Mitteilungen der Freien Waldorfschule Stade
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Schulgründung in Kazlu Ruda (Litauen)<br />
„Das Leben<br />
braucht den Menschen“<br />
Die Gründung 1992 erfolgte von vier<br />
Lehrern: 1. Algirdas Alisauskas 2. seine<br />
damals – noch nicht – Ehefrau Asta<br />
Klimaviciute 3. die heutige Religionslehrerin<br />
Geda Jakubauskiene und 4. Janina Velikeniene,<br />
damals schon pensionierte ehemalige<br />
Staatsschullehrerin, die ein hohes Ansehen in<br />
Kazlu Ruda genoss und <strong>der</strong> viel Vertrauen<br />
von Seiten <strong>der</strong> Eltern entgegengebracht wurde.<br />
Kurz vor Schulbeginn 1999 starb Janina<br />
Velikeniene und wurde am 1. September begraben.<br />
In Litauen ist immer am 1. September<br />
Schulbeginn und sie wurde genau an diesem<br />
Tag beerdigt, was ihre Verbundenheit<br />
zur Schule symbolisieren und sie als Lehrerin<br />
ehren sollte. Es ist in Litauen für Lehrer eine<br />
große Ehre am 1. Schultag beerdigt zu werden.<br />
Schülervater Mecislovas Daugiala, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Kreistages und Generaldirektor<br />
einer Metall verarbeitenden Fabrik, hat auf<br />
politischer und ganz praktischer Ebene<br />
Wege bereitet und geglättet. Auf Grund seiner<br />
guten Kontakte zum politischen und kulturellen<br />
Leben ist er auch heute noch eine<br />
große Hilfe für die Schule, beson<strong>der</strong>s auch<br />
im finanziellen Bereich.<br />
Algirdas, <strong>der</strong> sich selbst gesellschaftlich<br />
als „Schwarzes Schaf“, bezeichnet, sagt, dass<br />
er vor <strong>der</strong> Revolution alles hatte: Er war<br />
Mathematiklehrer am Gymnasium, er hatte<br />
Musikschüler, er sang in Chören mit, hatte<br />
eine eigene Folklore Gruppe, die viele Kon-<br />
4<br />
zerte gab. Bei den sibirischen Volkslie<strong>der</strong>n,<br />
die sie spielten, war das Publikum zu Tränen<br />
gerührt. Aber trotzdem war er unzufrieden.<br />
Als aktives und somit auch geschlagenes<br />
Mitglied war er an <strong>der</strong> „singenden“ – also<br />
<strong>der</strong> als friedlich geltenden – Revolution<br />
beteiligt und die in ihm wachsende Unzufriedenheit<br />
gipfelte in <strong>der</strong> Sinnfrage des Lebens.<br />
Diese Revolution, die alles verän<strong>der</strong>te,<br />
nach Neuem fragte, brachte das Motto hervor:<br />
„Das Leben braucht den Menschen“.<br />
Im ersten Jahr <strong>der</strong> Schulgründung begann<br />
eine experimentelle Zeit, in <strong>der</strong> sich die<br />
Freunde um Algirdas mit Schulpädagogik<br />
auseinan<strong>der</strong> setzten: unter an<strong>der</strong>em wurde<br />
über Montessori und Waldorfpädagogik<br />
nachgedacht. Da nach litauischem Recht<br />
jede Schule einen Direktor haben muss, galt<br />
es aus den vier Gründungsmitglie<strong>der</strong>n einen<br />
zu finden. Algirdas hat sich für dieses Amt<br />
zu Verfügung gestellt. Er sah darin ein gute<br />
Möglichkeit neue pädagogische Ansätze zu<br />
verwirklichen.<br />
In dieser Zeit hat ihn die Bezirksschulrätin<br />
schicksalhaft, ohne sein Wissen zu<br />
einem Seminar für Waldorferzieher eingetragen.<br />
Sie musste sich sehr schnell entscheiden,<br />
konnte ihn nicht rückfragen, kannte ihn aber<br />
als Mensch und seine Interessen. Dieses Seminar,<br />
eines <strong>der</strong> ersten Waldorfseminare in<br />
Litauen, wurde von <strong>der</strong> deutsch-litauischen<br />
Familie Archibald und Ruta Bajorat geleitet.<br />
In diesem Seminar hat Algirdas viele