13.07.2015 Aufrufe

viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

mit ihren zweifelhaften Geschenken ausgestattet, begeben sie sich auf die Reise. Sofort empfängtsie eine Menge verführerisch schöner Frauen, die Einbildungen (Opiniones), Begierden (Concupiscentiae)und Lüste (Voluptates). Sie umarmen ihre Opfer, schmeicheln ihnen und führen sieauf falsche Wege. Durch den Zaubertrank der Suadela können die Irregeleiteten den rechten Wegnicht mehr erkennen und irren verzweifelt im Kreise umher. „Alii circumvagantur et errant, quoipsae commonstrant.“Nun verlassen sie sich auf die blinde und taube Fortuna. A uf einer geflügelten Kugel eilt sie mitwehendem Gewände und verbundenen Augen vorbei und schüttet vollkommen willkürlich ihreGaben aus. Den einen raubt sie ihre Güter, die anderen beschenkt sie reich. Verzweifelt beklagensich die Verstoßenen über ihr unglückliches Los. Notdürftig bekleidet mit ärmlichen, zerfetztenHemden, weinen und jammern sie, raufen sich die Haare, werfen mit wilden Gebärden die Armein die Luft und ringen die Hände.In satter Behäbigkeit aber schreiten die vom Glück Bedachten einher. In faltenreichen, verbrämtenGewändern, ausgestattet mit den Geschenken der Fortuna, setzen sie ihren Lebenswegfort. Es sind die Reichen, Berühmten, Adligen, Freien, die Tyrannen und Herrscher. Sogleich aberempfängt sie wiederum eine große Schar verführerischer Dirnen (meretrices), unter ihnen dieUnenthaltsamkeit (Incontinentia). Auch diese umarmen sie, überreden sie zu bleiben und versprechenihnen ein herrliches Leben ohne Arbeit und Unbequemlichkeiten. Die Unterhaltungmit ihnen scheint zunächst angenehm. Man wendet sich einem Trinkgelage zu, tafelt, zecht undschäkert mit den Mädchen. Pauke und Trompete spielen auf. Die Musik lockt zum Tanz.Die eleganten Kavaliere greifen zum Hut, umfassen ihre Damen und drehen sich im Tanze. Dochauch diese Ergötzungen sind nicht dauerhaft. Die Herren versklaven im Dienst ihrer Damen,die sich schließlich in unbarmherzige Megären verwandeln und, nachdem sie ihnen alle Gabender Fortuna abgelockt haben, sie mit Undank, Schmach und Schande überhäufen, ihnen dieKleider stehlen und die völlig Ausgeplünderten schließlich mit Schlägen davonjagen.Jetzt endlich sehen die Betrogenen ihren Irrtum ein, und mit der Geißel naht sich die Strafe(Punitio). Sie wohnt zusammen mit zwei anderen häßlichen, schmutzigen und zerlumpten Weibern,der Trauer (Tristitia) und dem Schmerz (Dolor), in einer engen, dunklen Höhle. Die Trauerrauft die Haare, der Schmerz legt den K opf auf die Knie. Bei ihnen wohnt auch ein magerer,mißgestalteter, spärlich bekleideter Mann, der Kummer (Luctus), und seine Schwester, dieSchwermut (Maestitia). In dieser quälenden Gesellschaft verbringt der Verirrte den Rest seineselenden Lebens, wenn ihm nicht die Reue (Poenitentia) begegnet.Sie kann ihn dem Unglück entreißen und ihm einen neuen Glauben, neue Wünsche eingeben.Jedoch ist es ihm dann immer noch nicht vergönnt, den wahrhaft rechten Weg zu wählen, denner gerät nun zunächst in die Bereiche der falschen Gelehrsamkeit (falsa Disciplina). Sie throntin antikischen, faltenreichen Gewändern auf einem Thron, und ihr nähern sich disputierendeGelehrte, Poeten, Redner, Musiker, Dialektiker, Arithmetiker, Geometriker, Astrologen, Kritikerund andere ihrer Art, kurz alle freien Künste und Wissenschaften.Doch durch Gelehrsamkeit gelangt man nicht zur wahren Tugend und Glückseligkeit. Der Wegzu ihr ist rauh, steil und gefährlich und von ungeheurer Einsamkeit. Er führt durch gähnendeKlüfte und über Bergeszacken bis zu einem schier unerklimmbar steilen und hohen Felsen. Diesenbewohnen zwei außerordentlich schöne und edle Frauen, die Schwestern Standhaftigkeit undSelbstbeherrschung '(Constantia und Continentia). Sie winken den Nahenden aus der Ferne,ermuntern sie, guten Mutes zu sein, und kommen ihnen schließlich entgegen, um sie zu sich heraufzuziehen.Nun lassen sie die Ermatteten ruhen, richten sie auf und weisen ihnen den Weg28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!