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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik

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• Über etwas verfügen<br />

‚Referenten haben S.‘ Dieses eher schwach aktive Muster mit Derivation auf -er lässt auch<br />

Wortgruppen als Basis zu und bezeichnet dann vor allem Personen und Tiere (Zwölfender,<br />

Dickhäuter, Warmblüter), aber auch Autos (Benziner, Fünftürer, Zweisitzer, Viersitzer).<br />

Mit 7-Sitzer schließt die Neubildung aus meinem Korpus an diese Reihe an. Bildungen<br />

nach diesem Muster entsprechen in ihrer Bezeichnungsart den Possessivkomposita (par pro<br />

toto). (Vgl. Eichinger 2000a: 193, auch Fleischer/Barz ²1995: 156)<br />

• Diminutiva<br />

‚Referenten sind verkleinerte S und verniedlichend oder ironisierend bewertet‘ (vgl.<br />

Motsch ²2004: 369). Dieses Wortbildungsmuster ist stark aktiv (ebd. 370) und wird durch<br />

-lein und -chen indiziert. In den von mir ausgewerteten Anzeigen kommen der Diminutiv<br />

von Bissen (Bisschen) sowie die Bildung Jausenstangerl 33 vor. Letztere kann als Kompositum<br />

mit einem lexikalisierten Diminutiv gesehen werden und an Bildungen wie Knoblauchstangerl,<br />

Pizzastangerl, Kokosstangerl anschließen. Andererseits wird damit eine Wurst<br />

bezeichnet und es ist durchaus üblich, Wurst in Stangen anzugeben (eine Stange Wurst),<br />

damit käme auch ein neugebildetes Kompositum Jausenstange (‚Stange (Wurst) <strong>für</strong> die<br />

Jause‘) als Basis <strong>für</strong> die Diminuierung infrage. Pizza-Häppchen ist hingegen nur als<br />

Kompositum mit einem usuellen Diminutiv zu interpretieren.<br />

• Augmentativa<br />

‚Referenten sind verstärkte oder über das normale Maß hinausgehende S und werden als<br />

wichtig oder beeindruckend hervorgehoben.‘ Wie bei der Adjektivgradierung handelt es<br />

sich um eine Verstärkung der Grundbewertung und keine generell positive Wertung. Augmentativa<br />

lassen sich mit ‚besonders groß/stark/hoch/wichtig‘ paraphrasieren (vgl. Ruf<br />

1996: 64). Ähnlich wie bei den Adjektiven gibt es dazu Bildungen mit entlehnten Präfixen<br />

(wie Hyper-, Mega-), mit gebundenen Lexikoneinheiten (wie Riesen-, Spitzen-, Star-), mit<br />

den auch selbstständig gebrauchten Super- und Top- sowie mit den Konfixen Multi- und<br />

Turbo-; alle diese Muster sind stark aktiv (vgl. Motsch ²2004: 373, Fleischer/Barz ²1995:<br />

204–205).<br />

Die meisten Augmentativa in meinem Korpus sind mit top gebildete Komposita: Top-<br />

Fond, Top-Angebot, Top-Preise, Top-Ranking, Top-Service, Top-Ausstattungs-Highlight,<br />

Topzins-Anlage. Super- kommt hingegen in nur drei Substantiven vor, von denen eines<br />

klassisch (Super-Service), eines ein Eigenname (Superfund) und eines eine spielerische<br />

Analogiebildung (Supermaus) ist. Weitere vertretene augmentative Wortbildungselemente<br />

sind Spitzen- (Spitzengenuss, Spitzenkaffee, Spitzenmischung, Spitzenniveau) sowie das<br />

Fremdlexem Star (Starpartner, Starjet), je eine Bildung gibt es mit Multi- (Multivan) 34 und<br />

Turbo- (Turbo-), die jeweils ihre Bedeutung ‚viel‘ bzw. ‚schnell‘ miteinbringen. Kapitalsparbuch.<br />

Ein <strong>für</strong> die Werbesprache typisches (vgl. DUW) augmentatives Element ist<br />

Premium-, das bei mir mit Premium Audio System und Premium-Niveau vorkommt. Es<br />

kann wie super auch als unflektiertes Adjektiv verwendet werden, beinhaltet aber neben der<br />

reinen Verstärkungsfunktion die Konnotation von Qualität. Ein weiteres Morphem, das in<br />

meinem Korpus vorkommt ist das entlehnte Kurzwort XXL (extra extra large). Es hat sich<br />

von der reinen Kleidergrößenbezeichnung zu einem Wortbildungselement entwickelt, das<br />

als Gradadjektiv gewertet werden kann: XXL-Kofferraum. 35<br />

33 -erl entspricht der landschaftlichen Varianten von -lein.<br />

34 Nicht augmentativ zu verstehen sind MultiOption-Finanzierung, Multijet-Motor und Multifunktionsfernbedienung,<br />

bei denen multi Teil der Wortgruppe ist.<br />

35 Star-, XXL-, aber auch Premium- und Turbo- werden in der gängigen Forschungsliteratur nicht als augmentative<br />

Elemente erwähnt (vgl. die von Ruf erstellte Liste, 1996: 55–57), haben hier aber eindeutig gradierende<br />

Funktion. Lexikalisierte Augmentativa wie Multipack oder Sondermodell wurden nicht berücksichtigt.<br />

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