Ja zur neuen Linkspartei! - Die Linkspartei - Die Linke
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en bis auf wenige kommunale Mandate<br />
keine Relevanz über parlamentarische<br />
Arbeit entwickeln können. Sie<br />
erreichten aber in konkreten außerparlamentarischen<br />
Aktionen vor Ort regionale<br />
und manchmal auch überregionale<br />
Aufmerksamkeit. Und so kann es<br />
nicht verwundern, dass die parlamentarische<br />
Arbeit oftmals eher gering geschätzt<br />
und der eigentliche Aktionsraum<br />
im außerparlamentarischen Protest<br />
gesehen wird. Sichten und Vorstellungen<br />
über Lösungsmechanismen für<br />
gesellschaftliche Probleme werden logischerweise<br />
stark davon geprägt. <strong>Die</strong><br />
Konsequenz dieser Entwicklung war<br />
aber auch, dass die <strong>Linke</strong> im Westen<br />
in der gesellschaftlichen Debatte über<br />
die eigenen Diskussionszirkel hinaus<br />
in der Regel marginalisiert wurde.<br />
Noch eines kommt zum Verständnis<br />
für die <strong>Linkspartei</strong>.PDS in West und<br />
Ost hinzu. <strong>Die</strong> Mitglieder der PDS im<br />
Osten haben den Zusammenbruch der<br />
DDR auch als tiefen persönlichen Einschnitt<br />
erfahren: Nahezu alle sicher geglaubten<br />
Wertvorstellungen und Überzeugungen<br />
wurden für sie plötzlich<br />
über den Haufen geworfen. Wofür sie<br />
<strong>Ja</strong>hrzehnte gearbeitet hatten, war nicht<br />
mehr wahr. Sie hatten sich neu zu orientieren.<br />
Solche Erfahrungen wurden<br />
von <strong>Linke</strong>n im Westen kaum gemacht.<br />
Für die meisten ging die politische Arbeit<br />
weitgehend ungebrochen weiter.<br />
Für manche um eine Hoffnung ärmer,<br />
für andere jedoch in Bestätigung<br />
ihrer Skepsis, dass der Sozialismus in<br />
der DDR offensichtlich keiner gewesen<br />
sein kann.<br />
Als wir aus der SED kommend 1990<br />
im Osten die PDS gründeten, war auch<br />
noch lange nicht ausgemacht, ob es<br />
gelingen würde, gesellschaftliche Akzeptanz<br />
zu erringen. <strong>Die</strong> Neufi ndung<br />
der PDS im Osten war auch eine der inhaltlichen<br />
Neuorientierung. Da waren<br />
die Auseinandersetzungen mit linkem<br />
Denken in den alten Bundesländern,<br />
das vor allem in den 60er und 70er <strong>Ja</strong>hren<br />
entwickelt worden war, lehr- und<br />
hilfreich. Davon hat die PDS nach ihrer<br />
Gründung gezehrt. Fragen der Umweltpolitik,<br />
des Feminismus, zivilgesellschaftlicher<br />
Strukturen, gewerkschaftlicher<br />
Rechte und Fragen um den<br />
Wert individueller Freiheitsrechte, wie<br />
sie beispielsweise die linke Politik der<br />
68er wesentlich prägten, waren für die<br />
ehemaligen SED-Mitglieder, die sich<br />
auf den Weg der Erneuerung gemacht<br />
hatten, erst einmal ein umfangreiches<br />
Lernfeld. Wir hatten viel nachzuholen<br />
an linker Debatte. Wir hatten staatszentrierte<br />
und autoritäre Denkstrukturen<br />
aufzugeben und uns auf für uns<br />
sehr Neues einzulassen. Zu diesem<br />
90 DISPUT März 2007<br />
Lernprozess kam die gnadenlose Entwertung<br />
von sozialen Errungenschaften<br />
hinzu, die nun zum Teil mühsam oder<br />
verschämt von der herrschenden Politik<br />
wieder entdeckt werden.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit im Osten war aber immer<br />
konkret, in allen Ebenen politischen<br />
Agierens. Und schnell wurde klar: Protest<br />
reicht nicht, man muss auch sagen,<br />
wie es anders gehen kann. Verweigern<br />
wird übel genommen, wenn man keine<br />
Alternativen zu bieten hat. Viele von<br />
uns mussten Entscheidungen treffen,<br />
die Folgen hatten, so oder so, vor allem<br />
(aber nicht nur) in der kommunalen Arbeit.<br />
Dabei kann man Fehler machen.<br />
Heraushalten und auf Grundsätze <strong>zur</strong>ückziehen<br />
ging oft nicht, es wäre auch<br />
der größere Fehler gewesen. Sei es<br />
beim Haushalt, bei Vergabepraxis oder<br />
bei freien Trägern. <strong>Die</strong>s war und ist immer<br />
unter dem Gesichtspunkt zu leisten,<br />
wie ein Mehr an sozialer Gerechtigkeit<br />
erreichbar ist. <strong>Die</strong>ses Mehr ist<br />
manchmal verdammt klein und nur die<br />
Entscheidung zwischen zwei un<strong>zur</strong>eichenden<br />
Alternativen.<br />
<strong>Die</strong>se Erfahrungen und die Bereitschaft,<br />
Verantwortung zu übernehmen,<br />
waren es, die der PDS im Osten<br />
jene Anerkennung gebracht haben, die<br />
sich auch in den Wahlergebnissen niederschlug,<br />
selbst dann, wenn man, wie<br />
in Sachsen-Anhalt, als PDS offen angekündigt<br />
hatte, regieren zu wollen, sogar<br />
nach acht <strong>Ja</strong>hren Tolerierung.<br />
Mit diesen unterschiedlichen Herangehensweisen,<br />
den Einsichten aus Ost<br />
und West und auch mit den Vorurteilen<br />
werden wir es in der Zukunft noch eine<br />
ganze Weile zu tun haben. Sich gegenseitig<br />
respektieren heißt, die Erfahrungen<br />
der anderen ernst zu nehmen,<br />
auch die der PDS im Osten nach 1989.<br />
Wir haben voneinander zu lernen und<br />
vor allem gemeinsam. Das sage ich<br />
ausdrücklich in Richtung Ost und in<br />
Richtung West.<br />
<strong>Die</strong> neue <strong>Linke</strong> kann zwei Fehlern<br />
unterliegen: Der eine ist die Gefahr,<br />
mangels Alternativen und mangels Mut<br />
<strong>zur</strong> eigenen Veränderung den Weg der<br />
Sozialdemokratie und der Grünen zu<br />
gehen und vor den gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen letztendlich zu<br />
kapitulieren. Der andere ist, aus der<br />
Angst der Vereinnahmung heraus und<br />
wegen der Pfl ege ideologischer Grundsätze<br />
sich aus der praktischen Politik<br />
<strong>zur</strong>ück in die linke Nische der Gesellschaft<br />
zu verziehen. Beides ist möglich,<br />
beides macht eine neue <strong>Linke</strong> überfl<br />
üssig. Ich werbe dafür, beiden Fehlern<br />
nicht zu erliegen.<br />
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