Rodolf JennyDie Sache mit den StandortenI.B.Summary: Some humorous, very serious and not very serious reflections about data of orchid localities.Warum muss erklart werden, was ein Standort ist?Es ist selbstverstandlich der Ort, an dem Sie stehen.1m Zusammenhang mit Orchideen jedoch gewinntder Begriff eine ganz andere Bedeutung. Ein Standortist der Ort, an welchem eine Pflanze einmal gefundenwurde und an dem irgend jemand spater einebestimmte Pflanze womoglich wiederfindenkonnte.Uber den Grad der Genauigkeit, mit dem ein Standortangegeben werden solite, kann man streiten. Botanikereher alter Schule neigen dazu, etwa den BegriffAsien als Standort als absolut ausreichend zuakzeptieren . Das andere Extrem ist der Autor, derden Standort so genau angibt, dass man an der entsprechendenStelle seine FuBabdrOcke noch findenkann. Derselbe Autor wundert sich etwas spaterObrigens, dass die betreffende Pflanze bei seinemnachsten Besuch ausgegraben und der Standortleergeraumt ist.Die verwendeten Methoden zur Bezeichnung vonStandorten sind vielfaltig und meist genau auf die Intentionendes Autors zugeschnitten. So war es imletzten Jahrhundert durchaus Oblich , ja geradezunotwendig , Standcrte generell und vorsatzlich falschanzugeben. eben um sicherzugel')9n, dass niemanddie gleiche Pflanze nachsammeln und seinerseitsein Geschaft dam it machen konnte. Unter den Folgendieser vorsatzlichen IrrefOhrungen leiden Systematikerund Taxonomen noch heute.Es gab im "golden en" Zeitalter der Orchideen - d.h.in der Zeit der absurden OrchideenverrOcktheit inder zweiten Halfte des letzten Jahrhunderts - Firmen,die mehr als einmal nur Oberlebt haben , weileiner ihrer Sammler es wieder einmal geschafft hatte,von einer neuen Pflanze eine sehr greBe Anzahlzusammenzubringen und davon eine einigermaBenvernOnftige Menge lebend nach Europa zu transportieren.VernOnftig ist in diesem Zusammenhang eineAn zahl , die jedem wirklich begUterten Kunden dieAnschaffung ermoglicht. Zu vie I ist schlecht fUrs Geschaft,weil es dem Touch der Einmaligkeit schadet.Von der dabei auf der Reise verfaulten Mehrzahl derPflanzen brauchen wir hier nicht zu sprechen. DieNeuankommlige wurden mit groBem Trara angekOndigtund auf Auktionen meistbietend versteigert. Vondart kamen sie in die Sammlungen von Leuten, beidenen es zum guten Ton gehorte, sich eine Orchideensammlunginklusive Gartner zu halten und fUrwelche Preise eine ganz andere Bedeutung hattenals etwa fUr unsereins heute.Die Besitzer hatten auch keinerlei Ahnung von Kultur,das OberlieBen sie natOrlich groBzOgig ihrendafOr angestellten Gartnern. Wenn es dern Gartnerdann aber gelungen war, die teuer ersteigertenPflanzen tatsachlich zur BIOte zu bringen, dann wurdendie guten StOcke vorgestellt und bewertet - undnatOrlich nach dem Besitzer benannt. SymptomatischfOr diese Situation war der Oberlieferte Fall desreich en Orchideenfreundes (Name dem Verfasserbekannt) , der gegen Ende des 19. Jahrhunderts seineriesige Orchideensammlung verkaufte, nur weiler keinen ihm geeignet erscheinenden Gartner mitmaximaler Qualifikation und minimalen Lohnforderungenfand. Sicher sehen Sie auch heute noch ein ,dass es ja wirklich nicht dasselbe war, ob man fOr einePflanze ein Vermogen ausgab oder fOr den Gartner.ZurOck zu den Importeuren : wenn der Sammler esalso geschafft hatte, den Standort geheim zu halten,so konnte die Firma das Spiel mit der gleichen Artwiederholen . Die Kulturbedingungen waren meistderart lausig, dass ein grosser Teil der Importe erfreulicherweisenur kurz Oberlebte. So war eine dauerndeNachfrage garantiert. Ein nahezu ideales System,quasi eine Geldmaschine. Von Zeit zu Zeitmusste die Maschine durch die