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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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Auch das Judenstaatsprojekt de# Zyblikiewicz, <strong>des</strong>sen Gedanken teilweise recht absurd sind,war, ähnlich wie die Südrußlandprojekte <strong>des</strong> Jahres 1818, nicht der Vorläufer und Wegweiserrealer Entwicklungen, sondern hinkte Wie jene den politischen Ereignissen interpretierend undsystematisierend hinterher. Wie es in den Wurzeln seiner Entstehung den Projekten von 1818gleicht, so auch darin, daß es genau so wenig Beachtung fand und genau so wenig eine nachweisbareWirkung ausübte wie jene.In einem späteren, in <strong>deutsche</strong>r Sprache erschienenen Buchlfi) rühmte sich Zyblikiewicz, daßer den Gedanken <strong>des</strong> Judenstaates vor Herzl gehabt habe und daß er seine Schrift „Nowa Judea“dem Baron Hirsch unterbreitet und mit mehreren Briefen kommentiert habe, was diesen veranlaßthätte, in Argentinien Gebiete <strong>für</strong> eine Judenkolonie anzukaufen. Wie weit diese Behauptung<strong>des</strong> sehr phantasiebegabten Autors den Tatsachen entspricht, entzieht sich unserem Urteil.In dieser zweiten Schrift hatte Zyblikiewicz seinen Vorschlag, in Nordamerika einen Judenstaatzu gründen, schon aufgegeben und verfocht die Gründung eines ähnlichen Staates in Argentinien.Dieser sollte 300000 km2 umfassen. Das Streben der Zionisten nach Errichtung <strong>des</strong> Judenstaatesin Palästina schien ihm wenig zweckmäßig zu sein, da er, um ganz Westasien mit Gebrauchsgüternversorgen zu können, ein Industriestaat sein müßte und dadurch dauernd denHaß der Industriestaaten Europas auf sich lenken würde. Das wäre in Argentinien nicht zube<strong>für</strong>chten, da die Absatzmärkte in Südamerika, das erst im 20. Jahrhundert recht zur Blütekommen werde, von dieser europäischen Konkurrenz frei wären. Am geeignetsten erschien Zyblikiewiczdas Gebiet südlich von Buenos Aires an den Flüssen Colorado und Rio Negro,in einem Klima wie Norditalien, Mazedonien, Serbien oder Bulgarien.Der völlig utopische und von einer ungehemmten Phantasie bestimmte Charakter dieses Projekteszeigt sich vor allem in der abschließenden Zusammenfassung:„Die acht Millionen Juden Europas sollten nach nachstehendem Modus in Argentinien zur Ansiedlung kommen,und zwar:a) Zwei Millionen arbeitsunfähige und arbeitsscheue, welche Rußland und Galizien liefern werden, können auf Estanziaspr. 30— 60 Hektaren (!) Wiesengrund als reine Viehzüchter angesiedelt werden, die vom Ertrag ihrer Viehherdenleben werden, so wie es gegenwärtig die Gauchos auf ihren Estanzias praktizieren.b) Zwei Millionen werden als Ackerbauer und halb als Viehzüchter auf Estanzias pr. 30— 60 Hektaren (!) Wiesengrundangesiedelt; sie würden 10— 30 Hektaren (!) als Getreideboden benützen, den Rest hingegen als ViehweideSommer und Winter.c) Zwei Millionen kommen als Handwerker und Fabrikarbeiter in die Städte und in die Industriebezirke, wo sie <strong>für</strong>ihre Arbeit mit Arbeitspreisen der Nordamerikanischen Union entlohnt werden, nämlich 10 bis 20 Dollars (!) perWoche, je nach dem Industriezweige.d) Von den testierenden zwei Millionen würden 1 % als Geschäftsuntemehmer, Fabrikanten, Kaufleute, Gewerbetreibende,Beamte, Militärs u. dgl. in die Städte kommen, hingegen % Million der reichsten und intelligentesten inEuropa bleiben, wenn sie mit der Zeit es nicht vorziehen, in das eigene Vaterland zü übersiedeln.“Wie phantasievoll ausführlich und rücksichtslos idealistisch die Vorschläge <strong>des</strong> Zyblikiewiczauch sein mochten, so wenig waren sie durchführbar. Die Frage der Bildung eines Judenstaateswar durch den Zionismus zu einem der delikatesten Probleme der Weltpolitik gemacht worden,<strong>des</strong>sen Lösungsmöglichkeit vor allem <strong>des</strong>halb so schwierig erschien, weil die Juden unter sichselbst durchaus nicht einig waren, ob die Errichtung eines eigenen Staates in Palästina odersonstwo in der Welt ihre Lage überhaupt verbessern würde. Die Zeit der arischen Utopisten warvorbei; ein mit allen Mitteln der Politik und der Finanzen geführter Großkampf warf schon seineSchatten voraus.Die Hoflnung der Juden, aus der Verbannung, aus dem Galut, dereinst nach Palästina zurückkehrenzu können, war in keiner Generation erloschen und besonders von den mystischen Strömungen<strong>des</strong> Judentums gepflegt worden. Seit den 40er Jahren <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts nahm sichdie jüdische Hochfinanz Westeuropas dieser Idee an und machte sie zu einem Hauptpunkt deru) C e le stin Z y b lik ie w ic z , Der Weltfriede. Czemowitz 1903.24

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