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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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wachsende Notwendigkeit wird seine Anwendung mit Sicherheit herbeiführen, u n d früheroder später wird die Errichtung eines besonderen Judenstaates an den Ufern<strong>des</strong> Kaspisees, <strong>des</strong> Irtisch und <strong>des</strong> Schwarzen Meeres — mit allen Attributen einer»eigenen Verwaltung, eigener Gerichtsbarkeit und Religionsübung und mit Stan<strong>des</strong>privilegien —innerhalb weniger Jahre zur Folge haben, daß das Volk Israel aus der ganzenWelt in das neue Vaterland eilen wird (S. 29).“Goluchowski (Przezor), der als Schüler Schellings an der Wilnaer Universität schon in jungenJahren Aufsehen erregt, sich aber später auf sein Landgut zurückgezogen hatte, war von derBesserungsfähigkeit der Juden überzeugt. Das Mißlingen aller bisherigen Versuche erklärte ernicht aus dem Wesen der Juden, sondern aus der mangelhaften Eignung der angewandten Reformmittel.Von der Feststellung ausgehend, daß die negativen Eigenschaften <strong>des</strong> jüdischen Charakterssich nur gegenüber Nichtjuden offenbarten, kam er zu der Folgerung, daß die Separierung derJuden und die Unterbindung der Möglichkeit jeglichen Umgangs mit den Nichtjuden die einzigenMittel zu ihrer moralischen Wiedergeburt seien. Diese Wiedergeburt herbeizuführen hielt Goluchowski<strong>für</strong> die Pflicht aller Völker. Das einfachste Mittel zur Erreichung dieses Zieles sah er inder Gründung eines eigenen Judenstaates. Rußland sollte diese Aufgabe, deren Erfüllungeine weltgeschichtliche Wende erwarten ließ, übernehmen. „Die Umgestaltung der Juden isteine Aufgabe von großer Bedeutung, gerade auch <strong>für</strong> Rußland. Wenn Polen den Juden Brot,Ruhe und Schutz vor der Tyrannei gab, so hat Rußland die Möglichkeit, mehr zu tun; denn eskann ihnen ein Vaterland geben (S. 52).“Mit Sorge verfolgte Goluchowski den Zuwachs der jüdischen Bevölkerung in Kongreßpolen, und<strong>für</strong> die Zukunft schien ihm eine Katastrophe gewaltigen Ausmaßes zu drohen, wenn keine rechtzeitigeEntspannung kam. Er prophezeite: „Das Verbot der Einwanderung der Juden in dasInnere Rußlands kann nicht lange bestehenbleiben; es wird früher oder später unter dem Einflußder Zivilisation und <strong>des</strong> Gol<strong>des</strong> zusammenbrechen, und dann werden die Massen der Judenaus den polnischen Provinzen heraus quellen, werden in eine bis dahin gesunde, starke und mächtigeGesellschaft ein Element der Desorganisation hineintragen und sie in ihren Grundlagen selbstverrenken (S. 53).“ Für Polen und Rußland könne die Befreiung von den Juden, die jetzt alsfaulender Kadaver die Wirtsvölker vergifteten, leicht zu spät sein.Welches waren nun die konkreten Vorschläge Goluchowskis ? Sie unterschieden sich in den Grundzügenwenig von jenen Krasinskis und dem anonymen Projekt von 1841. Rußland, das auf seinerFläche mit Leichtigkeit eine zehnmal größere Bevölkerung ernähren könne, solle den Juden einigetausend Quadratmeilen öden, aber fruchtbaren Bodens zur Gründung einer eigenen Provinzeinräumen. Der Boden werde dadurch im Wert steigen, der russische Handel gewinnen. Die neueJudenprovinz würde die Juden aus aller Welt herbeiziehen, „und so würde Rußland auf einmaleinige Millionen Einwohner und mit ihnen eine Fülle von Reichtümern und Milliarden an Kapitalgewinnen (S. 54)“ . Das gute Ergebnis der Übersiedlung vieler Millionen von Europäern nachAmerika und Australien verleitete Goluchowski,- von einer Zusammensiedlung der Juden ineinen eigenen Staat eine gleiche günstige Wirkung zu erwarten.Die Judenprovinz sollte einen integrierenden Bestandteil Rußlands bilden; aber in ihr sollten dierussischen Judengesetze nicht gelten, sondern die völlige Emanzipation durchgeführt werden.Jüdische Beamte sollten die Judenprovinz verwalten und der Zentralregierung verantwortlichsein. Die Vorteile, die Goluchowski <strong>für</strong> die einzelnen Parteien herauskonstruierte, waren diegleichen, wie bei dem Anonymus von 1841. Für Polen rechnete er bezeichnenderweise mit einemgewaltigen Rückgang der Betrugsverbrechen. „Die Entfernung der Juden aus Polen würdedemnach auch noch das Ergebnis haben, daß das Budget <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> eine viel kleinere Summe20

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