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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik

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meinem Korpus nicht vertreten. Transpositionen, die die Verbbedeutung modifizieren,<br />

kommen bei mir nicht vor. (Das wären ‚punktuelles Geschehen‘, ‚resultierender Zustand‘<br />

und das stark aktive ‚iterative und pejorativ bewertete Geschehen‘ wie Gemeckere, Keppelei,<br />

vgl. Motsch ²2004: 333–335.)<br />

• Nomina actionis (reine Nominalisierungen)<br />

Hier ist vor allem die Konversion von Infinitiven ein sehr produktives Muster. 32 Ebenfalls<br />

stark aktiv sind Bildungen mit -ung, die im Gegensatz zur unbeschränkt anwendbaren<br />

Infinitivkonversion in einigen Fällen durch lexikalisierte Substantive blockiert sind und<br />

deshalb auffällig wirken können (vgl. Motsch ²2004: 331). Die nomina actionis übernehmen<br />

die Argumentstruktur des Verbs, die Argumentstellen können allerdings auch implizit<br />

durch Welt- oder Kontextwissen gefüllt werden. Auch ist die Füllung durch syntaktische<br />

Mittel innerhalb einer Nominalphrase nicht bei allen Argumentstellen möglich (z. B.<br />

Possessor- und Zielrolle). (Vgl. ebd. 326–327). Die Konversion von einfachen Infinitiven<br />

habe ich nicht berücksichtigt, nur wenn diese gemeinsam mit Argumenten oder Angaben<br />

die Basis <strong>für</strong> die Nominalisierung bilden und daher als Konversion von Wortgruppen<br />

interpretiert werden können. Das ist der Fall bei Seerauschen und Handyklingeln, die beide<br />

den Agensaktanten wortintern besetzen, sowie bei Reichsein. Auch das Beispiel <strong>für</strong> eine -<br />

ung-Nominalisierung hat eine Verbalphrase mit Themaaktant als Basis: Finanzoptimierung.<br />

Direkt-Sparen (‚Sparen bei einer Direktbank‘, in Anlehnung an Direktbank), Autosparen<br />

(‚Sparen, was das Auto betrifft‘) und Zuwachssparen (‚Sparen, das Zuwächse bringt)<br />

interpretiere ich hingegen als Komposita, im Gegensatz zu Bildungen wie Zeitsparen,<br />

Geldsparen etc., die wiederum als Wortgruppenkonversion anzusehen wären. Bei Finger-<br />

Klick (Tickets gibt es am Fahrkartenautomaten mit einem einfachen „Finger-Klick“) ist<br />

fraglich, ob hier die Bildung auf die Wortgruppe mit dem Finger klicken zurückgeht oder<br />

ob die Konversion von klicken hierarchisch vor dem Kompositionsprozess stattgefunden<br />

hat. Ich nehme ein Kompositum an, da Klick in und als Kurzform <strong>für</strong> Mausklick lexikalisiert<br />

ist und eine Analogie zu genau diesem Lexem anzunehmen ist (Mausklick selbst ist<br />

wohl als Konversion der Wortgruppe zu sehen).<br />

• Nomina agentis<br />

‚Referenten sind Agens der durch V bezeichneten Handlung‘, entweder einer professionellen<br />

bzw. habituellen Tätigkeit (<strong>für</strong> Personen in soziale Rollen und Berufen, z. B. Arbeiter,<br />

bzw. mit charakteristischem Verhalten, z. B. Sparer) oder eines partikulären, begrenzten<br />

Geschehens wie Finder, Gewinner (vgl. Fleischer/Barz ²1995: 152, Motsch ²2004: 340).<br />

Bei der okkasionellen Interpretation wird die Themastelle in einer Genitivphrase realisiert,<br />

wenn der Kontext keine ausreichenden Hinweise bietet: der Fahrer des Wagens; bei habitueller<br />

Lesart wird meist die wortinterne Position verwendet: Passat-Fahrer (vgl. Motsch<br />

²2004: 339, 141). Das Wortbildungsmuster ist stark aktiv, unter allen -er-Derivationen das<br />

aktivste (vgl. Eichinger 2000a: 192).<br />

Die in meinem Korpus vorkommenden Bildungen nach diesem Muster haben alle eine<br />

verbale Wortgruppe als Basis: Finanzoptimierer, Wertpapieranleger, Kartenbesitzer,<br />

Mercedes-Benz Fahrer / Eos-Fahrer / Passat Fahrer, Lebensversicherer / Autoversicherer.<br />

Einige dieser Bildungen sind auch als Komposita mit wortinterner Argumentstellenbesetzung<br />

interpretierbar, da das nomen agentis als selbstständiges Lexem angesehen<br />

werden kann. Das ist der Fall bei Wertpapieranleger sowie den bei Bildungen mit Fahrer<br />

32 Die üblicherweise als Konversion von Infinitiven (vgl. Fleischer/Barz ²1995: 211, Eichinger 2000a: 169)<br />

gesehenen Bildungen interpretiert Motsch als Derivationen mit dem Suffix -en. (Da er grundsätzlich Konversion<br />

ohne semantische und morphologische Veränderung als Wortbildungsmuster ablehnt, vgl. ²2004: 329.)<br />

Ich übernehme die konventionelle Sichtweise und kann so auch Bildungen wie das Reichsein unter den<br />

nomina actionis einreihen.<br />

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