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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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So war es denn kein Wunder, daß im Jahre 1937 das von der Regierung gebildete, unter Führung<strong>des</strong> Obersten Koc ins Leben tretende „Lager der nationalen Einigung“ (kurz Ozon genannt)das gesamte ideologische Gepäck aus der Rüstkammer der Nationalen Partei entlehnte. Als Zielwurde die Aufhebung <strong>des</strong> alten Gegensatzes zwischen Pilsudski und Dmowski propagiert; Regierungslagerund nationale Opposition sollten zusammen den Staat bilden, womit aber keine Konzessionenan die Oppositionspartei verbunden sein sollten. Die Devise wurde: Antisemitismusund Nationalismus und Eintreten <strong>für</strong> die Realisierung <strong>des</strong> völkischen Staates auf revolutionäremWege durch Sammlung aller positiven Kräfte, die nicht mehr in ablehnender Oppositionverharren sollten. Während der Unparteiische Block die reine Mitarbeit am Wohl <strong>des</strong> Staatesbetonte, suchte das Ozon die Anhänger unter der Forderung eines konsequenten Nationalismusund Antisemitismus zu sammeln und wollte keiner anderen Richtung Daseinsberechtigung zugestehen.Diese Hinwendung zum Totalismus auf der Grundlage einer Konsolidierung der Rechten scheitertenoch im gleichen Jahre an den Gegnern im eigenen Lager, vor dem auch die völkerbewegendenIdeologien nicht haltgemacht hatten. K oc’ Ersetzung durch den neuen Leiter <strong>des</strong> Lagers Skwarczynskibedeutete den Verlust der Monopolstellung <strong>des</strong> Jugendverban<strong>des</strong> der Regierung, gleichzeitigdie Loslösung von der Rechtsideologie und das Betreten <strong>des</strong> Weges der goldenen Mitte.Damit hatte das Ozon jede Breitenwirkung verloren und durch die Ablehnung je<strong>des</strong> totalitärenSystems und durch Gründung eines eigenen Klubs im Parlament und einer Zeitung den Willenkundgetan, Partei statt Bewegung zu sein.Die Radikalisierung der Jugend aber hatte sich beim Ozon nur noch verstärkt, die seitdem indas nationalradikale Lager oder in bäuerlich-revolutionäre und sogenannte linksstehende volksfreundlicheGruppen abwanderte, und die gesamte Opposition stand dem Lager ablehnendgegenüber. So hatte die mit dem Maiumsturz Pilsudskis einsetzende Verschärfung der ideologischenGegensätze im polnischen Volk nach dem Tode <strong>des</strong> Marschalls nicht aufgehört, sondernnur zugenommen. Die Parteien, ohne Aussicht auf Wiedergewinnung <strong>des</strong> Einflusses, aber imBesitz ihrer Organisation und Propagandamittel, verstärkten ihre Tätigkeit in den letztenJahren fortgesetzt und entfalteten eine immer hemmungslosere Propaganda, wie ein Blick aufihre Entwicklung vor dem <strong>deutsche</strong>n abschließenden Eingreifen zeigen wird.Pilsudskis Regime hatte die Parteien in eine schwere Krise, aber auch in einen Läuterungsprozeßgeführt, der gekennzeichnet war durch Sezessionen und Konsolidierungsversuche, die auch derEpoche nach 1933 den Stempel aufdrückten.Die ideologischen und prinzipiellen Auseinandersetzungen verschärften sich in steigendem Maße.Es ging bei diesem K am pf um die Beeinflussung und Gewinnung der Massen <strong>für</strong> ihre Ideologien.Es ging um die Fragen, ob der Staat künftig totalitär, autoritär oder liberal-parlamentarischgeführt werden sollte, ob er einen Nationalstaat oder Nationalitätenstaat darstellen sollte, ob erplan- oder privatwirtschaftlich ausgerichtet werden sollte und in ihm die Juden Platz finden könntenoder nicht, welche Richtung die Außenpolitik einschlagen sollte, und um viele andere mehr.Auf ausgesprochen antidemokratischer Grundlage stand die polnische Nationale Partei (d. h.die ehemaligen Nationaldemokraten), ihre Absplitterung das Nationalradikale Lager, die K onservativenund das Regierungslager. Hatten sich ursprünglich die Konservativen dem Pilsudski-Regime zur Verfügung gestellt und hatten sie die Gründung <strong>des</strong> Ozon anfänglich begrüßt, sowaren sie ausgeschieden, als die demokratischen Kräfte sich gegen den Kurs <strong>des</strong> Obersten Kocwandten. Einen schweren Konkurrenzkampf fochten die Nationale Partei, das Nationalradikaleund das Regierungslager untereinander aus, die sich zeitweilig gegenseitig in der Überspitzung10/

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