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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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Aus der bürgerlichen Sphäre ist auch ihr innenpolitischer Kam pf gegen das Deutschtum und dieJuden als die Wettbewerber der Polen in den Städten zu verstehen. Die geringe Gefährlichkeit<strong>des</strong> Russentums <strong>für</strong> die Herausbildung einer polnischen bürgerlichen Intelligenz erleichterteDmowski die außenpolitische Konzeption, mit Hilfe Rußlands die Mittelmächte niederzuwerfen.Hatten Dmowski und die Nationaldemokratie auch die Aufstandsideologie der „Liga Polska“aufgegeben, so hatten die Erneuerung der Idee vom Reich der polnischen Piasten bis zur Oderund Ostsee, die Lehre von der reinen Macht, die Einteilung in Starke und Schwache in der Weltund schließlich der völkisch bestimmte Charakter seiner Gedankenwelt eine außerordentlicheWirkung im polnischen Volk erzielt.Die Erben der eigentlichen Irredenta-Tradition wurden dagegen die Linksparteien, in derenReihen revolutionär gesinnte und einsatzbereite Leute standen, denen die Befreiung <strong>des</strong>polnischen Volkes über allen marxistischen Programmen stand. Sichtbaren Ausdruck fand dasin der Zusammenarbeit der sozialistischen Gruppen und der Polnischen Sozialistischen Partei(P.P.S.) mit den russischen Revolutionären gegen das ihnen verhaßte Zarenreich. In Rußlandsah diese unter der Führung Pilsudskis stehende Partei den unversöhnlichen Gegner <strong>des</strong> Polentums.Als Pilsudski seine Tätigkeit nach Galizien verlegen mußte und die Wahrscheinlichkeit<strong>für</strong> einen Krieg zwischen den Teilungsmäcbten zunahm, rückte <strong>für</strong> ihn die Frage der militärischenOrganisation in den Vordergrund. Die Bildung der Schützenverbände zur Erziehungund Ertüchtigung der Jugend und die Gründung der Legionen zur Befreiung <strong>des</strong> Vaterlandswurden sein wichtigstes Werk. An der Seite der Mittelmächte gegen Rußland bezog er seineStellung.In direktem Gegensatz dazu wandte sich die „Sozialdemokratische Partei Polens und Litauens“ unterRosa Luxemburg scharf gegen den „Sozialpatriotismus“ der P.P.S., lehnte jeden Gedanken aneine nationale Selbständigkeit Polens ab und erhoffte alles Heil <strong>für</strong> die Zukunft vom russischenrevolutionären Sozialismus, dem sie sich ganz verschrieb.Neben den Arbeitern hatten aber auch die Bauern frühzeitig, gegen Ende der 80er Jahre, ihrepolitische Organisation in Galizien gefunden. Die Wiedererlangung eines ungeteilten und unabhängigenPolens ist zwar <strong>für</strong> die Bauernpartei unverrückbares Ziel geworden; an der Seiteder Legionen traten sie in den Kam pf gegen Rußland ein, aber die eigenen parteipolitischen Aufgabenlagen ihnen doch näher als die großen nationalen.Mit diesen modernen Parteibildungen, die teilweise an alte Traditionen anknüpften, durch ideologische,ständische und staatliche Grenzen getrennt, Vollzog die neugeformte polnische Nationden Eintritt in den Weltkrieg. Sein Ergebnis ist auch <strong>für</strong> die zukünftige innenpolitische Entwicklungder Parteien von außerordentlicher Bedeutung geworden.Während Dmowskis Gedankenwelt in Versailles siegte und die Alliierten sich der polnischen Ansprüchezur Knebelung Deutschlands gern bedienten, fand Pilsudskis Lebensaufgabe, der Kam pfgegen Rußland und seine Föderationspläne im Osten, keine Erfüllung. In Dmowski siegte diepiastische Westausrichtung <strong>des</strong> polnischen Staates, gefesselt an den Willen der Siegermächte imfranzösischen Hegemonialsystem als Gendarm an der <strong>deutsche</strong>n Ostgrenze, und in Dmowskisiegte zugleich auch innenpolitisch das Prinzip der liberalen Demokratie und <strong>des</strong> westlichenZentralismus. D er S ieg der E n te n te w u rd e d a m it in P o le n ein v o lls t ä n d ig e r .Der soldatische Geist und das militärische Genie <strong>des</strong> eigentlichen Machthabers, <strong>des</strong> MarschallsPilsudski, erwies sich im Augenblick der staatlichen Erneuerung als nicht ausreichend, um gegenüberdem Lehrer und Erzieher westdemokratischer Prägung und gegenüber den übermächtigenpolitischen Verhältnissen sich durchsetzen zu können. Über die Verwirklichung der

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