AnkOndigung einerneuen Art oder, mangels einer passenden solchen ,mindestens durch die Schaffung einer neuen Varietateiner bereits bekannten Art nachgeschmiertwerden. Das System funktionierte eigentlich nur auszwei GrOnden: einmai wegen der, wie gesagt, mehrheitlicherfreulich lausigen Kultur und weiter, weil fOrdie Importfirma durch die Kenntnis des Standortesfast ein Monopol entstand. FOr lange Jahre gelanges etwa einer Firma, Paphiopedilum rothschildianumals einzige zu verkaufen , als Standort wurde Neuguineaangegeben und nachgewiesenermaBen habendart einige Sammler von Konkurrenzfirmen bei demVersuch, diese Art auch zu linden, vie I Geld und Zeitaufgewendet. Legendar sind die Geschichten vonprofessionellen Sammlern, die einander quer durchein Land nachreisten, immer in der Hoffnung, endlichherauszufinden, wo der Vorganger die eine oderandere Pflanze gefunden hatte. Der vorausreisendeSammler war meist wenig wahlerisch in seinen Methaden,dem Konkurrenten das Geschaft zu vermiesen.Oft wurde gesammelt was erreichbar war undder Rest einfach abgebrannt. Heutzutage sind dieKulturbedingungen etwas besser und die Transportmoglichkeitengeradezu unanstandig gut. Gibt derAutor eines neuen Paphiopedilum genau an , woherdie Art stammt, so kann er fast sicher sein , beimnachsten Besuch den Standort leergeraumt vorzufinden, und dieses nota bene im Zeitalter von CITES' Oaf Or findet er spater ab und zu einige der wenigenUberlebenden der Razzia bei irgendwelchenAusstellungen oder abgebildet als bewertete Pflanzenin einer Fachzeitschrift wieder. Wenn Sie jetztdenken: "aber CiTES .... ", dann sind Sie ein Traumer.Z1
Gluckliche Zeiten waren das, als die Frage nach derHerkunft einer Pflanze mit dem Wort Ostasien hinreichendexakt geklart war.Wie eingangs erwahnt, die Moglichkeiten, einenStandort zu bezeichnen, sind vielfaltig. Man kannzum Beispiel Koordinaten benutzen, das limitiert denKreis derjenigen, die den Standort auch finden kon·nen, schon einmal ganz betrachtlich auf eine Minder·hei!, die in der Kunst des Koordinatenrechnens nochausgebildet ist. 1m heutigen Zeitalter des GPS (GlobalPositioning System) braucht das ja niemandmehr. Und so tallt es auch nicht weiter auf, dass abund zu die mit Koordinaten bezeichnete Fundstelleder Orchidee sich auf hoher See statt auf dem Fest·land befindet, weil der Autor halt die Ordinate mit derAbszisse verwechselt hat. Wenn das nur ein Witzware, konnte man druber lachen.Ahnliches lasst sich auch von Hohenangaben sa·gen. Es ist geradezu unglaublich, wie ungenau imAllgemeinen die Angaben der Fundhohe sind . DerMensch scheint immer noch in einer vorwiegendzweidimensionalen Umgebung zu leben. Es bereitetihm ganz offensichtlich etwelche Muhe zu verste·hen, dass ein Verbreitungsgebiet einer Pflanze aberdreidimensional anzusehen ist.Man kann , wie oben erklart und begrundet, die An ·gaben uber einen Standort auch sehr stark generalisieren,also zum Beispiel mit der Angabe "tropischesAustralien". Fur den Autoren ist dabei vollig klar, umwelchen Teil von Australien es sich handeln muss,wer wurde schon im Out·back nach epiphytischenOrchideen suchen . Solche Angaben gleichen denVorgaben zur Durchquerung der Sahara: 5000 kmgeradeaus und dann bei der zweiten Palme scharflinks.Wegbeschreibungen, die vor hundert Jahren nochklar waren , sind heute vollig nutzlos, Ortsnamen, jaNamen von ganzen Staaten, haben sich geandert.Wissen Sie wo das Konigreich Ava liegt oder habenSie eine Ahnung wo auf dem Globus Sie nach Nyas·saland such en mussten? Wissen Sie, wo die Freundschaftsinselnliegen? Wissen Sie, dass mit McDonaldnicht die AbfUtterungsanstalt gleich um dieEcke, sondern eine Insel im Sudpazifik gemeint 