Band II - Sächsische Schweiz Initiative
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Umweltbildungsprogramm Bergsport und Naturschutz 2<br />
1.3 Mit auf den Weg –<br />
Interaktionen zwischen Bergsport und Naturschutz als dynamischer Zusammenhang<br />
Bevor wir näher auf die <strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong> und ihre naturräumlichen Gegebenheiten sowie das <strong>Sächsische</strong><br />
Bergsteigen eingehen, sollten erst einmal Zusammenhänge betrachtet werden, welche die Grundlage aller späteren<br />
Betrachtungen darstellen.<br />
Folgende Bedingungen gelten für den Bergsport:<br />
1. Kein System auf dieser Erde kann unendlich wachsen – das ist ein Naturgesetz! Dies liegt unter anderem im<br />
begrenzten Angebot von Ressourcen begründet. Dies können Rohstoffe sein, Luft, Wasser oder auch freier<br />
Raum. Betrachten wir beispielsweise einmal den Autoverkehr. Dieser wächst mehr und mehr an (in<br />
Deutschland jährlich um ca. 700 000 Kfz). Zunehmend motorisieren sich auch ärmere Länder. Autoverkehr<br />
aber beansprucht Platz in Form von asphaltierter Fläche auf Kosten der natürlichen Umwelt. Er verunreinigt<br />
Luft und verbraucht hauptsächlich Erdöl. Nicht jeder Erdenbürger wird also ein Auto fahren können, ohne daß<br />
das System Autoverkehr wegen Ressourcenmangel an Platz, Luft oder Erdöl an seine Grenzen gelangt.<br />
Auch der Bergsport kann sich nicht unendlich ausweiten, d. h. die Zahl der Aktiven kann nicht unendlich<br />
wachsen, denn sie nutzen die Natur, die auch als eine endliche Ressource betrachtet werden kann. Dort wo sich<br />
Kletterer bewegen, kann sich Natur nicht frei und ungestört entfalten, denn meist sind Kletterer in ökologisch<br />
sensiblen Bereichen unterwegs - aber darauf werden wir in späteren Kapiteln noch zurückkommen. Wächst die<br />
Zahl der Kletterer aber nicht und ändern sie auch ihr Verhalten nicht, sich also ein gewisser<br />
Gleichgewichtszustand eingestellt hat, mag alles in Ordnung sein - zumindest solange sich die<br />
Rahmenbedingungen nicht ändern, also z.B. natürliche Flächen nicht weiter durch menschliche<br />
Inanspruchnahme eingeschränkt werden.<br />
2. Menschen suchen Selbstbestätigung und Erfolg! Bei Kletterern zeigt sich dies unter anderem darin, daß sie ihre<br />
Leistungen immer weiter steigern möchten. Dabei steht die gekletterte Wegschwierigkeit meist im Vordergrund<br />
– im Gegensatz zur Art und Qualität der Begehung. Um immer höhere Leistungen zu erzielen, zumindest<br />
subjektiv, besteht ein gewisser Drang, die Spielregeln, also im Falle des <strong>Sächsische</strong>n Kletterns die <strong>Sächsische</strong>n<br />
Kletterregeln, zu verändern. Diese Regeln sind wie in jeder anderen Sportart u.a. dafür geschaffen worden, eine<br />
Vergleichbarkeit der sportlichen Leistung zu gewährleisten. Eine Aufweichung dieser Regeln, also z. B. die<br />
Zulassung von Magnesia oder eine bessere Absicherung in Form verringerter Ringabstände, ermöglicht für den<br />
Augenblick vielleicht ein sichereres und leichteres Steigen in höheren Schwierigkeitsgraden, aber es bedeutet<br />
auch eine Inflation, eine Entwertung der Leistungen. Dies ist wahrscheinlich für die Entwicklung des Sportes<br />
nicht besonders gesund, zumal sich die hohe Anerkennung des <strong>Sächsische</strong>n Kletterns anderswo auch über<br />
dessen anspruchsvolle Regeln definiert. Daneben gibt es aber auch Auswirkungen auf den Naturraum – und<br />
damit auf die Zukunft des Klettersports, wie sich im folgenden Punkt zeigen wird:<br />
3. Attraktivierung versus Selektion: Zumeist wirkt der Drang nach einer Veränderung oder Aufweichung der<br />
Regeln in Richtung einer ‚Attraktivierung‘. Wenn also z. B. eine bessere Absicherung der Kletterwege<br />
vorgenommen wird, so muß damit gerechnet werden, daß Menschen, denen das Klettern vorher zu gefährlich<br />
erschien, nun ebenfalls oder verstärkt klettern gehen, weil der ursprünglich vorhandene ‚Selektionsfaktor‘<br />
„Gefährlichkeit“ nicht mehr vorhanden ist. Aber was wäre so schlimm daran, wenn sich mehr Menschen am