Mitteilungen der Freien Waldorfschule Stade
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Schüler-Austausch<br />
Mit dem Fahrrad fahren<br />
hier einfach alle …<br />
Mein kleiner Austausch nach Amsterdam<br />
ist beinahe vorbei; von den zehn<br />
Wochen liegen noch zwei vor mir.<br />
Momentan genieße ich die Mai-Ferien, aber<br />
nächste Woche fängt die Schule wie<strong>der</strong> an.<br />
Ich gehe auf eine <strong>Waldorfschule</strong>; in <strong>der</strong><br />
Eingangshalle hängt ein Porträt, von dem ich<br />
glaube, dass es Rudolf in seinen jungen<br />
Jahren zeigt. Eigentlich außergewöhnlich,<br />
denn man kennt ja das Einheitsbild.<br />
Die Schule ist teilweise den holländischen<br />
Regelschulen angeglichen; es gibt z. B. dreimal<br />
im Jahr Notenzeugnisse und keinen<br />
Eurythmieunterricht mehr in <strong>der</strong> Oberstufe.<br />
Vor den Ferien wurden die Acht- und<br />
Zwölftklass-Stücke vorgeführt und es werden<br />
Halbjahresarbeiten angefertigt. Man<br />
sieht auch dem Schulgebäude, das neugebaut<br />
wurde, an, dass es anthroposophisch<br />
inspiriert ist, aber im Unterricht finde ich<br />
zumindest nicht viel wie<strong>der</strong>. Immerhin kann<br />
ich den Morgenspruch jetzt auf Nie<strong>der</strong>ländisch.<br />
Ich war in den ersten Wochen an <strong>der</strong><br />
Schule ziemlich auf mich gestellt. Anfangs<br />
habe ich mich den ganzen Tag an Klassenkameraden<br />
festgekrallt, weil ich mich im<br />
Schulgebäude hoffnungslos verlaufen hätte.<br />
Keine Klasse hat ein festes Klassenzimmer,<br />
jedes Fach wird in einem festen Raum unterrichtet.<br />
Das Schulgebäude hat vier identische<br />
Etagen und ich habe mir krampfhaft in den<br />
Pausen die Bil<strong>der</strong> gemerkt, die auf den<br />
Fluren hängen. Französisch ist abstrakte<br />
Kunst in grün und blau, Mathe hat die Büste<br />
einer Schülerin <strong>der</strong> elften Klasse … Mittlerweile<br />
finde ich mich aber zurecht. Obwohl,<br />
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wer weiß wie’s nach den Ferien aussieht?!<br />
Die Klassenbetreuerin meiner Klasse hat<br />
sich viel um mich gekümmert, sonst musste<br />
ich aber fast alles selbst organisieren: in welchen<br />
Französischkurs ich komme, welche<br />
Englischklasse ich habe, wann Mathe stattfindet<br />
usw. Ich hatte manchmal das Gefühl,<br />
keiner wusste von meinem Kommen.<br />
Die Tochter meiner Gastfamilie macht<br />
momentan einen Austausch in Frankreich,<br />
ich wohne in ihrem Zimmer. Sie hat zum<br />
Glück ein paar Schulbücher hier gelassen,<br />
die meisten musste ich mir aber selbst besorgen.<br />
Viele Lehrer wussten nicht, dass ich<br />
Austauschschülerin bin, die meisten haben<br />
sich dann aber gefreut, dass ich aus Deutschland<br />
komme, und seitdem werde ich von<br />
manchen ausschließlich auf Deutsch angesprochen<br />
– auch nicht Sinn <strong>der</strong> Veranstaltung,<br />
aber wirklich nett und witzig.<br />
Ich habe mir anfangs Sorgen gemacht,<br />
dass ich Probleme mit meiner Verständigung<br />
bekommen könnte, denn meine Nie<strong>der</strong>ländischkenntnisse<br />
waren sehr spärlich. Völlig<br />
unbegründete Sorgen, denn in <strong>der</strong> Zeit, in<br />
<strong>der</strong> ich wenig Holländisch verstand, redeten<br />
alle Englisch o<strong>der</strong> Deutsch mit mir.<br />
Ich habe hier fast alle Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
z. B. in <strong>der</strong> Schule einen<br />
Internetzugang, den die Schüler kostenlos<br />
nutzen dürfen. Von meinen Freunden,<br />
Eltern, Lehrern bekomme ich Post, und die<br />
hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass<br />
ich nie wirklich Heimweh hatte. Danke euch<br />
allen … Es ist irgendwo auch beruhigend zu<br />
wissen, dass das manchmal ersehnte Zuhause<br />
nur vier Autostunden entfernt liegt,