DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik
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(z. B. Erweiterung, Metaphorisierung, Metonymisierung, Deonymisierung) sind Mittel zur<br />
Nominationsbildung. Als Wortbildung gilt nur, was aus vorhandenem Sprachmaterial<br />
(Lexemen und Morphemen) nach bestimmten Regeln gebildet wird. (Vgl. Poethe 2000: 203,<br />
Fleischer/Barz ²1995: 5–7). Sie ist dabei das produktivste Mittel und kann neben der Erweiterung<br />
des Wortschatzes auch syntaktische Funktionen erfüllen.<br />
Es ist zu beachten, dass sich der Begriff „Wortbildung“ sowohl auf den Prozess als<br />
auch auf das Produkt bezieht, weshalb man eigentlich zwischen prozessualer Wortbildung<br />
und Wortgebildetheit unterscheiden müsste (vgl. Wolf 1996: 253, Luukkainen 1998: 181–<br />
182). Wortbildungsprodukt bezieht auch lexikalisierte komplexe Lexeme mit ein, der<br />
Wortbildungsprozess ist hingegen nur an neugebildeten Wörtern nachvollziehbar. WNB<br />
eigenen sich darum als Untersuchungsgegenstand <strong>für</strong> mein Erkenntnisziel besser, da sie nur<br />
tatsächliche aktuelle Tendenzen der Werbung widerspiegeln.<br />
Lexikalisiert ist ein Wort, wenn es im Inventar einer Sprache im Sinne eines idealisierten<br />
Individuallexikons verankert ist (vgl. Boase-Beier u. a. 1984: 6–7). Auch usuelle WBP sind<br />
dort gespeichert, sie werden synthetisch als konzeptionelle Ganzheiten abgerufen und funktionieren<br />
damit wie Simplizia. WNB gehören (noch) nicht zum festen Sprachinventar, sie<br />
müssen über die einzelnen Glieder und das Wortbildungsmuster analytisch produziert und<br />
rezipiert werden (vgl. Wilss 1985: 281). Dieser Interpretations- und Bildungsunterschied ist<br />
natürlich wesentlich und auch wenn lexikalisierte WBP als Vorbilder wichtig sind, da sie<br />
die Paradigmen und Muster bereitstellen, geben sie natürlich wenig Auskunft über textsortenspezifische<br />
Benennungsbedürfnisse und kontextuell bestimmte Bedeutungszuweisung.<br />
Lexikalisierte Wortbildungen zeichnen sich durch zusätzliche Bedeutungskomponenten<br />
und vor allem eine festgeschriebene Lesart aus, während die meisten WNB kontextlos auf<br />
verschiedene Arten interpretiert werden können. Diese lexikalisierte Bedeutung muss nicht<br />
immer die prominenteste sein; so ist die eigentlich vordergründige Interpretation von<br />
Doktorvater die nicht-lexikalisierte Lesart Vater eines Doktors (vgl. Meyer 1993: XIV, zu<br />
den Hierarchien der Bedeutungszuschreibung vgl. Abschnitt 2.2.5.2).<br />
WNB weisen außerdem eine motivational erkennbare Bedeutung auf, die bei lexikalisierten<br />
komplexen Lexemen in unterschiedlichem Ausmaß verdeckt oder durch semantische<br />
Erweiterung bzw. Einschränkung verzerrt sein kann. Strukturelle Transparenz und morphosemantische<br />
Motivation bei komplexen Wörtern (neu oder nicht) liegen dann vor, wenn die<br />
Gesamtbedeutung der Bildung mit der separaten Bedeutung ihrer Konstituenten zusammenhängt.<br />
Gartenhaus hat die Motivationsbedeutung ‚Haus im Garten‘ und gilt als motiviert,<br />
lexikalisiert ist es aber als ‚kleines Haus oder Hütte im Garten, in die man die Gartengeräte<br />
und -möbel stellt‘ (Bsp. v. Barz/Schröder 2001: 191).<br />
Mit zunehmender Lexikalisierung entstehen also Idiomatisierung oder Demotivation.<br />
Idiomatisierung setzt bereits mit der Bildung eines neues Wortes ein und bezeichnet den<br />
Prozess der Bedeutungsisolierung, bei dem Relation und Konstituentenbedeutung festgelegt<br />
sowie zusätzliche semantische Merkmale in die Bildung aufgenommen und konventionalisiert<br />
werden; die Motivation bleibt dabei erhalten. Bei der Demotivation hingegen geht die<br />
Motivation z. B. durch Bedeutungswandel, Lautveränderung oder Wortschwund allmählich<br />
verloren. (Vgl. ebd. 188–189) Die morphologische Struktur und die Einzelbedeutungen der<br />
Konstituenten von demotivierten WBP weisen (synchron) keinen oder nur einen geringen<br />
Zusammenhang zur Gesamtbedeutung auf. Zwischen Vollmotivation und Demotivation<br />
gibt es ein breites Feld mit graduellen Übergängen, das ein <strong>für</strong> WBP charakteristisches<br />
Spannungsverhältnis darstellt. (Vgl. Fleischer 1991: 100–101, Ewald 1998: 328–329)<br />
Untersucht man ausschließlich WNB, gibt noch keine durch Lexikalisierung bedingten semantischen<br />
Verfälschungen, und durch die vorhandene Motivationsbedeutung sind auch die<br />
Benennungsmotive deutlicher erschließbar als das bei lexikalisierten Bildungen der Fall ist.<br />
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