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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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Baupläne zu zeichnen. Potocki wünsche, Schinkels Bedingungen zu erfahren, und hoffe, daßjener junge Mann schon einige praktische Erfahrungen habe und sich <strong>für</strong> einige Jahre ganz inden Dienst Potockis begeben würde, sofern er ihm Zusage. A uf diesen Brief antwortete Schinkelin einem drei Seiten langen französisch gefaßten Schreiben vom 23. Januar 1823, leider dem einzigenSchriftstück seiner Hand, das sich bisher über das Kressendorfer Bauvorhaben im KrakauerArchiv auffinden ließ. In <strong>deutsche</strong>r Übersetzung besagt der Brief folgen<strong>des</strong>:„Herr Graf! Gemäß Ihrem Auftrag vom 28. Oktober 1822, den ich durch den Brief <strong>des</strong> HerrnGrafen Athanasius Raczynski erhalten habe, werde ich mit großem Vergnügen den Entwurf<strong>für</strong> das Landhaus (maison de Campagne schreibt Schinkel) ausführen, das bei Krakau erbautwerden soll. Ich habe bereits einen gewandten und erfahrenen jungen Baumeister gefunden,Herrn Persius, der Ende März nach Krakau reisen wird, um sich genau nach den Wünschen zuerkundigen, die Sie betreff der allgemeinen Aufteilung der Räumlichkeiten, der Maße, <strong>des</strong> Baustils,in dem Sie das Gebäude errichtet haben wollen, der Werkstoffe und der Lage <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>hegen. Ich bitte Sie, Herr Graf, dem jungen Mann Ihre Bemerkungen mit größter Ausführlichkeitdarlegen zu wollen, damit ich in den Stand gesetzt werde, in diesem Werke ein volles Gelingen zuerreichen und Ihre Wünsche zu erfüllen.“Sodann nennt Schinkel die Bedingungen, unter denen Persius sich mit der Angelegenheit befassenwerde. Er beanspruche zunächst einmal die Kosten der Reise nach Krakau und zurück, d. h.je<strong>des</strong>mal 10 Dukaten <strong>für</strong> die Poststrecke von 80 Meilen, sowie je 12 Dukaten <strong>für</strong> je 12 Reisetagehin und zurück, zusammen also 44 Dukaten. Über den Aufenthalt am Bestimmungsort sagtSchinkel ferner: Da <strong>des</strong>sen Dauer nicht festgelegt werden könne, solle diesmal nach Tagengerechnet werden, wobei Persius einen Dukaten je Tag erhielte. „Die Bedingungen, unter denener unter Umständen die Leitung <strong>des</strong> Baues übernehmen würde, wird er dem Herrn Grafen unterbreiten,nachdem er sich an Ort und Stelle ein Bild über die Verhältnisse gemacht hat. In Berlinerhalten diese jungen Baumeister zwei Taler den Tag und haben stets die Aussicht, als Bauleitermit festem Gehalt angestellt zu werden, weswegen sie — aus Furcht, ihre Laufbahn zuversäumen — die Hauptstadt nicht gerne verlassen. Aus diesem Grunde dürfen Sie, Herr Graf,die vorliegenden Bedingungen nicht als übertrieben ansehen. Als weitere Bedingung kommtnoch hinzu, daß Sie die Freundlichkeit haben wollen, Herrn Persius die 44 Dukaten vor seinerAbreise von Berlin zu bezahlen, damit er mit ihnen die Vorbereitungen <strong>für</strong> die Reise treffen kann.Wenn ich, nach der Rückkehr von Herrn Persius, über das Ausmaß der Arbeit vollkommeneKlarheit gewonnen habe, werde ich dem Herrn Grafen meine eigenen Bedingungen unterbreitenund darum bitten, bei einem Bankier in Berlin eine Summe zu meiner Verfügung zu hinterlegen,mit der ich die Zeichner bezahlen kann, die ich mit der Ausarbeitung <strong>des</strong> Entwurfs betreuen werde.1'-Aus dem einen Brief Schinkels spricht seine ganze Fälligkeit, eine bevorstehende große Bauaufgabein ihren Weiterungen zu übersehen, sogleich die richtigen Maßnahmen einzuleitenund die richtigen Mitarbeiter zu bestimmen. Wer war sein junger Vertrauensmann, den er daempfiehlt und an seiner Statt nach Krakau schickt ? Ludwig Persius, damals noch nicht zwanzigjährig,sollte in der Tat sich seines Vertrauens würdig erweisen. Er eigentlich ist der Nachfolgerund Vollender Schinkels geworden, der immer sicher blieb in der Selbstverständlichkeit undvornehmen Zurückhaltung, ob er nun eigene Entwürfe gestaltete oder, zu Anfang seiner Laufbahn,sich der Ausführung Schinkelscher Pläne widmete. Schon im Jahre nach dieserKressendorfer Angelegenheit sollte er <strong>für</strong> die Bauleitung in Glienicke herangezogen werden,wo Prinz Karl von Preußen sich durch Schinkel einen Sommersitz schuf, der die höchstenAnforderungen an Geschmack und Sicherheit der künstlerischen Mittel stellte. Später leitetePersius weitgehend die Baulichkeiten <strong>des</strong> kronprinzlichen Charlottenhof im Park von Sanssouciund war verantwortlich beim Bau der Potsdamer Nikolaikirche. Die so überaus reizvollen, an37

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