Mitteilungen der Freien Waldorfschule Stade
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Zahnarztbesuch, Ankunft eines Geschwisterkindes<br />
etc.<br />
Hierzu ein kurzes Beispiel aus <strong>der</strong> Praxis:<br />
Kürzlich wurde ich von einer Gruppe Fünfbis<br />
Siebenjähriger im Kin<strong>der</strong>garten eingeladen,<br />
mir ihre Sauna anzuschauen. Ich war<br />
beeindruckt. Die Kin<strong>der</strong> hatten einen Tisch<br />
unter das Fenster geschoben, direkt an die<br />
Heizungsverkleidung. Unter dem Tisch war<br />
ein großes blaues Tuch ausgebreitet, sie<br />
erklärten mir, dies sei das Tauchbecken. Auf<br />
dem Tisch lagen eine Wolldecke und Felle -<br />
die Heizung hatten sie auf höchste Stufe<br />
gedreht. Auf diesem Tisch stand wie<strong>der</strong> ein<br />
Tisch. Von ihm herab hingen seitlich Tücher<br />
herunter, so dass die Sauna abgedunkelt war.<br />
Oben auf dem zweiten Tisch war die<br />
Veranda. Ich durfte auf den mittleren Tisch<br />
krabbeln und kam so in die Sauna. Die Kin<strong>der</strong><br />
erklärten mir aufgeregt, hier sei es so heiß wie<br />
in einer echten Sauna.<br />
Den Kin<strong>der</strong>n kommt es nun darauf an,<br />
alles zusammenzutragen, was dazu gehört.<br />
Wie<strong>der</strong> hilft die Phantasie dem Kind etwas so<br />
herzustellen wie „in echt“. Auch Technik<br />
kann im Spiel soweit erscheinen und nachgeahmt<br />
werden, wie sie sich dem Kind durchschaubar<br />
macht: Seilbahn, Kran … (Jubel, es<br />
funktioniert).<br />
Probleme können auftreten, wenn Kin<strong>der</strong><br />
Aus dem Kin<strong>der</strong>garten<br />
ständig gehin<strong>der</strong>t werden, ihre Welt zu entdecken<br />
o<strong>der</strong> wenn Kin<strong>der</strong> auf sehr früher Stufe<br />
mit technischen Übermittlern und Computern<br />
umgehen, <strong>der</strong>en Funktionen sie nicht verstehen,<br />
die nur die Sinne reizen und auf frühe<br />
intellektuelle Entwicklung abzielen. Die eigene<br />
innere Tätigkeit findet nicht statt – die Kin<strong>der</strong><br />
finden nur schwer in ein phantasievolles Spiel.<br />
Die Kraft und die Fähigkeit <strong>der</strong> Phantasie,<br />
die den Kin<strong>der</strong>n das Gefühl vermittelt, etwas<br />
Echtes gemacht zu haben, braucht die<br />
Möglichkeit sich ständig zu betätigen. Das<br />
Wichtige ist <strong>der</strong> Prozess, die innere Arbeit. So<br />
werden Bildekräfte geschult, aus denen später<br />
die Vorstellung entsteht, und innere Bil<strong>der</strong><br />
geschaffen.<br />
Spielzeug, welches die Phantasie anregt, ist<br />
daher alles „nicht fertige“, Spielzeug, welches<br />
dem Kind die Möglichkeit gibt selbst aktiv zu<br />
sein. Phantasietötendes Spielzeug ist all jenes,<br />
welches die Kin<strong>der</strong> völlig gegen ihre Natur<br />
zum passiven Zuschauer macht, sie innerlich<br />
träge werden lässt. In <strong>der</strong> Art, in welcher das<br />
Kind von seiner Umgebung angesprochen<br />
wird, liegt eine völlige Umkehrung gegenüber<br />
dem Vorgang, wie er sich beim Erwachsenen<br />
abspielt.<br />
ANDREA KÖTTGEN (KINDERGÄRTNERIN<br />
IM WALDORFKINDERGARTEN STADE)<br />
Erwachsener Kind bis zum 7. Lebensjahr<br />
❶ Übermitteln von Informationen durch<br />
Vorstellungen und Begriffe; Appell an<br />
das Denken.<br />
❷ Herstellen einer persönlichen Beziehung;<br />
Ansprechen des Fühlens.<br />
❸ Auffor<strong>der</strong>ung zur Handlung; Aufrufen<br />
des Willens.<br />
① Miterleben von Handlungen, direktes<br />
Ansprechen des Willens.<br />
② Gefühlsmäßiges Nachleben und sich verbinden<br />
mit <strong>der</strong> Handlung, Fühlen.<br />
③ Erwachen von Interesse, Aufleuchten von<br />
Vorstellungen und Begriffen, Denken.<br />
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