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Carlos Castaneda Der Ring der Kraft Don Juan in ... - Wiechert-Haus

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doch selbst, daß irgend etwas <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krieger sich stets je<strong>der</strong>Verän<strong>der</strong>ung bewußt ist. Es ist ja gerade das Ziel <strong>der</strong> Lebensweisedes K riegers, dieses B ewußtse<strong>in</strong> zu entwickeln und zuerhalten. D er K rieger pflegt es, poliert es und hält es <strong>in</strong>Schuß.«Er hatte recht. Ich mußte ihnen zugestehen, daß ich wußte,daß es irgend etwas <strong>in</strong> mir gab, das alles registrierte und sichall dessen, was ich tat, bewußt war. Und doch hatte dies nichtsm it dem gewöhnlichen B ewußtse<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er selbst zu tun. Eswar etwas an<strong>der</strong>es, das ich nicht erfassen konnte. Vielleichtkönnte <strong>Don</strong> Genaro es besser beschreiben als ich, me<strong>in</strong>te ich.»Du schaffst es ganz gut alle<strong>in</strong>«, sagte <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong>. »Es ist e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nere Stim m e, die dir sagt, was los ist. U nd dam als sagte siemir, daß ich zum zweitenmal erwacht war. Sobald ichaufwachte, war ich natürlich überzeugt, daß ich geträumthaben mußte. Offenbar war es ke<strong>in</strong> gewöhnlicher Traumgewesen, aber es war auch nicht eigentlich Träumen gewesen.Daher kam ich zu dem Schluß, daß es etwas an<strong>der</strong>es gewesense<strong>in</strong> mußte: Schlafwandeln war es, im Halbschlaf, nehme ichan. Ich konnte es mir nicht an<strong>der</strong>s erklären.« <strong>Don</strong> Genaroerzählte, se<strong>in</strong> W ohltäter habe ih m erklärt, daß das, was ererlebt hatte, alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong> Traum war und daß er sichnicht damit begnügen dürfe, es als Schlafwandeln aufzufassen.»W as, me<strong>in</strong>te er, war es denn?« fragte ich.Sie tauschten e<strong>in</strong>en Blick aus.»Er sagte mir, es war <strong>der</strong> Butzemann«, antwortete <strong>Don</strong>Genaro, wobei er die Stimme e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>des nachahmte.Ich erklärte ihnen, ich wüßte gern, ob <strong>Don</strong> Genaros W ohltäter esgenauso erklärt habe, wie sie selbst es taten. »Natürlich tat erdas«, sagte <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong>. »M e<strong>in</strong> W ohltäter erklärte«, fuhr <strong>Don</strong>G enaro fort, »d a ß <strong>der</strong> Traum , <strong>in</strong> dem m an sich selbst im Schlafbeobachtet, die Zeit des Doppelgängers sei. Er empfahl mir, ichsolle, statt me<strong>in</strong>e <strong>Kraft</strong> auf Grübeleien und Zweifel zuverschwenden, die Gelegenheit zum Handeln nutzen, und fallsich noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Gelegenheit bekäme, darauf vorbereitetse<strong>in</strong>. M e<strong>in</strong>e nächste Chance ergab sich im <strong>Haus</strong>e me<strong>in</strong>esW ohltäters.Ich hatte ihm bei <strong>der</strong> H ausarbeit geholfen. N un legte ichmich zur Ruhe und fiel wie gewöhnlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en gesundenSchlaf. Se<strong>in</strong> <strong>Haus</strong> war für mich e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> <strong>Kraft</strong> undhalf mir. Plötzlich beunruhigte mich e<strong>in</strong> lautes Geräusch, vondem ich erwachte. D as H aus m e<strong>in</strong>es W ohltäters war groß. Erwar e<strong>in</strong> wohlhaben<strong>der</strong> M ann und ließ viele für sich arbeiten.<strong>Der</strong> Lärm schien von e<strong>in</strong>er im Kies scharrenden Schaufelherzurühren. Ich setzte mich auf, um zu horchen, und dannstand ich auf. Das Geräusch beunruhigte mich sehr, aber ichkonnte nicht feststellen, warum. Ich überlegte, ob ich nachschauensollte, als ich bem erkte, daß ich am B oden lag undschlief. Diesmal wußte ich. was ich zu erwarten und zu tunhatte, und folgte dem Geräusch. Ich g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den h<strong>in</strong>teren Teildes <strong>Haus</strong>es. Dort war niemand. Das Geräusch schien vondraußen zu kommen. Ich g<strong>in</strong>g ihm nach. Je länger ich ihmfolgte, desto schneller konnte ich mich bewegen. Schließlichgelangte ich an e<strong>in</strong>e entfernte Stelle, wo ich Zeuge unglaublicherVorgänge wurde.«Zur Zeit jener Ereignisse, erklärte er, sei er noch <strong>in</strong> denAnfängen se<strong>in</strong>er Lehrzeit gewesen und habe auf dem Gebietdes »Träumens« noch wenig Erfahrung gehabt, aber er habeüber e<strong>in</strong>e unheimliche Gabe verfügt, sich selbst im Traum zusehen.»W oh<strong>in</strong> bist du gegangen. <strong>Don</strong> Genaro?« fragte ich. »Dies wardas erste M al, daß ich m ich wirklich beim Träumen fortbewegthabe«, sagte er. »Aber ich wußte genug darüber, um michrichtig zu verhalten. Ich achtete darauf, nichts direktanzuschauen, und fand mich schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tiefen Schluchtwie<strong>der</strong>, wo m e<strong>in</strong> W ohltäter e <strong>in</strong> e n Teil se<strong>in</strong>er K raft-Pflanzenstehen hatte.«»M e<strong>in</strong>st du, es funktioniert besser, wenn man nur wenig überdas Träumen w e iß ? «, fragte ich.»N e<strong>in</strong>!« warf <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> e<strong>in</strong>. »Je<strong>der</strong> von uns hat die Gabe zuetwas Beson<strong>der</strong>em. Genaros Begabung ist das Träumen.« »W ashast du dort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlucht gesehen, <strong>Don</strong> Genaro?« fragte ich.»Ich sah m e<strong>in</strong>en W ohltäter, <strong>der</strong> gefährliche D <strong>in</strong>ge m it an<strong>der</strong>enLeuten anstellte. Ic h glaubte, ich sei dort, um ihm zu helfen,und versteckte mich h<strong>in</strong>ter den Bäumen. Doch ich76 77

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