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viertei jahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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<strong>deutsche</strong>n Vergangenheit gelenkt und sich neu darin versuchen lassen. Wir sprechen jetzt nichtvon seinen Malwerken, deren Inhalt ebensooft in der sinnlichen Fülle der Antike wie in derGeistigkeit <strong>des</strong> Mittelalters seine Wurzeln hat, sondern meinen allein die baulichen Entwürfejenes Jahrzehnts, die eines Grabhauses <strong>für</strong> die Königin Luise im Park <strong>des</strong> CharlottenburgerSchlosses, die <strong>für</strong> den Wiederaufbau der Petrikirche und <strong>für</strong> den Wiederaufbau der Gertraudenkirchein Berlin oder die ganz erstaunlichen <strong>für</strong> einen Dom als Denkmal <strong>des</strong> Freiheitskrieges —um nur einiges zu nennen — , wie sehr fand in solchen Bauten gotischer Formenspracbe dievaterländisch erregte Fühlweise der Romantik ihren Ausdruck!Das Schaubild <strong>des</strong> Entwurfes <strong>für</strong> die Kressendorfer Kirche (Abb. 4) geht ebenfalls von derräumlichen Gegebenheit und Einbettung in die gepflegte Natur eines Landschaftsparkes aus,wie er dem heiteren Flußtal zur Zierde gereichen sollte. Über einem Gewässer im Vordergrunderheben sich ziemlich steile Böschungen, deren begehbare Kehrwege durch eine Gruppe polnischerBauern in langen Kitteln deutlich gemacht wird. Die Rasenböschungen gehen nachder Mitte zu in gemauerte Rampen über, die sich durch eine eindrucksvoll schlichte spitzbogiggewölbte Pfeilerstellung verbinden. Vielleicht hat der Auftrag einer von und <strong>für</strong> eine adligeHerrschaft zu errichtenden Kirche dem Baumeister den Gedanken an eine Gruft eingegeben,auf der sich nun das eigentliche Gotteshaus gründet, auch dies in den Formen sehr einfach undschlicht, überaus würdig. Wie an der dreibogigen Eingangseite <strong>des</strong> Grabhauses <strong>für</strong> die KöniginLuise Engel Wacht halten, so hier die Gestalten der vier Evangelisten, auf ihren sinnbildlichenKragsteinen stehend, über sich eine Fensterrose, gerahmt von den Wappen der Potocki undBranicki, zuoberst auf dem Giebelfirst der siegreiche Erzengel Michael, den Schinkel seit demFreiheitskrieg gern als bildnerischen Schmuck verwendet hat. Das Schiff von vier Jochen endetin kapellenartigen Kreuzarmen, aus denen die beiden Glockentürme wachsen — so steht derEntwurf anschaulich und in seiner Form wie aus einem Guß vor unseren Augen.Zu diesen beiden inalerischen und ihre Wirkung auf den Laien sicherlich nicht verfehlendenSchaubildern hatte Schinkel zweifellos noch Zeichnungen hinzugefügt, aus denen das architektonischeGefüge der beiden Bauten genauer zu erkennen war. Doch hat sich nur das eine „Schinkel1823“ unterschriebene Blatt ,,Proggt(!) d’un Chateau (!) ordonne par monsieur Le Comte Arthur Potocki“erhalten, das fünf Einzelrisse vereinigt: einen Grundriß <strong>des</strong> ersten und einen<strong>des</strong> zweiten Stockwerks, den Aufriß der Seite nach dem Städtchen und der Seite nach dem Gartenzu sowie einen Durchschnitt, alle in (nicht ganz einwandfreiem — Persiusschem? — ) Französischbeschriftet. Hier wird die durchdachte Raumanordnung völlig deutlich. Je<strong>des</strong> Geschoß gliedertsich in zwei abgesonderte Fluchten. Unten befinden sich einmal die Fest- und Gesellschaftsräume(Eßsaal, Ballsaal, Billardzimmer und Bibliothek), zum anderen die Wohnung <strong>des</strong> Bauherrnsamt Gattin, oben die Wohnung <strong>des</strong> Bruders samt Gattin, zum ändern Kinderzimmer,Arzt-, Erzieher- und Gästekammern. In jedem Geschoß trennt ein in der Mitte durchlaufenderGang die beiden Hälften, so daß der Binnenhof ebenfalls in zwei kleinere zerfällt — alles inallem, sollte man meinen, ein tadelloser und brauchbarer Vorschlag.Und welches war sein Schicksal? Wie so oft, wenn es sich nicht um staatliche, sondern privateAufträge handelt und daher durchgehend und genau geführte Akten fehlen, ist die weitere Entwicklungnicht ganz durchsichtig, in<strong>des</strong>sen aus den vorhandenen Beständen und Befunden imallgemeinen doch wohl zu erschließen. Schinkels Pläne müssen gefallen haben, sonst wäre nichtdie Reihe von fast ein Dutzend Blatt Ausführungszeichnungen <strong>für</strong> den Schloßbau angefertigtund dem Bauherrn zugesandt worden, die sich bis heute im Potocki-Archiv erhalten haben,und sonst wäre die Kirche nicht nach dem Entwurf Schinkels erbaut worden, worauf gleichnoch zurückzukommen sein wird. Was die Schloßbauzeichnungen betrifft, so sind diese höchstwahrscheinlich auf Grund der beschriebenen Entwürfe Schinkels und unter seiner Leitung von39

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