1st?Wissen Sie, wo Deutsch·Sudwestafrika liegen konn te? Aueh wenn Sie im Geographieunterricht nichtgetraumt haben , so wie ich, wo Ava liegt, hat Ihnender Lehrer vermutlich nie versucht nahezubringen .Nur um zu verhindern , dass Sie nochmals uber die·se Namen stolpern , Ava lag im heutigen Myanmar(und das hiess fruher Burma) , Nyassaland wird heuteMalawi genannt und Deutsch·Sudwestafrika istheute Namibia. Beliebte Namen sind ubrigens auchNeu Granada und Demerara.Ab und zu werden die Standorte auch auf Karten angegeben.Sehr beliebt ist dieses System in Europa.Der Grund dafUr ist relativ einfach. In Europa gibt esuberall qualitativ hoehstehende Karten in groBemMaBstab. Ein Standort, angegeben in der GroBe eines Stecknadelkopfes auf einer Ubersichtskarte desAmazonasbeckens dagegen, bedeckt immer nocheine Flache, die langstens groB genug ist, um dieAussichtslosigkeit einer systematischen Suche sofortklar zu machen. Au Berdem ist es sehr schwierig ,in gewissen Landern uberhaupt an Karten heranzukommen.Die jeweilige Armee hat furchtbare Angstdavor, dass der Tourist mit der Karte eine Invasionplanen konnte. Die karten, die man einfach kaufenkann , sind meist auch nicht viel wert.Vom Standpunkt des Lesers aus gesehen gibt eszweierlei Typen von Autoren . Da sind einmal dieFundis. Sie gehen davon aus , dass Standortanga·ben weder genau sein durfen noch mussen. Erstenssolf ja niemand hinfahren, um die Uberlebenden seinerersten Herbarisierungsorgie finden zu konnenund zweitens interessieren solche Daten eh nur dieabsolute Minderheit der Leser. Die andern sind Rea los. Sie versuchen , die Fundortangaben so allgemeinzu halten , dass ein Finden des betreffendenStandortes mindestens mit einem gewissen Aufwandverbunden ist. Sie haben irgendwann einmalgelernt, dass die Verbreitung einer Art nur aufgrundeinigermaBen verlass licher Funddaten abgeschatztwerden kann , und dass die Kenntnis der Verbreitungeiner Art unter anderem auch eine VoraussetzungfUr ihren Schutz ist. Die dritte Gruppe braucht hierbloB kurz erwahnt zu werden , es gibt immer nochTraumer, die den Standort so genau angeben , dassman dort, wie oben gesagt - wenn auch keine Orchi·deen mehr - zumindest noch die FuBabdrucke desletzten Sammlers finden kann .Nun gibt es naWrlich einige tiefe Schlaglocher aufdem Weg zu vernunftigen Informationen uber Herkunftund Verbreitung von Orchideen . Das fangtschon mit der Reihenfolge der Angaben an. Erwar·ten wurde man eigentlich eine Reihenfolge von dergrosseren Einheit zur kleineren , d.h. also zuerstStaat, dann Departement, dann Areal , dann Hoheetc . Man glaubt gar nicht, in welchem Rahmen die·ses Thema variierbar ist, da ist oft echte Phantasiegefordert. Vor allem bei den Autoren , die davon ausgehen,dass selbstverstandlieh jeder weiB , was"Sudamerika, San Cristobal, 1500 m" heissen soli ;dass es mindestens ein Dutzend San Cristobals inSudamerika gibt, und dass mindestens ein Dritteldavon tatsachlich auch auf etwa 1500 m lieg!, kummertdiese Leute wenig . Wie schon hatte es dochder gute alte REICHENBACH , er schrieb eir]fachNeu Granada und dam it hatte es sich auch schon.Neu Granada? Sagen Sie bloB, Sie wissen nicht, wodas lieg!?Ein weiteres Schlagloch ist, dass auch eine praziseStandortangabe Ihnen nur etwas sagt, wenn Sieschon mal in der Gegend waren und sieh in etwavorstellen konnen , wovon der Autor sprieht, resp.sehreibt. Standort ist namlich nicht gleich Habitat.Wenn das betreffende Pflanzchen in den Alpen auf2000 m gefunden wurde, so 1st selbst Flaehlandernunter den Europaern ziemlich klar, wie es dort obenin etwa ausschaut. 1m Norden Sudamerikas sind[082]Z>
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