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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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das Ziel der Unabhängigkeit miterkämpft hatte, hat sie an ihrem Eintreten <strong>für</strong> die nationaleUnversehrtheit der polnischen Republik keinen Zweifel gelassen. Die Wirtschaftskrise in Polen,der Ausschluß von der Mitarbeit in Parlament und Regierung und die Furcht und Abneigunggegenüber dem nat.-soz. Deutschland haben in ihr die radikalen Strömungen gefördert. Nacheiner Zeit der Defensive glaubte die Partei nicht mehr an den Sieg ihrer Gedanken auf revolutionäremWege. Sie entwickelte ein revolutionäres Programm, das die Brechung der kapitalistischenOrdnung und die Einführung sozialistischer Planwirtschaft vorsah, das im Massenkampf,in der Gewinnung der besonders verarmten mittleren Schichten und im Bündnis mit der Bauernbewegungerreicht werden sollte. Auch durch diese Partei ging der Riß durch die Generationenmitten hindurch, und die Jugend wandte sich deutlich kommunistischen Tendenzen zu.Nach all diesem wird man sagen müssen, daß die Folgen <strong>des</strong> Maiumsturzes in den Parteien zwareine Krise hervorgerufen haben, sie aber nicht beseitigen konnten. Die Aussichtslosigkeit auf dieWiederherstellung der alten Machtverhältnisse zwang sie vielmehr zu einer Überprüfung ihrerStellung und zu einer inneren Wandlung, die besonders von der Gedankenwelt der heran wachsendenGeneration, den Einwirkungen fremder Vorbilder und den Sorgen um die sozialen undwirtschaftlichen Krisenerscheinungen getragen wurde. Das Ergebnis dieser Entwicklung wareine Radikalisierung der Forderungen und eine schärfer umrissene Ideologie.Zwar hatte Pilsudski äußerlich tatsächlich die Rückkehr zur Demokratie alten Stils unmöglichgemacht, aber in dem Weiterleben der Parteien hatte der Kam pf um die geistige und politischeFormung der Nation eingesetzt. Dieser Richtung hätte er nur durch Hinwendung zum totalenStaat entgegentreten können, was aber dem Marschall seiner Herkunft und geistigen Vergangenheitnach fernliegen mußte. Ihm genügte die wirkliche Ausübung der Macht, die ihm seine Politikund sein Ansehen im Volk auch ausgiebig gewährten. Solange er lebte, konnte dem Staat keineernste innere Erschütterung und Gefahr drohen. In dieser eigenartigen Zwitterstellung und indieser an der Praxis geformten Politik hatte er auch die zweite, nicht weniger bedeutsame Klammer,die Polen an den Westen band, nicht grundsätzlich zu lösen versucht.Seine Kriegsziele im Osten bei Beginn <strong>des</strong> Weltkrieges sind ebenso bekannt wie seine Verachtung<strong>für</strong> die in Versailles zustande gekommene Westgrenze. Die geschaffenen Verhältnisse aber erwiesensich nun einmal als stärker denn alle seine Pläne und Konzeptionen, und als er 1926 den Marschauf Warschau antrat, besaß er ebensowenig ein fest umrissenes außenpolitisches Programm wieein innenpolitisches. Sein Ziel war einzig, Polen durch eine innere Konsolidierung eine machtvolleund unabhängige äußere Stellung zu geben. Als der geborene Praktiker auf dem Felde derPolitik hatte der polnische Marschall sofort 1932 die sich ankündigende Umgruppierung in dereuropäischen Staatenwelt <strong>für</strong> Polen genutzt durch den Abschluß <strong>des</strong> Nichtangriffspaktes mitSowjetrußland, dem 2 Jahre später das deutsch-polnische Abkommen folgte. Durch dieseAktionen hatte er zweifellos den Weg zu einer eigenen, lediglich von polnischen Interessenbestimmten Außenpolitik gewiesen. Aber die politische Wirklichkeit hatte in diesem Zeitraumvon mehr als einem Jahrzehnt die Maße und Gewichte <strong>des</strong> politischen Denkens geformt undbestimmt. Der Besitz der alten <strong>deutsche</strong>n Ostprovinzen, der Aufbau <strong>des</strong> polnischen HafensGdingen als Konkurrenz zu Danzig und die Bahnverbindung Oberscblesien-Ostsee erschienenallmählich dem gesamten polnischen Volk als die sichtbarsten Symbole und die sicherstenGaranten <strong>für</strong> die äußere Machtstellung und das Ansehen <strong>des</strong> Staates und seines nationalenLebenswillens. In dieser geistigen Westorientierung gestaltete die Nationaldemokratie ihren inVersailles errungenen Sieg zu einem totalen, das ganze Volk erfassenden um, gegen den keine derpolnischen Parteien Widerspruch erhob. Auch Pilsudski hat den offenen Kampf gegen diesenpolitischen Glaubenssatz nicht mehr aufgenommen. Damit ist seinem außenpolitischen Werk derLoslösung aus dem französischen System die letzte Krönung versagt geblieben und der politische8

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