wendelinus bote - Kirche im Leben
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Zur Erinnerung an Freya von Moltke.<br />
Freya von Moltke war ein großartiger Mensch. Als junge Frau gehörte<br />
sie dem Widerstand gegen die NS-Diktatur an; sie war Mitglied des<br />
„Kreisauer Kreises“, dessen Gründer und einer seiner führenden Köpfe<br />
ihr Mann Helmuth Graf von Moltke war. Sie wäre am 29. März hundert<br />
Jahre alt geworden. Sie starb hochbetagt an Neujahr des vergangenen<br />
Jahres, wie es in der Todesanzeige hieß: „In großem Frieden“. Ihren<br />
Mann hatten die Nationalsozialisten <strong>im</strong> Januar 1945 wegen „Hochverrats“<br />
hingerichtet. Freya von Moltke zog nach der Flucht aus Schlesien<br />
nach Südafrika, verließ es wegen der Apartheid-Politik und lebte seitdem<br />
in den USA. Sie war eine Wegbereiterin der Verständigung zwischen<br />
Polen und Deutschland.<br />
Als Freya Deichmann wurde sie in Köln als Kind einer protestantischen<br />
bildungsbürgerlichen Familie geboren. Ein Vorfahr, der Bankier Wilhelm<br />
Ludwig Deichmann, gehörte zu den evangelischen Zuwanderern, die <strong>im</strong><br />
19. Jahrhundert eine maßgebliche Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
der Stadt spielten. Helmuth James von Moltke wurde 1907 geboren<br />
und war Urgroßneffe des preußischen Generalstabschefs während der<br />
siegreichen „Einigungskriege“. Von einer Dotation des preußischen<br />
Königs erwarb dieser 1867 das in Niederschlesien gelegen Gut Kreisau.<br />
Helmuths Mutter war die Tochter eines hohen Richters aus dem britischen<br />
Empire, darum sein zweiter Vorname. Während des Jurastudiums wurde<br />
er mit der österreichischen Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald bekannt.,<br />
Sie lud ihn in das von ihr gegründete Erholungs- und Begegnungszentrum<br />
am steirischen Grundlsee ein.<br />
Dort lernten sich <strong>im</strong> Sommer 1929 Freya Deichmann und Helmuth<br />
von Moltke kennen. Ein Briefwechsel begann, man sah sich wieder am<br />
Grundlsee und bei gegenseitigen Besuchen in Kreisau und Köln. Von<br />
Heirat war aber nicht die Rede. Es war die Zeit der großen Weltwirtschaftskrise,<br />
die <strong>im</strong> Oktober 1929, begonnen hatte. Die Arbeitslosenzahlen<br />
stiegen dramatisch an, und die politische Radikalisierung nahm<br />
zu. Helmuth hatte nach Abschluss seines Studiums von seinem Vater, der<br />
anderweitig engagiert war, die Leitung des überschuldeten Gutbetriebs<br />
übernommen. Das verlangte große Umsicht und die ganze Kraft des<br />
Zweiundzwanzigjährigen. Aber eine Konsolidierung begann. Allerdings<br />
war es für Freya überraschend, als sie <strong>im</strong> Sommer 1931 einen brieflichen<br />
Heiratsantrag von Helmuth erhielt.<br />
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