Ja zur neuen Linkspartei! - Die Linkspartei - Die Linke
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NACHBELICHTET<br />
Von Arthur Paul ■ ■ Fremde können<br />
nicht ahnen, was hier zu sehen ist. Vielleicht<br />
eine Imbissbude <strong>zur</strong> Baustellenversorgung,<br />
irgendwo in Deutschland?<br />
Ist es aber nicht! Im Hintergrund sieht<br />
man die Reste vom Palast der Republik<br />
in Berlin. Der befi ndet sich im »Rückbau«<br />
– wie ein Großteil von Ostdeutschland.<br />
Abriss wäre deutlicher, aber zu<br />
deutlich. Da war Asbest zum Brandschutz<br />
eingebaut, wie es in jenen <strong>Ja</strong>hren<br />
international üblich war. Das war zu<br />
beheben. Aber beheben hieße bewahren,<br />
und das durfte nicht sein! Ein »Palast<br />
des Volkes« in einer Gesellschaft,<br />
wo die Paläste den Mächtigen gehören,<br />
den Banken, Versicherungen, Leuteschindern,<br />
Steuerschwindlern und ih-<br />
430 DISPUT März 2007<br />
ren Handlangern in den Amtsstuben?<br />
Das geht nicht!<br />
Es gab eine Zeit, da spiegelte sich<br />
die Sonne in der Glasfassade des Palastes,<br />
da strahlte der weiße Marmor,<br />
da summte es in dem Haus wie in<br />
einem Bienenkorb. Da gab es drinnen<br />
13 Restaurants, Espressos und Bars<br />
mit 1.494 Plätzen und 322 Terrassenplätze<br />
vor der Tür. Da lud das große Café<br />
mit 294 Plätzen ein. Da gab es die<br />
Milchbar, die Mokkabar, die Spreeklause,<br />
die Bierstube, die Weinstube,<br />
die Diskothek, acht Bowlingbahnen,<br />
den großen Saal mit 5.000 Plätzen, 12<br />
Kassen für den Kartenverkauf, ein Postamt,<br />
Souvenirläden und Speisekarten,<br />
wo einem beim Anblick der damaligen<br />
Preise heutzutage die Augen tränen<br />
würden. Ganz klar: Das Ding musste<br />
weg! Und weil manche das immer noch<br />
nicht glauben wollen, wurde die Baustelle<br />
<strong>zur</strong> Schaustelle.<br />
<strong>Die</strong> Imbissbude reicht Thüringer<br />
Bratwürste rum. <strong>Die</strong> kommen vermutlich<br />
aus Bayern. Kann sein, da ist eine<br />
Prise Gammelfl eisch drin, aber wie soll<br />
man denn sonst mit den Preisen konkurrieren,<br />
die jedem an dieser Stelle<br />
einfallen?<br />
Nein, meine Herren Stadtplaner, die<br />
Sie nun vom Kaiserschloss träumen, so<br />
löblich ihre Rettung der Karl-Marx-Allee<br />
im Namen des Denkmalschutzes ist, so<br />
schändlich ist Ihre Tilgung des Volkspalastes!<br />
© Erich Wehnert