsten männerzentrierten Therapie<br />

<strong>der</strong> Glücksspielsucht beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />

geschenkt werden sollte.<br />

6.8.2 Katamnese pathologisches Glücksspielen<br />

Sechs Kliniken <strong>der</strong> Allgemeinen Hospitalgesellschaft AG,<br />

in denen jährlich mehr als 700 pathologische Glücksspielerinnen<br />

<strong>und</strong> Glücksspieler stationär behandelt werden,<br />

führen vom 1. Januar 2010 bis zunächst 30. September<br />

<strong>2011</strong> eine glücksspielerspezifische Katamnese durch. <strong>Die</strong><br />

Datenerhebung erfolgt auf Basis des Deutschen Kerndatensatzes<br />

Katamnese, <strong>der</strong> um einen Zusatzfragebogen<br />

zum pathologischen Glücksspielen erweitert wurde.<br />

Katamnesestudien sind ein wichtiges Instrument, um die<br />

Wirksamkeit von Behandlungen zu überprüfen. Bisherige<br />

Studien haben nur kleine Stichproben zur Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong><br />

sind methodisch sehr heterogen angelegt. Mit dem voraussichtlichen<br />

Umfang von 700 bis 800 Datensätzen liegt<br />

erstmals eine Nachuntersuchung behandelter pathologischer<br />

Glücksspieler in dieser Größenordnung vor. Erwartet<br />

werden neue f<strong>und</strong>ierte Erkenntnisse hinsichtlich <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Evaluation glücksspielerspezifischer<br />

Therapieprogramme.

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