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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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Persius hergestellt, und zwar drei Blatt Grundrisse (Kellergeschoß, erstes und zweites Stockwerk),drei Blatt Aufrisse und Schnitte (deren im ganzen sechs), drei Blatt Angaben <strong>für</strong> dieRaumgestaltungen (Ballsaal, Eßsaal, Billardzimmer, Bibliothek, Mittelflur — dieser z. T. farbig—)und <strong>für</strong> einzelne Bauglieder Freitreppe, Tor, Fenster, Gesimsecke: schließlich zweiBlatt mit perspektivischen Innenansichten vom Festsaal und vom Mittelflur. Die Reihe istalso umfassender und vollständiger als die später (1826) vom Künstler selber in dem 7. Hefteseiner Sammlung Architektonischer Entwürfe veröffentlichte, wo (mit Einschluß der Gesamtansicht<strong>des</strong> Äußeren) auf nur sechs Blatt eine Auswahl dieser Baurisse wiedergegeben wurde.Zumal die mit Wasser- und Deckfarben sinnfällig und ansprechend angelegten Schaubilder(Abb. 5), einmal das Innere <strong>des</strong> großen Festsaals mit der herrscherlichen Säulenstellungan der einen Längswand den Fenstern gegenüber, zum ändern die lange Flucht <strong>des</strong> Mittelgangeszwischen beiden Höfen, von der Eingangstreppe her gesehen, zeigen, in welcher großartigenund edlen, dem Antik angenäherten Haltung Schinkel den Schloßbau geplant hat, ähnlich,doch weit bedeutender als die etwa gleichzeitigen Schloßanlagen <strong>für</strong> Baron Wilhelm von Humboldtin Tegel und <strong>für</strong> den Prinzen Karl von Preußen in Glienicke. Welche Bedeutung der Baumeisterselbst seiner Schöpfung beimaß, wird auch aus der besonders ausführlichen Erläuterungersichtlich, die er zu seiner Veröffentlichung gab. Dort werden ziemlich eingehend auch dieAuszierungen und die farbige Gestaltung der Haupträume beschrieben, so <strong>des</strong> Tanzsaales (vgl.Abb. 5), „...zwischen Marmortäfelungen von hellrötlicher Farbe ein Feld, in welchem auf sanftemhimmelblauem Grunde ländliche, feierliche, festliche Tänze aller Art dargestellt sind. Einfassungenmit vergoldeten Ornamenten umgeben dieses Feld. Die Möbel sind in Purpur mit goldgelbeingewirkten Verzierungen gehalten, die Gestelle selbst vergoldet.“ Der Bericht schließtmit dem ungewissen Satz: „Der Bau <strong>des</strong> Schlosses ist zur Zeit noch nicht vollendet.“Um Hoffnungen so oft betrogener Schinkel! Nein, der Bau war weder vollendet noch überhauptbegonnen, noch sollte er je nach seinem Plan begonnen werden. Ob die Absicht doch zu sehrins Große gegangen und der Entwurf <strong>für</strong> den derzeitigen Vermögensstand der Familie Potockinicht tragbar war, zog sich der Bruder aus dem gemeinsam geplanten Unternehmen zurückoder verwirrten einmal wieder wie fast dauernd in jenen Jahrzehnten die politischen VerhältnisseHandel und W andel? Der Adel stand gegen die Verfassung der seit 1815 bestehenden RepublikKrakau, 1829 sahen sich die Schutzmächte sogar zum Eingreifen genötigt. Graf ArthurPotocki kränkelte, und vielleicht auch aus diesem Grunde, obwohl gelegentlich sein Güterverwalteran den zu unternehmenden Schloßbau mahnend erinnerte, kam nichts zustande. DieJahre verrannen. Im Sommer 1832 mußte Schinkel eine dienstliche Besichtigungsreise durchSchlesien ausführen. W ohl beunruhigt über das Schicksal seiner Baupläne <strong>für</strong> Kressendorf,unternahm er den Abstecher nach Krakau, wo er nur eine Enttäuschung erleben konnte. SeinAuftraggeber Graf Potocki war am 1. Januar 1832 gestorben, der Sohn Adam erst zehn Jahrealt. Aber die Witwe Sophie Potocka scheint eine Frau voll frommen Eifers gewesen zu sein,die nun, wenn auch nicht mit dem Schloßbau, so doch wenigstens mit der Errichtung der Kirchezu Kressendorf Ernst machte.Im gleichen Jahre 1832 wurde im Dom auf der Krakauer Burg die Dreifaltigkeitskapelle (nebendem Seigerturm) durch den Wiener Baumeister Peter von Nobile zu einem Familienbegräbnisder Potocki ausgebaut. Noch heute ist ihr vornehmster Schmuck das von der Hand Thorvaldsensgeschaffene Denkmal <strong>für</strong> ein anderes Mitglied der Familie, den Grafen Wladimir Potocki, der 1812als junger Artillerieoberst <strong>des</strong> durch Napoleon begründeten Sächsischen Fürstentums Warschauseinen Tod gefunden hatte. Schon bald hatte sich <strong>des</strong>sen Gattin, eine andere Gräfin SophiePotocka, an den berühmtesten Bildhauer Europas gewandt; doch kam von dem Geplantennur das Standbild <strong>des</strong> Verstorbenen zur Ausführung, nach Dagobert Freys Urteil „im leben-40

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