DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik
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von Geldanlage. Wortgruppen werden auch als Konstituenten von Komposita verwendet<br />
und können als Basis von Konversionen fungieren.<br />
Auf die Diskussion über die Kategorie Affixoid werde ich nicht genauer eingehen. Sie<br />
bezieht sich auf Morpheme, von denen angenommen wird, dass sie weder eindeutig als<br />
Lexeme, noch eindeutig als Affixe zu analysieren sind: Das betrifft Lexikoneinheiten, die<br />
reihenbildend sind und in ihrer gebundenen Form einen semantischen oder konnotativen<br />
Unterschied (-mittel, -stoff, -zeug, -fähig, -frei) oder eine reduzierte phonologische Form<br />
aufweisen (Sonder(müll) zu besonders, Kunst(honig) zu künstlich). Diese Eigenschaften<br />
lassen einige Lexeme in Richtung Suffix tendieren und eine Sonderstellung einnehmen. Da<br />
die Kategorisierung mit einer dritten Gruppe nicht wirklich leichter wird, verzichte ich in<br />
meiner Analyse auf die Klasse Affixoid und werde entsprechende Elemente entweder der<br />
Komposition oder der Derivation zuweisen. Wie Motsch (vgl. ²2004: 10–12) analysiere ich<br />
Formen, die sich deutlich von den freien Varianten entfernt haben als Affixe, die anderen<br />
fraglichen Konstituenten als Lexikoneinheiten.<br />
Eine weitere Gruppe, die sich weder als Affixe noch als freie Lexeme analysieren lässt,<br />
sind Konfixe. Es handelt sich dabei um gebundene, überwiegend entlehnte Grundmorpheme.<br />
Sie sind nicht wortfähig, haben im gegenwartssprachlichen Deutsch keine freien<br />
Pendants und treten nur als Basis von Derivationen oder als Kompositionsglied auf. Im<br />
Gegensatz zu Affixen verfügen sie aber über eine lexikalisch-begriffliche Bedeutung und<br />
müssen nicht reihenbildend sein. Konfixe sind z. B. isol-, polit-, techn-, therm-, bio-. (Vgl.<br />
Barz/Schröder 187, Fleischer/Barz ²1995: 25) Auch hier ist die Zuordnung nicht immer klar<br />
zu treffen und einige als Konfix beschriebene Morpheme lassen sich auch als Präfix oder<br />
Lexem einstufen wie z. B. super. Die in meinem Korpus vorkommenden Beispiele sind<br />
multi- und turbo-. Öko- in der Bildung Öko-Milch interpretiere ich als gekürztes Adjektiv<br />
von ökologisch; super behandle ich als Adjektiv.<br />
In meiner Analyse wurden die Konversion von einfachen Infinitiven sowie die Bildung<br />
von Partizipien nicht als Wortbildungsmuster berücksichtigt, da diese vorrangig syntaktische<br />
Verfahren darstellen, Verben als Nomen bzw. als Adjektive <strong>für</strong> attributive Verwendung<br />
verfügbar zu machen. Das soll nicht heißen, dass ich Wortbildung einseitig und nur<br />
im Hinblick auf Lexikonerweiterung sehe, die Ausklammerung von Wortbildungen mit rein<br />
syntaktischer Funktion beruht vielmehr auf der grundlegenden Ausrichtung dieser Arbeit,<br />
die den Zusammenhang zum Kontext Werbesprache untersucht, wo<strong>für</strong> meiner Ansicht nach<br />
dieser Bereich der Wortbildung von geringerer Relevanz ist, da er eher Aufschluss über die<br />
Produktion und Interpretation syntaktischer Strukturen gibt. 15 Davon abgesehen sind gerade<br />
die in meinem Korpus vertretenen Infinitivkonversion nicht sehr zahlreich 16 und im Prinzip<br />
alle stark verbreitet, sodass sie als lexikalisiert gelten können, etwa beim Backen und Braten,<br />
zum Löffeln, flexibles Ansparen, Schenken macht Freude, beim Shoppen, das Fliegen.<br />
Wortbildungen können durch Paraphrasen ausgedrückt werden. Dabei gibt es<br />
verschiedene syntaktische Möglichkeiten, fallweise sind Verben zu ergänzen. Häufig sind<br />
Präpositionalphrasen (Vitamin-Cocktail – Cocktail mit Vitaminen), Genitivattribute<br />
(Garantieverlängerung – Verlängerung der Garantie), Relativsätze (Michelin Reifen –<br />
Reifen, die von Michelin erzeugt werden) und Adjektivattribute (Flachbett – flaches Bett).<br />
Die syntaktischen Alternativen, häufig sind mehrere möglich, hängen von der Semantik der<br />
Konstituenten und auch von dem zugrundeliegenden Muster ab. Eine explizite und<br />
15 Zu nominalisierten Infinitiven und ihre Stellung in der Wortbildung vgl. Barz 1998b: 58. Die meisten Wortbildungslehren<br />
beziehen den substantivierten Infinitiv als Wortbildungsmuster mit ein – vgl. Motsch ²2004: 328–329,<br />
Barz/Schröder 2001: 207, Fleischer/Barz ²1995: 49 –, die Bildung von Partizipien mit Ausnahme von Motsch (vgl.<br />
²2004: 186–187, 304–308) hingegen nicht – vgl. Eichinger 2000a: 87, Barz/Schröder 2001: 208, Fleischer/Barz<br />
²1995: 276–377.<br />
16 Insgesamt 11 Beispiele, von denen eines (Fliegen) zweimal vorkommt.<br />
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