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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik

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2. 2 Wortbildung und Text<br />

2. 2. 1 Überblick<br />

Ein wesentliches Thema meiner Untersuchung ist die Kontextabhängigkeit von WNB, die als<br />

Elemente eines Textes mit diesem in einer Wechselbeziehung stehen. Dieses Kapitel befasst<br />

sich theoretisch mit dieser Thematik und geht prinzipiell sind zwei Fragerichtungen nach:<br />

Was leisten WNB <strong>für</strong> den Kontext und was leistet dieser <strong>für</strong> WNB? Wie schon erwähnt<br />

wurde, übernehmen WNB bestimmte textuelle Funktionen; sie können sowohl zur Textualität<br />

als auch zur Konstituierung von Textsorten beitragen und entsprechende stilistische Wirkung<br />

ausüben. Sie sind damit in der Lage, gleichzeitig textkonstitutive und textdistinktive<br />

Aufgaben (vgl. Barz/Schröder 2001: 184) zu übernehmen. Von der anderen Perspektive aus<br />

betrachtet, ist festzuhalten, dass der Kontext die Bedeutung von WNB beeinflusst und ihre<br />

Produktion sowie Rezeption bestimmt. Konkrete Wortbildungen lassen sich ohne den Text als<br />

Erklärungs- und Entstehungshintergrund nicht umfassend untersuchen.<br />

Der Zusammenhang zwischen WNB und Text war auf unterschiedlichste Weise bereits<br />

Gegenstand der Forschung, auch wenn in den wenigsten Arbeiten zwischen lexikalisierten<br />

und neugebildeten Wortbildungen unterschieden wird (Ausnahmen sind neuere Arbeiten von<br />

Matussek 1994, Peschel 2002 und Wolf 1996).<br />

Die Auswirkung der Wortbildung auf Textkonstitution und -distinktion wurde in erster<br />

Linie von Wortbildungslehren festgestellt (z. B. Fleischer/Barz ²1995: 75–83, Erben 5 2006:<br />

74, Barz/Schröder 2001: 184–186), in vielen Darstellungen der Textlinguistik wird die Wortbildung<br />

als relevanter Gegenstand nicht (wesentlich) erwähnt (meint Wolf, vgl. 1996: 242).<br />

Einzelne Aufsätze vor allem in den 80er Jahren untersuchen die Beziehung zwischen Text<br />

und WNB besonders unter der textlinguistischen Perspektive, textgrammatische Aspekte<br />

dominieren. Dabei werden WBP als Element des Textes auf ihre textuelle Funktion und ihre<br />

Leistungen <strong>für</strong> den Text hin untersucht. Hier sind vor allem die Arbeiten von Schröder (1978,<br />

1983, 1984), Wildgen (1982), Dedering (1983) und Lipka (1987) zu nennen.<br />

Die Feststellung, dass das Vorkommen von bestimmten Wortbildungstypen relativ spezifisch<br />

<strong>für</strong> bestimmte Textsorten und funktionale Stile sei, wurde seit den 90er Jahren bis heute<br />

verstärkt in der Wortbildungsforschung thematisiert (vgl. Schröder 2000: 386) – so z. B. von<br />

Matussek (1994), Siebold (2000), Peschel (1998, 2002), Elsen (2004), Krieg (2005), die<br />

einzelne Textsorten oder Kommunikationsbereiche dahingehend analysierten. Im Mittelpunkt<br />

dieser Arbeiten stehen die textdifferenzierende Funktion der Wortbildung sowie ihre charakteristischen<br />

formalen und stilistischen Ausprägungen.<br />

Auf Arbeiten zu Text und Stil hat sich das Wissen um das Verhältnis von Wortbildung<br />

und Text nur wenig ausgewirkt, die Beschreibung der Stilpotenzen von WNB wird in den<br />

meisten Stilistiken kaum behandelt, wie Fix festgestellt hat. 64 Bei Fleischer/Michel/Starke<br />

(1993) findet sich eine etwas umfangreichere Behandlung des stilistischen Gebrauchs von<br />

WBP bzw. der stilistischen Wirkung von Wortbildungstypen. Weiters ist dazu vor allem<br />

Wildgens Arbeit relevant, die sich mit den sekundären Makroprozessen (siehe Abschnitt<br />

2.2.3.3) systematisch mit der stilistischen Wirkung von WBP auseinandersetzt.<br />

Die folgenden Ausführungen beziehen sich im Wesentlichen auf Komposita. Derivate<br />

sind bezüglich ihrer Funktion <strong>für</strong> den Text eine unergiebigere Quelle. 65 Auch die Frage nach<br />

der Leistung des Kontextes <strong>für</strong> Derivate ist weniger relevant, da durch ihre meist starke<br />

64 Fix hat einschlägige Stilistiken und Stillehren zu diesem Thema untersucht, vgl. 2000: 167.<br />

65 Affixe mit textueller Funktion sind aber eher selten, hauptsächlich mit stilistischem Effekt verbunden und<br />

meist auf wenige Sätze begrenzt wirksam. Für ein Beispiel vgl. Wolf 1996: 248.<br />

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