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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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keinen Anlaß, die Parteien zu zerschlagen, aber es kam ihm darauf an, ihre Macht im Parlamentauszuschalten. Seine Gesetze vom August 1926 zur Verfassungsänderung <strong>für</strong> eine Stärkung derStellung <strong>des</strong> Staatspräsidenten durch Verordnungskompetenzen wiesen sofort in diese Richtung.Es begann noch einmal ein K am pf um die Erhaltung und Wiederherstellung der den Parteienliebgewordenen parlamentarischen Verhältnisse, an dem sich alle Gegner und ehemaligen Freunde<strong>des</strong> Marschalls beteiligten, da er letztlich um die Daseinsberechtigung der Parteien geführt wurde.Auf der einen Seite standen die Parteien als Vertreter egoistischer Teilinteressen, vor allem dieNationaldemokratie, die Bauern und die P.P.S.; ihre Regierung hatte und konnte bestenfallsstets nur ein Kompromiß ergeben, von dem der Staat auf die Dauer nicht leben kann; auf deranderen Seite scharten sich um Pilsudski seine alten Getreuen, Absplitterungen aus der P.P.S.und der Bauernbewegung und die Konservativen, die zusammen in dem „Unparteiischen Block<strong>für</strong> Zusammenarbeit mit der Regierung“ ein Instrument schufen, das keine Parteikoalition und<strong>des</strong>halb kein Kompromiß bieten, sondern ausschließlich einen Überbau über den Parteiendarstellen sollte.Die Gefahren der Koalitionsbildungen im Sejm wurden durch drastische Wahlmethoden undMaßnahmen gegen die Oppositionsführer zerstreut und damit der Weg frei gemacht <strong>für</strong> eine Verfassungsänderungim Sinne einer eindeutigen Stärkung der Exekutivgewalt bei gleichzeitigerAusschaltung je<strong>des</strong> oppositionellen Parteieinflusses. In der kurz vor dem Tode <strong>des</strong> Marschallsverkündeten Verfassung sprach sich deutlich dieser Wille aus; mit ihr und der neuen Wahlordnungsollte, wie ihr Schöpfer Car im Sejm verkündete, „das Zeitalter <strong>des</strong> Liberalismus endgültigüberwunden sein und der Parlamentarismus der Vergangenheit angehören“ . Den Weg und denWillen zum Totalismus aber hat der Marschall nicht gehabt: die Parteien sollten vielmehr bestehenbleibenund freies Spiel <strong>des</strong> politischen Denkens im Rahmen der Staatsinteressen besitzen.Der Maiumsturz und seine Folgen hatten zweifellos die ehemalige äußere Machtstellung derParteien zerbrochen; es erhob sich nun die Frage, ob die Parteien nach dieser <strong>für</strong> sie tödlicherscheinenden Entwicklung auch innerlich als überlebt und überholt anzusehen waren.Für die Geschichte aller polnischen Parteien bedeutete die Machtergreifung Pilsudskis ein Ereignisvon fundamentaler Bedeutung. Nach einer Blütezeit ohnegleichen trat plötzlich das Gespenst<strong>des</strong> To<strong>des</strong> vor sie hin; es begann eine Zerfallperiode und Krisenzeit, die äußerlich gekennzeichnetist durch zahllose Umgruppierungen und schließlich durch die Liquidierung <strong>des</strong> Kampfes um dieMacht, in der aber auch innere geistige grundlegende Veränderungen eintraten. Zweifel an derRichtigkeit <strong>des</strong> bisher verfolgten Weges tauchten allenthalben auf, fremde Weltanschauungenund Systeme forderten zur inneren Auseinandersetzung heraus, und eine neue Generation drängtein die Führung der einzelnen Parteien, der die alten Gegensätze imbekannt und darum gleichgültigwaren und die mit dem Schwung der Jugend zur Radikalisierung und Klärung der Frontenbeitrug.Am frühesten hatte Dmowski erkannt, daß der Liberalismus abgewirtschaftet hatte. Seine Grün,dung <strong>des</strong> „Lagers <strong>des</strong> großen Polens“ und die Umwandlung der Partei zur „Polnischen NationalenPartei“ sind symbolisch da<strong>für</strong> und zeigten die autoritären Formen bereits an. Er verlegte dasSchwergewicht seiner politischen Arbeit auf die Beeinflussung der Jugend und ihreGewinnung <strong>für</strong> den völkischen Staat, der auf streng katholischer Grundlage und den Traditionenseiner Vergangenheit ruhen sollte und <strong>für</strong> den der äußere Feind der Deutsche war.Die äußeren Vorbilder <strong>des</strong> Faschismus und Nationalsozialismus und die wirtschaftlichen Problemesowie die Aussichtslosigkeit, nach 1928 über das Parlament noch jemals Einfluß zu gewinnen,führten zwangsläufig zur immer stärkeren Durchsetzung der Partei mit modernen6

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