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Ja zur neuen Linkspartei! - Die Linkspartei - Die Linke

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Strenge Eigentümer<br />

Noch einmal zu einer »alltäglichen« Problematik: Privatisierung oder Erhaltung und<br />

Nutzung von kommunalem Eigentum? Von Hans-Georg Trost<br />

<strong>Die</strong> Eigentumsfrage ist seit über einem<br />

<strong>Ja</strong>hrhundert für die <strong>Linke</strong> eine – wenn<br />

nicht die entscheidende – politische<br />

Frage, um die gesellschaftliche Entwicklung<br />

zu beeinfl ussen bzw. zu gestalten.<br />

Sie spielt auch seit Entstehen<br />

der PDS stets eine zentrale Rolle.<br />

<strong>Die</strong> programmatischen Debatten<br />

brachten neue Einsichten, Beiträge <strong>zur</strong><br />

Eigentumstheorie, die zum großen Teil<br />

in dem derzeit geltenden Programm<br />

bzw. dem Entwurf der »Programmatischen<br />

Eckpunkte« für die Parteineubildung<br />

enthalten sind. Hier soll auf einige<br />

für die praktische politische Arbeit<br />

wichtige Gedanken und Schlussfolgerungen<br />

verwiesen werden.<br />

Heute ist nicht mehr »nur« vom Eigentum<br />

an Produktionsmitteln die Rede.<br />

Eigentum wird vor allem als eine<br />

Frage der realen Verfügung über wirtschaftliche<br />

Machtressourcen angesehen.<br />

<strong>Die</strong> für die Praxis nicht zu unterschätzende<br />

Frage nach der Rechtsform<br />

wird weiter betont. Bedeutender ist<br />

aber die Hervorhebung der wirtschaftlichen<br />

Macht- und Herrschaftsverhältnisse<br />

als eigentlicher Inhalt des Eigentums,<br />

was den Marx‘schen Gedanken<br />

vom Eigentum als einer Beziehung<br />

zwischen Menschen (und nicht zu Dingen!)<br />

als Kern der Produktionsverhältnisse<br />

entspricht und ihn nachdrücklich<br />

unterstreicht.<br />

Wenn nicht mehr »nur« vom Eigentum<br />

an den Produktionsmitteln die Rede<br />

ist, so ist der Gegenstand, das Objekt<br />

des Eigentums ausgeweitet: zum<br />

Beispiel um entscheidende Lebens-<br />

und Existenzbedingungen der Menschen<br />

wie Wohnungen, Krankenhäuser,<br />

Schulen, soziale Einrichtungen,<br />

Verkehrsbetriebe, Versorgungseinrichtungen,<br />

Stadtwerke und Ähnliches. Sie<br />

beeinfl ussen enorm die Lebensweise<br />

der Menschen und befi nden sich derzeit<br />

zu einem großen Teil noch in kommunalem<br />

Eigentum.<br />

Auch außerhalb der Kommunen<br />

hat der Eigentumsbegriff neue Gegenstände<br />

über den klassischen Begriff<br />

der Produktionsmittel hinaus erfasst:<br />

Wenn Karl Marx im »Kapital« Maschinerie<br />

und große Industrie als Produktivkrafttyp<br />

des damaligen Manchesterkapitalismus<br />

beschrieb, so beruht der<br />

heutige Kapitalismus auf Kommunikations-<br />

und Informationstechnologien.<br />

370 DISPUT März 2007<br />

Nicht mehr allein Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände<br />

im klassischen (alten)<br />

Sinne, sondern auch Wissen, Information,<br />

Patente, Lizenzen, Geschäftskonzepte<br />

und andere Projekte werden<br />

Gegenstände/Objekte von Eigentum.<br />

In der Programmatik der <strong>Linkspartei</strong>.PDS<br />

wird betont, dass die verschiedenen<br />

Eigentumsformen nach dem<br />

Prinzip gleichberechtigt in dem Maße<br />

gefördert werden sollten, wie sie die<br />

Lebensgrundlagen der Menschen sichern/ermöglichen.<br />

Innerhalb dieses<br />

Rahmens der Gleichberechtigung wird<br />

aber das öffentliche Eigentum grundsätzlich<br />

favorisiert. Das erfordert in der<br />

Praxis die Bewahrung, Verteidigung<br />

und die Mehrung des öffentlichen Eigentums,<br />

zu dem das kommunale Eigentum<br />

gehört. Verteidigung schließt<br />

grundsätzlich seinen Schutz gegen Verkauf<br />

in private Hand, Abriss oder sonstige<br />

Formen seiner Negation/Vernichtung<br />

