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Marz /April2001 I Heft ISSN 0473 - 1425 133 - 264 H 5701

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Gluckliche Zeiten waren das, als die Frage nach derHerkunft einer Pflanze mit dem Wort Ostasien hinreichendexakt geklart war.Wie eingangs erwahnt, die Moglichkeiten, einenStandort zu bezeichnen, sind vielfaltig. Man kannzum Beispiel Koordinaten benutzen, das limitiert denKreis derjenigen, die den Standort auch finden kon·nen, schon einmal ganz betrachtlich auf eine Minder·hei!, die in der Kunst des Koordinatenrechnens nochausgebildet ist. 1m heutigen Zeitalter des GPS (GlobalPositioning System) braucht das ja niemandmehr. Und so tallt es auch nicht weiter auf, dass abund zu die mit Koordinaten bezeichnete Fundstelleder Orchidee sich auf hoher See statt auf dem Fest·land befindet, weil der Autor halt die Ordinate mit derAbszisse verwechselt hat. Wenn das nur ein Witzware, konnte man druber lachen.Ahnliches lasst sich auch von Hohenangaben sa·gen. Es ist geradezu unglaublich, wie ungenau imAllgemeinen die Angaben der Fundhohe sind . DerMensch scheint immer noch in einer vorwiegendzweidimensionalen Umgebung zu leben. Es bereitetihm ganz offensichtlich etwelche Muhe zu verste·hen, dass ein Verbreitungsgebiet einer Pflanze aberdreidimensional anzusehen ist.Man kann , wie oben erklart und begrundet, die An ·gaben uber einen Standort auch sehr stark generalisieren,also zum Beispiel mit der Angabe "tropischesAustralien". Fur den Autoren ist dabei vollig klar, umwelchen Teil von Australien es sich handeln muss,wer wurde schon im Out·back nach epiphytischenOrchideen suchen . Solche Angaben gleichen denVorgaben zur Durchquerung der Sahara: 5000 kmgeradeaus und dann bei der zweiten Palme scharflinks.Wegbeschreibungen, die vor hundert Jahren nochklar waren , sind heute vollig nutzlos, Ortsnamen, jaNamen von ganzen Staaten, haben sich geandert.Wissen Sie wo das Konigreich Ava liegt oder habenSie eine Ahnung wo auf dem Globus Sie nach Nyas·saland such en mussten? Wissen Sie, wo die Freundschaftsinselnliegen? Wissen Sie, dass mit McDonaldnicht die AbfUtterungsanstalt gleich um dieEcke, sondern eine Insel im Sudpazifik gemeint 1st?Wissen Sie, wo Deutsch·Sudwestafrika liegen konn ­te? Aueh wenn Sie im Geographieunterricht nichtgetraumt haben , so wie ich, wo Ava liegt, hat Ihnender Lehrer vermutlich nie versucht nahezubringen .Nur um zu verhindern , dass Sie nochmals uber die·se Namen stolpern , Ava lag im heutigen Myanmar(und das hiess fruher Burma) , Nyassaland wird heuteMalawi genannt und Deutsch·Sudwestafrika istheute Namibia. Beliebte Namen sind ubrigens auchNeu Granada und Demerara.Ab und zu werden die Standorte auch auf Karten angegeben.Sehr beliebt ist dieses System in Europa.Der Grund dafUr ist relativ einfach. In Europa gibt esuberall qualitativ hoehstehende Karten in groBemMaBstab. Ein Standort, angegeben in der GroBe ei­nes Stecknadelkopfes auf einer Ubersichtskarte desAmazonasbeckens dagegen, bedeckt immer nocheine Flache, die langstens groB genug ist, um dieAussichtslosigkeit einer systematischen Suche sofortklar zu machen. Au Berdem ist es sehr schwierig ,in gewissen Landern uberhaupt an Karten heranzukommen.Die jeweilige Armee hat furchtbare Angstdavor, dass der Tourist mit der Karte eine Invasionplanen konnte. Die karten, die man einfach kaufenkann , sind meist auch nicht viel wert.Vom Standpunkt des Lesers aus gesehen gibt eszweierlei Typen von Autoren . Da sind einmal dieFundis. Sie gehen davon aus , dass Standortanga·ben weder genau sein durfen noch mussen. Erstenssolf ja niemand hinfahren, um die Uberlebenden seinerersten Herbarisierungsorgie finden zu konnenund zweitens interessieren solche Daten eh nur dieabsolute Minderheit der Leser. Die andern sind Rea ­los. Sie versuchen , die Fundortangaben so allgemeinzu halten , dass ein Finden des betreffendenStandortes mindestens mit einem gewissen Aufwandverbunden ist. Sie haben irgendwann einmalgelernt, dass die Verbreitung einer Art nur aufgrundeinigermaBen verlass licher Funddaten abgeschatztwerden kann , und dass die Kenntnis der Verbreitungeiner Art unter anderem auch eine VoraussetzungfUr ihren Schutz ist. Die dritte Gruppe braucht hierbloB kurz erwahnt zu werden , es gibt immer nochTraumer, die den Standort so genau angeben , dassman dort, wie oben gesagt - wenn auch keine Orchi·deen mehr - zumindest noch die FuBabdrucke desletzten Sammlers finden kann .Nun gibt es naWrlich einige tiefe Schlaglocher aufdem Weg zu vernunftigen Informationen uber Herkunftund Verbreitung von Orchideen . Das fangtschon mit der Reihenfolge der Angaben an. Erwar·ten wurde man eigentlich eine Reihenfolge von dergrosseren Einheit zur kleineren , d.h. also zuerstStaat, dann Departement, dann Areal , dann Hoheetc . Man glaubt gar nicht, in welchem Rahmen die·ses Thema variierbar ist, da ist oft echte Phantasiegefordert. Vor allem bei den Autoren , die davon ausgehen,dass selbstverstandlieh jeder weiB , was"Sudamerika, San Cristobal, 1500 m" heissen soli ;dass es mindestens ein Dutzend San Cristobals inSudamerika gibt, und dass mindestens ein Dritteldavon tatsachlich auch auf etwa 1500 m lieg!, kummertdiese Leute wenig . Wie schon hatte es dochder gute alte REICHENBACH , er schrieb eir]fachNeu Granada und dam it hatte es sich auch schon.Neu Granada? Sagen Sie bloB, Sie wissen nicht, wodas lieg!?Ein weiteres Schlagloch ist, dass auch eine praziseStandortangabe Ihnen nur etwas sagt, wenn Sieschon mal in der Gegend waren und sieh in etwavorstellen konnen , wovon der Autor sprieht, resp.sehreibt. Standort ist namlich nicht gleich Habitat.Wenn das betreffende Pflanzchen in den Alpen auf2000 m gefunden wurde, so 1st selbst Flaehlandernunter den Europaern ziemlich klar, wie es dort obenin etwa ausschaut. 1m Norden Sudamerikas sind[082]Z>

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