Fritz Deutschmann B.R .Die Erinnerung lebtSummary: The author shares his personal memories of his first botanic excursion to the Alpes just after world war II. He alsodescribes the most beautyful orchids from the region· of Kaiserstuhl and from different parts of the Alpes.Erste Alpenexkursion Hamburger Studentennach dem Kriege 1947Heimische Orchideen haben mich seit vielen Jahreninteressiert. Dies gilt vor allem fOr die Orchideen derBerge. So habe ich im Laufe der Jahre eine Reihevon Arten gefunden und im Bild festgehalten . Es isthier nicht der Ort, die vielen Arten zU demonstrieren,dafOr gibt es heute eine Reihe guter FachbOcher. Ichmochte mich nur auf ein paar wenige Arten beschranken,die mein besonderes Interesse erregten.Bevor ich Einzelne vorstellen werde , mbchte ichaber einen Bericht Ober die erste Alpenexkursion derUniversitat Hamburg nach dem Krieg im August1947 voranstellen . Diese Exkursion legte das FundamentfOr die besondere Liebe zu den Pflanzen derAlpen , besonders auch fOr die Orchideen."Einsteigen und TOren schlieBen!", ruft der Schaffnerim Hamburger Hauptbahnhof. 1m Nachtzug nachMOnchen-Garmisch sitzen 25 Studenten des BotanischenInstituts der Hamburger Universitat, die zurersten 14-tagigen Alpenexkursion starten. Es istNachkriegszeit mit all ihren schlimmen Foigen fOrdie Bevolkerung. Hamburg liegt in lirOmmern . NotunterkOnfte,die berOhmten NissenhUtten , entstehen.Die Besatzungsmachte regieren mit harter Hand.Mein Doktorvater muss spater das Thema meinerDoktorarbeit zur Genehmigung einreichen . Es ist dieReichsmarkzeit, der Schwarzhandel blOht. VieleMenschen, besonders altere, die nur auf Bezugsmarkenangewiesen waren, haben diese Zeit nichtOberlebt.FOr mich begann, heil aus dem Krieg gekommen ,ein neuer Lebensabschnilt. Dass die Botanik meinLebensinhalt werden sollte, ahnte ich damals nochnicht. 1m Sommersemester 1947 wurde an der Un;auf eine Exkursion aufmerksam gemacht, zu dersich nur altere Semester anmelden sollten. Ich warerst im dritten , aber von dem Wunsch beseelt, dabeisein zu wollen. Aus OstpreuBen stammend, hatteich die Alpen in natura noch nie gesehen. Meine Bittewurde von Dr. DOMKE, dem Leiter der Exkursion,erhiirt. So traf sich an jenem Abend ein Hauflein Studentenam Bahnsteig. Dabei gab es eine 2-Klassengesellschaft.Einerseits die jungen Teilnehmer, diedirekt von der Schule kamen und wir, die alten, dieden Krieg in voller Lange erlebt hatten. Trotz des AItersunterschiedesverstanden wir uns wah rend derExkursionstage sehr gut. - Der Zug halte MOnchenverlassen , und wir naherten uns Garmisch-Partenkirchen. Aus dem Zugfenster sah man in der Fernedie Gebirgskelten der Alpen im ersten Morgenlicht,beinahe drohend erhaben. Zum ersten Mal in meinemLeben sehe ich die Berge vor mir - welch einOberwaltigender, faszinierender Eindruck !Von Garmisch Ober Grainau ging unser Aufstieg zurin 1600 m Hohe liegenden HOlte auf dem Schachen.Der Sommer 1947 war bis Anfang August Oberaustrocken . Wir befOrchteten schon, dass wir wah rendunserer Exkursionstage Regen bekommen wOrden.Aber nichts dergleichen, der ganze August bliebtrocken . Das Wasser auf der HOtte musste rationiertwerden . Ein Maulesel brachte damals auf schmalenSerpentinen die Verpflegung vom Tal nach oben. InMOnchen stieB zu uns der damals schon berOhmteProf. MARKGRAF. Er hat uns auf den einzelnen Tagesexkursionendie Pflanzenwelt naher gebracht.FOr mich war es damals noch eine Welt mit siebenSiegeln. FleiBig notierte ich jede Pflanzenart. Ichwollte lernen und nochmals lernen. Welche Vielfaltgab es! In den h6heren Gebirgslagen blOhten auchnoch viele Pflanzen. Besonders eindrucksvoll warenfOr mich verschiedene Enzianarten, vor allem derspat blOhende Schwalbenwurzenzian. An blOhendeOrchideen kann ich mich kaum erinnern , aber daskonnte man , wie ich heute weiB , im August nicht erwarten. SchlieBlich liegt die HauptblOtezeit der AI penorchideen um Pfingsten. Auf einen Horst vomFrauenschuh, der zahlreiche Fruchtstande mit vertrocknetenBIOten zeigte, machte uns Prof. MARKGRAF aufmerksam. Bei mir hinterlieB dies keinengroBen Eindruck. Erst spater wurde mir bewusst,welches GlOck wir hatten, so viele Fruchtstande involler