ein. Bei der nicht zu unterschätzenden<br />

Bedeutung von kurzfristigen<br />

Sanierungen kommunaler Haushalte<br />

muss aber stets berücksichtigt werden,<br />

dass Privatisierung ein einmaliger Prozess<br />

mit einem einmaligen Effekt ist,<br />

dass aber dabei für eine lange währende<br />

Zukunft wirtschaftliche Macht permanent<br />

aus der Hand gegeben wird.<br />

Ein langer, strittiger Weg<br />

In der Programmatik der <strong>Linkspartei</strong>.<br />

PDS und in vielen praktischen Politikansätzen<br />

wird immer wieder die dem<br />

Grundgesetz entsprechende Sozialpfl<br />

ichtigkeit jeglichen Eigentums eingefordert.<br />

Sie schrittweise zu realisieren,<br />

ist beispielsweise Anliegen der Steuerund<br />

Abgabenkonzepte der <strong>Linke</strong>n (Vorschläge<br />

zu Vermögensteuer, Unternehmenssteuer,<br />

Besteuerung von Börseneinkommen<br />

...), den Forderungen nach<br />

echter Wirtschaftsdemokratie ... All das<br />

kann, wenn tatsächlich realisiert, die<br />

heutige Profi tdominanz des Eigentums<br />

zunächst einschränken und sie allmählich<br />

– das ist ein langer und strittiger<br />

Weg – in eine Sozialdominanz umwandeln.<br />

Das ist zugleich Umsetzung von<br />

Elementen des »strategischen Dreiecks«,<br />

womit auch Keime, Elemente<br />

des demokratischen Sozialismus in der<br />

heutigen kapitalistischen Gesellschaft<br />

entstehen können.<br />

Der von uns oft zitierte Artikel 14 aus<br />

dem Grundgesetz, wonach Eigentum<br />

verpflichtet und sein Gebrauch dem<br />

Wohle der Allgemeinheit dienen soll,<br />

muss auch auf das kommunale Eigentum<br />

bezogen werden.<br />

Das Erheben und das Durchsetzen<br />

allgemeiner Forderungen nach der Erhaltung<br />

kommunalen Eigentums und<br />

seinem Schutz vor seiner Privatisierung<br />

durch neoliberale Politik sind richtig<br />

und notwendig – stellen jedoch nur eine<br />

Seite der Medaille dar: Wichtiger ist<br />

dann doch, dass Unternehmen in kommunalem<br />

Eigentum mit höchster Effektivität<br />

dazu beitragen müssen, durch<br />

hohe Leistungen Bedürfnisse der Bürger<br />

in den Kommunen effektiv zu befriedigen.<br />

Eine hohe Effektivität/Produktivität<br />

ist Voraussetzung dafür und für ihre<br />

erweiterte Reproduktion von innen<br />

heraus – wie sollte es auf Dauer denn<br />

sonst wachsen? Auch darum sind hohe<br />

Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität<br />

erforderlich, die zu Einsparungen<br />

an Arbeitszeit führen; dessen darf man<br />

sich dann nicht »schämen«, sondern<br />

die verschiedenen Konsequenzen (zum<br />

Beispiel Einsparung von Arbeitsplätzen<br />

und mit ihnen verbundene Verringerung<br />

von Lohnkosten ...) sozial und<br />

vernünftig auswägen. Zugleich gebietet<br />

das, dass unsere Vertreter in der Legislative,<br />

die Gemeinde- und Stadträte<br />

(zum Beispiel in ihrer Funktion als<br />

Aufsichtsräte) sich wirklich als strenge<br />

Eigentümer verhalten und die Exekutive<br />

(Verwaltung und Geschäftsführer<br />

dieser Unternehmen) <strong>zur</strong> Durchsetzung<br />

einer hohen Produktivität wirksam<br />

veranlassen. Vor allem das gehört<br />

<strong>zur</strong> Machtausübung (Mitregieren!) unserer<br />

gewählten Abgeordneten – ist<br />

letztlich Wahrnehmung ihrer Eigentümerfunktion.<br />

Prof. Dr. Hans-Georg Trost ist aktiv in der<br />

AG Politische Bildung beim Regionalverband<br />

Oberlausitz der <strong>Linkspartei</strong>.PDS<br />

Aus der Fülle der Literatur sei wenigstens<br />

der Beitrag von <strong>Die</strong>ter Klein: Ȇber einen<br />

alternativen Umgang mit der ungeheuren<br />

Präsenz des totgesagten Eigentums« in<br />

Brie/Chrapa/Klein »Sozialismus als<br />

Tagesaufgabe« (Rosa-Luxemburg-<br />

Stiftung, Heft 38, Berlin 2003) genannt.<br />

KOMMUNAL

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