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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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HANS DÜRERS CEBES-FRIES AUF DER BURG ZU KRAKAUV O N D R . D O R E T T E R I C H T E RDer Cebes-Fries in dem schönsten, größten und am reichsten ausgestatteten Saal der KrakauerBurg, dem Landtagssaal, hat seit langem die kunsthistorisch interessierte und wissenschaftlicheWelt angezogen. Angeregt durch den interessanten, lehrreichen und schwer deutbarenInhalt der Malereien, hat man immer wieder versucht, ihn dem Hofmaler <strong>des</strong> polnischen KönigsSigismunds I., Hans Dürer, dem jüngeren Bruder <strong>des</strong> großen Albrecht, zuzuweisen, der bis jetztals eine ziemlich farblose Gestalt in der kunstgeschichtlichen Forschung erschien1).Die Quelle <strong>für</strong> die Darstellung <strong>des</strong> Frieses bildete das „Gemälde <strong>des</strong> Thehaners Cebes“ . Es ist diesein populär-philosophischer Dialog moralisierenden Inhaltes, der aus dem ersten nachchristlichenJahrhundert stammt, aber schon von Lukian und anderen fälschlich dem Cebes von Thebenzugeschrieben wurde, einem Schüler und engen Freund <strong>des</strong> Sokrates, der auch in Platons „Phaidon“eine Hauptrolle spielt.Ein Fremder betritt ein Saturnheiligtum, in dem ein allegorisches Gemälde aufgehängt ist, das ihnseiner seltsamen Darstellung wegen befremdet. Ein Einheimischer, ein alter Mann, bietet sich alsErklärer an. Er hat als Schüler <strong>des</strong> pythagoreischen Philosophen, der das Bild und das Heiligtumdem Saturn weihte, oft mit ihm über den Sinn der Darstellung disputiert. Zwischen dem Altenund dem Fremden entspinnt sich nun ein Zwiegespräch, in <strong>des</strong>sen Verlauf das Gemälde ausgedeutetwird. Es ist eine Allegorie <strong>des</strong> menschlichen Lehens von der Geburt bis zum Tode und stellt demauf Genuß und Besitz der Glücksgüter gerichteten Streben und der falschen Gelehrsamkeit dieechte ethische Haltung und die wahren Tugenden gegenüber, durch die der Mensch endlich zurGlückseligkeit gelangt.Der Maler <strong>des</strong> Frieses hat den Inhalt dieses Textes durch Mittler sehr wohl gekannt und dieeinzelnen Szenen durch Spruchbänder und Schrifttafeln erläutert. Die Handlung beginnt in derdem Saaleingang diagonal gegenüberliegenden Ecke.Unwissend und unschuldig betreten alle Menschen den Lebensweg. Eine Schar von nackten odermit Hemdchen und Überwürfen bekleideten Kindern tanzt sorglos und heiter dahin. Durcheinen hohen Lattenzaun sind sie noch von den Gefahren und Versuchungen der Welt getrennt.Ein alter Mann, „Genius , in der einen Hand eine Schnftrolle, weist ihnen den Weg, den sie ■nehmen müssen, um zur Pforte <strong>des</strong> Lebens zu gelangen. Dieser nähern sich bereits die heranwachsendenKnaben und Mädchen.Jenseits <strong>des</strong> großen steinernen Tores, das sich ins Leben öffnet, thront auf hohen Stufen ein liebliches,wohlgestaltetes Weib. Eine Tafel erklärt den nun folgenden Vorgang: „Porta vitae qua Suadelasedens propinat Errorem et ignorantiam introeuntis“ . An der Schwelle <strong>des</strong> Lebens sitzt die Überredungund gibt den in das Leben Tretenden Irrtum und Unwissenheit ein. Sie trinken aus einemKelche, die einen mehr, die ändern weniger, doch werden alle Sterblichen von ihr verführt, und*) K. S in k o -P o p ie lo w a , Hans Dürer i Cebes Wawelski. In: Biuletyn Historii Sztuki i Kultury V. 1937, S. 141.Mit französischer Zusammenfassung.G. M c in e r t, Hans Dürer in Schlesien. In: Jhb. d. Preuß. Kunstsammlungen 58. 1937, S. 128.F. W in k le r , Hans Dürer. Ein Nachwort. In: Jhb. d. Preuß. Kunstsammlungen 57. 1936, S. 65.H. B e e n k e n . Beiträge zu Jorg Breu und Hans Dürer. In: Jhb. d. Preuß. Kunstsammlungen 56. 1935, S. 66.ders., Hans Dürer. In: Zs. f. bildende Kunst 64. 1930/31, S. 88.K ie s z k o w s k i, Jhb. d. kunsthistor. Inst. d. kk. Zentralkommission f. Denkmalpflege VI. 1912, S. 99.I. B eth in Thieme-Becker, Allgemeines Künstlerlexikon X . 1914, wo auch die ältere Literatur angegeben ist.27

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