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Mitteilungen der Freien Waldorfschule Stade

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Aus dem Kin<strong>der</strong>garten<br />

Das kindliche Spiel<br />

Kin<strong>der</strong>garteneltern können erleben, dass<br />

ihr Kind nach Hause kommt und sagt:<br />

„Heute haben wir im Kin<strong>der</strong>garten<br />

Spaghetti mit Tomatensoße gegessen!“,<br />

o<strong>der</strong>: „Alle Spielsachen hat die Müllabfuhr<br />

geholt…“ Sie fragen sich, was ist im Kin<strong>der</strong>garten<br />

los, sind verunsichert – zurecht!<br />

Ich möchte so gut ich kann einen kleinen<br />

Einblick geben in die Phantasiewelt <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong>.<br />

Das kleine Kind handelt nicht aus Begriffen<br />

heraus, seine Handlungen schließen<br />

sich unmittelbar an Sinneseindrücke an. Es<br />

lernt die Welt zu erfahren und zu begreifen<br />

durch das Vorbild und die Nachahmung.<br />

Traum o<strong>der</strong> Wirklichkeit sind für das kleine<br />

Kind wahr, es ist noch sehr verbunden mit<br />

<strong>der</strong> geistigen Welt, aus <strong>der</strong> es kommt und<br />

wächst erst langsam in die Erdenwelt hinein.<br />

Die Wahrnehmung mit den äußeren Sinnen<br />

ist gleichbedeutend einer inneren Wahrnehmung.<br />

Der Ausspruch von Rudolf Steiner:<br />

„Das kleine Kind ist ganz Sinnesorgan!“<br />

bedeutet, dass das Kind mit all seinen Sinnen<br />

ganz mit <strong>der</strong> Welt um es herum verbunden<br />

ist und es durch die Sinne wie durch eine<br />

Nabelschur alles aufnimmt. Märchen z. B.<br />

wirken im Seelischen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>; sie identifizieren<br />

sich mit dem Guten – gegen das Böse.<br />

Das Spiel des Kindes ist so ernst wie bei<br />

Erwachsenen die Arbeit. Das Kind spielt nur<br />

um seiner selbst willen, das Spiel ist noch<br />

nicht zweckdienlich und pflichtbewusst in<br />

das soziale Leben und seine Aufgaben eingebunden,<br />

aber durchdrungen von schöpferischer<br />

Tatkraft.<br />

Betrachtet man das kindliche Spiel im<br />

Alter von null bis drei Jahren, so spielt es<br />

anfangs noch unbewusst mit Füßchen und<br />

48<br />

Händchen; es ertastet seine Umwelt mit all<br />

seinen Sinnen.<br />

Ein beliebtes Spiel ist das Spiel in den<br />

Polaritäten („Einräumen – Auskippen“,<br />

o<strong>der</strong> „Ich bin weg – Ich bin da“, usw.) Im<br />

Spiel <strong>der</strong> drei- bis fünfjährigen Kin<strong>der</strong><br />

kommt eine neue Fähigkeit hinzu, die kindliche<br />

Phantasie.<br />

Die Kin<strong>der</strong> sehen etwas und fühlen sich<br />

erinnert. Die Phantasie ergänzt im Spiel alles,<br />

was nötig ist, und geht weit über das Vorhandene<br />

hinaus.<br />

Eine Schnur kann eine Angel sein, eine<br />

Herdplatte aus Holz wird zum Lenkrad, ein<br />

Puppenbügeleisen zum Telefon, ein flacher<br />

Holzklotz zum Handy und viele Stühle hintereinan<strong>der</strong><br />

sind ein Zug.<br />

Die Kin<strong>der</strong> müssen irgendwo einmal<br />

etwas Ähnliches gesehen o<strong>der</strong> erlebt haben<br />

um es nachspielen zu können. Sie leben ganz<br />

in <strong>der</strong> Nachahmung. Im Spiel herrscht ein<br />

ständiger Wandel, denn die Phantasie des<br />

Kindes entzündet sich an den Dingen um es<br />

herum, gerät etwas neues ins Blickfeld, wird<br />

dies unmittelbar aufgenommen: Während<br />

des Spiels klingelt es an <strong>der</strong> Wohnungstür,<br />

<strong>der</strong> Postbote bringt ein Paket. Die Kin<strong>der</strong>,<br />

die eben noch Spaghetti mit Tomatensoße<br />

für die Puppen gekocht haben, müssen nun<br />

selbst gleich zur Post, ein Paket wegbringen.<br />

Bei den fünf- bis siebenjährigen Kin<strong>der</strong>n<br />

kommen die Anregungen für das kindliche<br />

Spiel nicht mehr nur von außen, son<strong>der</strong>n<br />

von innen, vom Kind selbst.<br />

Das Spiel wird ausdauern<strong>der</strong>, weil unabhängig<br />

von Ort, Zeit und Personen. Ganze<br />

Handlungsabläufe können erinnert und zielgerichtet<br />

nachvollzogen werden. Bedeutende<br />

Erlebnisse werden nachgespielt: Hochzeit,

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