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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik

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2. 1. 2. 3 Ad-hoc-Bildung und Neologismus<br />

Die Verbreitung ist wesentlich <strong>für</strong> die Bestimmung des Lexikalisierungsgrads, also die<br />

Differenzierung zwischen Neologismen und Okkasionalismen. Da Lexikalisierung ein<br />

gradueller allmählicher Prozess ist, befinden sich Neubildungen zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt einer synchroner „Momentaufnahme“ auf einer Skala, die von der okkasionellen<br />

Erst- bzw. Einmalbildung über den Status als Neologismus bis zur Lexikalisierung reicht<br />

(vgl. Barz 1996: 302–303, 1998b: 59). Okkasionalismen (oder Ad-hoc-Bildungen) sind als<br />

Textwörter nur <strong>für</strong> den aktuellen Text gebildet, es handelt sich um „sprachlich realisierte<br />

mögliche Wörter, die jedoch nicht ins Lexikon gelangt sind“ (Motsch ²2004: 18). Unter<br />

gewissen Bedingungen können sie sich zu Neologismen und schließlich zu lexikalisierten<br />

Wortschatzeinheiten entwickeln oder wieder verschwinden (vgl. Elsen 2004: 21).<br />

Neologismen hingegen sind „wirklich neue lexikalische Ausdrücke zur Bezeichnung<br />

neuer Denotate“ (Teubert 1998: 129), sie sind als neue Lexikoneinheiten zu verstehen,<br />

werden mehrfach verwendet und eine spätere Lexikalisierung zeichnet sich bereits ab. Per<br />

Definition (ebd. 135) liegt ein Neologismus nur dann vor, wenn die Bildung in einer<br />

bestimmten Häufigkeit über einen längeren Zeitraum (ein bis zwei Jahre) in mehreren<br />

Texten unterschiedlicher Genres und Textsorten belegt ist, in älteren Texten aber nicht zu<br />

finden ist. Beim der Verwendung von Neologismen findet in der Regel kein aktueller<br />

Bildungsprozess mehr statt, sie werden bereits nicht mehr <strong>für</strong> den Textmoment gebildet<br />

(vgl. Matussek 1994: 37–38).<br />

Zwischen Ad-hoc-Bildungen und Neologismen gibt es naturgemäß einen Übergangsbereich.<br />

Hierzu zählt man die WNB, die nach ihrer ersten Verwendung auch in anderen<br />

Texten vorkommen, von denen man aber noch nicht sagen kann, ob sie bestehen bleiben. 6<br />

Allerdings wird nur kleiner Teil der doch sehr zahlreichen Okkasionalismen lexikalisiert.<br />

Sie befriedigen einen aktuellen kommunikativen Formulierungsbedarf. Für eine Verbreitung,<br />

Weiterentwicklung zum Neologismus und Lexikalisierung ist ein „überindividueller<br />

Benennungsbedarf“ ausschlaggebend, das Bezeichnete muss <strong>für</strong> eine soziale Gruppe<br />

relevant sein und kommunikativen Bedürfnissen entgegenkommen. Auch das Prestige des<br />

Verwenders ist relevant. (Vgl. Barz 1998b: 59). Voraussetzung ist auch, dass sie in Textarten,<br />

die wiederholt und über einen längeren Zeitraum hin verwendet werden, oder in<br />

breitenwirksamen öffentlichen Situationen auftreten 7 (vgl. Cherubim 1980: 144–145).<br />

2. 1. 2. 4 Neuheitseffekt<br />

Neue Wörter werden, selbst wenn sie Okkasionalismen sind, nicht immer als solche wahrgenommen.<br />

Neuheit und Neuheitseffekt eines komplexen Lexems müssen nicht übereinstimmen.<br />

Das kann an der individuell unterschiedlichen Sach- und Sprachkompetenz der<br />

Sprecher liegen (ein Wort muss nicht <strong>für</strong> jeden neu sein) (vgl. Barz 1998a: 13–14), aber<br />

auch an der WNB selbst. Viele Bildungen sind so unauffällig, dass sie unbewusst und<br />

automatisch wie Syntagmen rezipiert werden, was folgende Gründe haben kann: 8<br />

6 Der Vorteil des Begriffs „Wortneubildung“ liegt darin, sich nicht auf Neologismus bzw. Ad-hoc-Bildung<br />

(Okkasionalismus) festlegen zu müssen, die als Unterbegriffe zu verstehen sind (vgl. Matussek 1994: 33, Barz<br />

1998a: 17).<br />

7 Werbung ist übrigens eine Kommunikationsform, die beide Bereiche erfüllt.<br />

8 Vgl. Barz 1996 und 1998a. Die auffälligkeitsverringernde Wirkung dieser Faktoren wurde <strong>für</strong> Substantivkomposita<br />

in Tests bestätigt, bei denen „neue Wörter“ in einem Text identifiziert werden mussten.<br />

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