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Pidinger Gemeinde-Report - Gemeinde Piding

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wurden von der jeweiligen Kirche bzw. Kirchenverwaltung,<br />

an der Spitze stand der Zechpropst,<br />

verwaltet. Die Gelder wurden nun gegen eine<br />

Sicherheitsleistung an Bauern, wenn sie einen<br />

Hof erwarben, An- und Umbauten vornahmen<br />

oder weichende Kinder auszahlten, gegen einen<br />

Zins von 5 % ausgeliehen. Sie waren somit die<br />

Vorläufer der Darlehenskassen. Die Kirche vom<br />

Johannishögl zählte zu der reichsten Wallfahrtskirche<br />

im Höglwörther Stiftsland, dessen<br />

Kapital 1829 auf 6975 Gulden und im Jahre<br />

1883 betrug der Aktivstand 13 950 Goldmark.<br />

Michael Koch hatte anscheindend gut gewirtschaftet,<br />

aus der Nutznießung eines großen<br />

Waldes bezog er durch die Holzkohlenlieferung<br />

an die Hochadelige Eisengewerkschaft in<br />

Hammerau erheblichen Einnahmen, und<br />

außerdem waren die 93 scharwerkspflichtigen<br />

Bauern sicherlich beim Neubau behilflich.<br />

Deshalb bittet Michael bereits 14 Jahre später,<br />

im März 1712, „gehorsamlichst, ob er nicht<br />

einen Maurermeister außerhalb von Mauthausen<br />

für einen Neubau anwerben könnte,<br />

da sich hierorts kein Maurermeister befindet,<br />

der das vorhabende Hofgebäu nach contento<br />

ausführen könnte“. Der Pfleger, Gottlieb von<br />

Prankh, bestätigt „dem hofurbarlichen Untertan<br />

zu Mauthausen, das es hier mit Maurermeistern<br />

dergestalten schlecht versehen sei, so<br />

der Koch gezwungen sei, dahero einen andern<br />

Maurermeister nach gehorsamen anlangen,<br />

anzuwerben“.<br />

Im Frühjahr lässt Michael Koch den Altbau abtragen<br />

und baut einen typischen salzburgischen<br />

Einfirsthof. Der stattliche Mayerhof weist<br />

Wohnräume auf, die durch ihre lichte Raumhöhe<br />

mit reich verzierten Stuckdecken fast<br />

herrschaftlich wirken. Drei Wohnräume sind<br />

mit schweren, reich geschnitzten Holzbalkendecken<br />

versehen, wovon der Tragbalken mit<br />

verknoteten Tau-Motiven und Kerbornamentik<br />

verziert wurde. Die Knoten und Bandverschlingungen<br />

sollten Dämonen und das Böse<br />

abhalten, während das Herz als Symbol der<br />

Ewigkeit und der Kreis in vielfachen Spielarten<br />

als Sonnensymbol in der Volkskunst fortlebt.<br />

Der Kreis bedeutet auch das Vollendete, die<br />

Gottheit. Auch die Flure tragen phantasievolle<br />

Stuckdecken. Kenner von bäuerlicher Baukultur<br />

des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege<br />

sprechen von einer Raumausstattung,<br />

die zu den schönsten ihrer Zeit gerechnet werden<br />

muss. Eine Folge von Innenräumen in solcher<br />

Geschlossenheit und Qualität ist außer-<br />

Aus den Vereinen<br />

halb von Schlössern und Klöstern bisher unbekannt.<br />

Ausstattung und Stil dokumentieren<br />

fürstliche, bürgerliche und bäuerliche Züge<br />

und zeugen von dem Rang, den dieser ehemalige<br />

Hofbau einstmals repräsentierte.<br />

Auch die Pfetten weisen eine reiche Bemalung<br />

auf und an der östlichen Giebelseite über dem<br />

Eingang brachte Michael Koch einen hölzernen<br />

Pferdekopf an, der zusätzlich als Schutz<br />

vor dem Bösen den Hauseingang überwacht.<br />

Die östliche Giebelseite mit dem Pferdekopf.<br />

Pferdeköpfe oder stilisierte Ableitungen<br />

davon wurden gern als hölzerne Giebelzier an<br />

Bauernhäusern angebracht. Der Glaube an die<br />

magische Kraft des Pferdes hatte bei den indogermanischen<br />

Religionen große Bedeutung.<br />

Kein Haustier hatte den Menschen so viel<br />

Macht verliehen wie das Pferd. Hoch zu Roß<br />

zu reiten war zu allen Zeiten als Ausdruck<br />

eines gehobenen gesellschaftlichen Ranges zu<br />

werten. Noch heut wird das Pferd bei zahlreichen<br />

weltlichen wie kirchlichen Fest- und<br />

Trauerzügen in das Zeremoniell mit einbezogen.<br />

Man denke nur an das Trauerpferd bei<br />

einem Leichenzug wenn ein Befehlshaber zur<br />

Ruhestätte geführt wird. Kein Wunder also,<br />

wenn sich der Mayrhofbauer am Fuße der<br />

trutzigen Burg vor möglichen Unheil mit<br />

Symbolfiguren als Schutzvorrichung angebracht,<br />

absicherte.<br />

Der Historische Verein <strong>Piding</strong> e.V. bittet<br />

die Leser alte Bilder, Fotos, Postkarten,<br />

usw, aus <strong>Piding</strong> und Umgebung nicht<br />

wegzuwerfen, sondern dem Verein zur<br />

Verfügung zustellen oder eventuell auch<br />

zum Kopieren herzuleihen.<br />

Wir danken im Voraus. ■<br />

Historischer Verein e.V. <strong>Piding</strong><br />

Albert Kreil, 1. Vorstand<br />

<strong>Gemeinde</strong>-<strong>Report</strong> Juni 2010<br />

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