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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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auf den Spruchbändern und Tafeln sind nämlich den Scholien (erklärenden Anmerkungen) vonHuldrich Faber entnommen, die nur dieser Wiener Ausgabe beigegeben sind3).Weitere Anregungen konnte eine Holzschnittillustration der Wiener Ausgabe geben. Währendder Maler aber die einzelnen Szenen und „H öfe“ in einen fortlaufenden Fries auseinanderziehenmußte, sind sie hier — wie es ja auch der ursprünglichen antiken Tafel entspricht — in mehrerenZonen übereinander angeordnet. Als einziges Motiv wurde in den Fries wortgetreu der Lattenzaunübernommen. Die weitgehende Übereinstimmung in der Darstellung der Höhle mit der Strafeund Pein beruht auf einer vollständigen Neuschöpfung <strong>des</strong> Restaurators, der ebenfalls den Holzschnitt<strong>für</strong> seine Ergänzungen benutzte. Alle anderen Ähnlichkeiten aber ergeben sich nur daraus,daß beide sich eng an die Textvorlage hielten. Die Wonnen und Versuchungen werden im Holzschnittvon allegorischen Frauengestalten symbolisch dargestellt. Sie sind nur durch die Spruchbändercharakterisiert und unterscheiden sich im übrigen weder durch Tracht noch Habitus vonden Bürgerinnen der damaligen Zeit. Eine gewisse Abhängigkeit vom Buchstaben zeichnet denHolzschnitt aus, wie es ja auch seine Aufgabe als Illustration war. Dagegen konnte der Maler sichnicht genug tun im Ausdeuten <strong>des</strong> Textes. Der ihm zur Verfügung stehende große Raum, die Länge<strong>des</strong> Wandstreifens verlockten ihn zu einem breiten Ausspinnen der kurzen Andeutungen seinerText- und Bildvorlagen. Er geht in Szenen, wie z. B. im festlichen Trinkgelage mit Musik undTanz, weit über seine Vorbilder hinaus. In seiner fast dramatischen Phantasie liegt seine eigentlicheschöpferische Kraft.Eine Darstellung <strong>des</strong> Cebes-Textes hat <strong>für</strong> die damalige Zeit nichts Überraschen<strong>des</strong>. Der griechischeText wurde seit dem Ende <strong>des</strong> 15. Jahrhunderts sehr häufig herausgegeben und erschienbesonders am Anfang <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts in Deutschland in vielen lateinischen Ausgaben,und zwar: 1507 in Frankfurt a. d. O.4), 1512 in Leipzig und 1516 in Rostock in der Übersetzung vonJohann Rack aus Sommerfeld, gen. Aesticampianus, 1519 in Wien in der Übersetzung von Odaxius,die schon 1497 in Bologna erschienen war und jetzt mit einem Kommentar von Huldrich Faberund einem Argumentum von Agricola versehen wurde; dieselbe Übersetzung wurde in Krakau1522 von Gregorius Lignicensis ( = aus Liegnitz), gen. Liban, und 1524 von Johann Camatisherausgegeben.Der jüngere Agricola war seit 1510 Schüler und seit 1511 Baccalaureus der Krakauer Akademieund hielt hier in den Jahren 1518— 21 Vorträge. Gregor Lignicensis war hier Lehrer <strong>des</strong> Griechischen.Die Krakauer gelehrte Welt, die damals bis auf einen Namen ausschließlich deutschwar, kannte also den Cebes-Text sehr genau und hat zu seiner Verbreitung auch in weitereSchichten beigetragen. Hans Dürer wird überdies bereits in Nürnberg mit dem Text bekannt gewordensein. Willibald Pirckheimer, der sein Vormund während Albrechts venezianischer Reise war,hat ihn ins Deutsche übertragen. Kein Wunder also, daß man diesen Stoff als Vorwurf <strong>für</strong> einengroßen Fries im repräsentativsten Saal der Krakauer Burg wählte.Die Frage der Autorschaft Hans Dürers wurde oft erwogen und diskutiert. Es besteht sicherkein Zweifel daran, daß er der Schöpfer <strong>des</strong> Frieses ist, wenngleich diese Annahmen och durchweiteres Aktenmaterial und stilkritische Analyse auf Grund neuer gesicherter Werke erhärtetwerden müßte.Hans Dürer (geb. am 21. II. 1490 in Nürnberg) ist am 9. Juni 1527 in die Dienste <strong>des</strong> königlichenHofes in Krakau getreten und bezog seit dieser Zeit bis 1535 ein regelmäßiges Gehalt,das ihm in den ersten Jahren wöchentlich, später vierteljährlich ausgezahlt wurde. •Von3) wie K. S in k o -P o p ic lo w a a. a. O. naehwies.4) Die Frankfurter Ausgabe hat ebenfalls einen Holzschnitt, auf den der Wiener deutlich zurttckgeht.*) Vgl. L ü c'k , Deutsche Gestalter und Ordner im Osten, S. 49.3a

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