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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik

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schließt ja kontextbestimmte oder individuelle Bedeutungen nicht aus. Gerade im Hinblick<br />

auf kontextuelle Zusammenhänge ist eine Form der semantischen Kategorisierung notwendig.<br />

Dass kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht und die Muster nicht die komplette<br />

relevante Bedeutung der Komposita wiedergeben können, versteht sich von selbst.<br />

Viele Theorien zur Substantivkomposition betonen die Sonderstellung relationaler<br />

Komposita, bei denen das Zweitglied ein relationales Substantiv ist, das einer Ergänzung<br />

bedarf wie z. B. Kundenberater. Diese lassen im Gegensatz zu Komposita ohne relationalem<br />

Bestandteil nur eine Lesart zu, allerdings nur, wenn die Leerstelle auch im Kompositum<br />

gefüllt wird, was nicht immer der Fall sein muss, siehe Raiffeisenberater.<br />

Fleischer/Barz (²1995) gehen den eher klassischen Weg und zählen 17 konstante besonders<br />

produktive Wortbildungsbedeutungen (ohne Untergruppen) auf, in die auch relationale<br />

Komposita inkludiert sind (vgl. 98–99). Ganz anders das DFG-Projekt (Boase-Beier u. a.<br />

1984 43 ) und Fanselow (1981a, 1981b), die statt einer großen Anzahl nur ‚Und‘, ‚Material‘,<br />

‚Vergleich‘, ‚Teil von‘ und ‚Ort‘ als Basisrelationen annehmen. In den anderen Fällen lässt<br />

sich die geeignete Relation entweder über wortinterne Besetzung einer Argumentstelle<br />

eines relationalen Substantivs oder auf der Grundlage von „Stereotypwissen“ ermitteln.<br />

Boase-Beier u. a. nehmen auch Kontextkomposita mit kontextuell bestimmter Relation an.<br />

Motsch versucht, beide Wege zu vereinen, er unterscheidet Komposita mit relationalem<br />

Glied, Kontextkomposita und Komposita mit semantischen Mustern (vgl. ²2004: 393). Bei<br />

Letzteren geht er von einem allgemeinen Muster ‚Tun‘ aus, das jeweils aus der Bedeutung<br />

der Kompositabestandteile zu spezifizieren ist (vgl. ebd. 399–400), sowie von 13 spezielleren<br />

Mustern ohne Untergruppen (vgl. ebd. 401–415). Genau genommen sind das nicht so<br />

wenige (selbst wenn Motsch von „relativ begrenzt“ spricht, vgl. 526) und inkludieren<br />

außerdem z. T. auch wortinterne Argumentstellenbesetzung, womit eine Trennung<br />

zwischen diesen Kompositagruppen verschwimmt. Auch ist fraglich, ob die Annahme eines<br />

Musters, dessen konkrete Ausgestaltung sich ohnehin individuell ergibt, überhaupt nötig<br />

ist, da man damit ja von Fanselows Stereotyprelationen nicht mehr weit entfernt ist und<br />

sich Überschneidungen zu den anderen bei Motsch genannten Mustern ergeben.<br />

Bei meiner Analyse von WNB hat sich das Konzept von Fanselow und Boase-Beier<br />

u. a. als brauchbarer herausgestellt, auch wenn die genaue Abgrenzung zwischen relationalem,<br />

stereotyprelationalem und nichtrelationalem Bestandteil nicht unproblematisch ist. Bei<br />

der Kategorisierung hinsichtlich der bei Motsch und Fleischer/Barz beschriebenen Muster<br />

entstanden hingegen Zuordnungsschwierigkeiten, häufig waren Bildungen mehrfach bzw.<br />

nicht eindeutig zuordenbar. Ich werde also nach Fanselows Grundidee vorgehen, die<br />

genannten Grundrelationen allerdings erweitern (bzw. die von Motsch abspecken).<br />

Komposita mit Eigennamen als Konstituente werden nicht separat, sondern (mit kleinen<br />

Anpassungen) im Rahmen der allgemeinen Konzepte und Muster beschrieben. Als strukturelle<br />

Auffälligkeit lässt sich festhalten, dass hier die häufigsten Komposita mit selbst<br />

neugebildeten komplexen Konstituenten vorkommen; Dreifachneubildungen (z. B. Kitekat<br />

Frischebeutel-Multipack) gibt es überhaupt nur mit Eigennamen. Neugebildete Konstituenten<br />

von Komposita werde ich im Folgenden als eigenständige WNB behandeln, also sowohl<br />

die gesamte Bildung als auch Frischebeutel-Multipack sowie Frischebeutel analysieren. 44<br />

rung nur auf lexikalisierte Wörter anzuwenden wäre (vgl. 2002: 123), ist nicht zuzustimmen, da auch lexikalisierte<br />

Bildungen aus dem Schema fallen und umgekehrt sich die meisten Textwörter durchaus einordnen lassen.<br />

43 Boase-Beier u. a. untersuchen explizit nur Ad-hoc-Komposita.<br />

44 Wie bisher werde ich bei den Belegen die Originalorthografie beibehalten. Hier gibt es nun einige wenige<br />

Bildungen, die mehrmals in unterschiedlicher Schreibweise vorkommen (hauptsächlich hinsichtlich der<br />

Bindestrichverwendung), was ich aber nicht berücksichtigen werde.<br />

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