Entwicklung zu finden . Bel eigenen Wanderungenhabe ich dies spater nicht oft erlebt. AmAbend eines jeden Exkursionstages wurden einzelneArten noch einmal besprochen .Auf einer dieser taglichen Exkursionen kamen wir aneinen Berghang mit einigen blOhenden Mohnpflanzen.Wir sind noch nicht da, als ich vorlaut ausrufe:"Da haben wir ja Papaver a/pinum". Um zu imponieren,nannte ich sogar den Artnamen . Prof. MARKGRAF drehte sich zu mir um, ein l acheln im Gesicht:"Mein lieber Sohn, nicht aile Pflanzen der AIpenheiBen mit Artnamen a/pinum." Ich wollte besondersklug erscheinen und hatte mich vor meinenKommilitonen blamiert. Mir wurde dies eine LehrefOrs Leben . Schnell vergingen unsere erlebnisreichenTage. Pflanzen und Landschaften erleben zudOrfen, war fOr mic~ ein groBes Geschenk. 1m Schattensteiler Felsblocke fanden wir sogar noch Altschnee.Noch eine kleine Episode zum Abschluss .Wir wurden von zwei Gartnern begleitet, die Pflanzender Alpen fOr den Botanischen Garten sammelndurften. Heute ware das erfreulicherweise nichtmehr m6glich. Es waren dies der bekannte OrchideengartnerViktor LEICHT, dessen Leben ich inmeinem Buch "Orchideen " gewOrdigt habe und PaulSTEPHAN. Mit zwei Spank6rben bewaffnet, wurdeninteressante Pflanzen mit Wurzeln entnommen. Aneinem der letzten Exkursionstage waren diefu ~ 52(2): 191, 2D01 [059]
Spankbrbe schon in den ersten Stunden unsererWanderung mit Pflanzen gefOlit und entsprechendschwer. Unser Ziel, die HOtte, war noch recht weit. Inder Mittagspause konnte ich beobachten, wie diebeiden sich mit den Kbrben von unserer Truppe entferntenund hints:- dem nachsten Berg verschwanden.Erleichtert in jeder Hinsicht kehrten sie nach einigerZeit zuriick. Auf die Frage, was sie mit denPflanzen gemacht hatten, gaben sie schmunzelndzur Antwort. "Wir haben Ihnen ein neues Zuhausegegeben, denn wir brauchen ja noch Platz in denKbrben. "Diese, fUr mich perslinlich eindrucksvolle Exkursion,war fUr meinen weiteren Lebenslauf mit entscheidend.War mein Berufsziel am Anfang des StudiumsLehrer fUr Biologie, Chemie, Physik, so wollte ichjetzt Botaniker werden. Mir war klar, dass die spaterenBerufsaussichten als Botaniker gegeniiber einemLehrer schlechter sein wOrden. Aber wo einWille ist, ist auch ein Weg. Dieser bekannte Spruchbestimmte von nun an mein Leben. Heute, nach vielenJahrzehnten, erinnere ich mich an den Ausspruchmeines damaligen Biologielehrers, von unsauf Grund seiner Figur Tbnnchen genannt, bei derAbiturabschlussfeier in Kbnigsberg 1939, der da lautete:Sie sollten Biologe werden. Das LeistungsfachBiologie hatte ich als Einziger von der Klasse mit derNote Eins absolviert, damals wollte ich jedoch davonnichts wissen und wurde Marineoffizier. Die Exkursionin den Alpen gab den AnstoB, den Wunsch meinesBiologielehrers, wenn auch spat, doch noch zuerfOlien. Dass gerade die Alpen spater mein Ziel vielerReisen wurden. sei ausdrOcklich betont. So habeich im Laufe der Jahre Standorte verschiedenerOrchideen aufgesucht. Stolz und glOcklich war ich ,wenn ich eine bisher nicht gesehene Orchideenartzum ersten Mal fand, und fotografieren konnte. Beider Alpenexkursion 1947 hatte ich noch keine Kamera.Erst 1952, nac.hdem ich seit zwei Jahren Angestellteram Institut fUr Angewandte Botanik inHamburg war, konnte ich mir eine Spiegelreflexkameraleisten. Hiermit hatte ich die Mbglichkeit, Nahaufnahmenbis 10 cm Enlfernung zu machen.Nachfolgend sollen einige der schbnsten Orchideenartenvargestellt werden , und zwar vom Kaiserstuhl ,den Nord- und den Siidalpen.KaiserstuhlJeder Freund heirnischer Orchideen hat sicherlich inseinem Leben einmal den Wunsch, die Standorteder wohl grbBten Orchidee, der Riemenzunge, Himantoglossumhircinum, aufzusuchen. Ich habeziemlich lange warten mOssen , namlich bis Anfangder aOer Jahre, als sich die Mbglichkeit bot, den Kaiserstuhlzu besuchen. Er liegt in der sOdlichenOberrheinebene, nardwestlich von Freiburg. Das110 km2 gro Be Gebiet mit der hbchsten Erhebungvon 550 m zeigt Lava- und Lbssbbden. Auf GrundOben: Himantog/ossum hircinum, Bocks-RiemenzungeUnten: Ophrys h%serica, Hummel-Ragwurz[060] l5.:. o.ddu52(2):192. 2001
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