zögest - ohne Überheblichkeit und ohne frommen Eifer. Tudas, und niemand wird e<strong>in</strong>en Makel daran f<strong>in</strong>den.« Nach demTon se<strong>in</strong>er Stimme zu urteilen, mußte <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> über me<strong>in</strong>eStümperei sehr verärgert se<strong>in</strong>. Aber er lächelte mir zu, unddann kicherte er, als müsse er über se<strong>in</strong>e eigenen Worte lachen.Ich sagte ihm, ich hielte mich bloß zurück, da ich sie nicht mitme<strong>in</strong>en Grübeleien langweilen wolle. Tatsächlich war ich ganzüberwältigt von dem, was <strong>Don</strong> Genaro getan hatte. Ich warüberzeugt gewesen - obgleich es mir jetzt nicht mehr daraufankam -, daß <strong>Don</strong> Genaro im Gebüsch gewartet hatte, bis <strong>Don</strong><strong>Juan</strong> ihn rief. Später hatte er dann me<strong>in</strong>e Furcht mißbrauchtund sie ausgenutzt, um mich zu betäuben. Zweifellos war ich,als ich gewaltsam zu Boden gedrückt wurde, ohnmächtiggeworden, und dann hatte <strong>Don</strong> Genaro mich wohlhypnotisiert.<strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> wandte e<strong>in</strong>, ich sei zu stark, mich so leicht überwältigenzu lassen.»Was geschah also wirklich?« fragte ich ihn. »Genaro kam zudir, um dir etwas ganz Außerordentliches mitzuteilen«, sagteer. »Als er aus dem Gebüsch kam, da war es Genaro, <strong>der</strong>Doppelgänger. Man könnte es noch an<strong>der</strong>s ausdrücken, und dieswürde es noch besser erklären, aber das kann ich jetzt nochnicht.« »Warum nicht, <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong>?«»Weil du noch nicht bereit bist, über die Ganzheit des Selbst zusprechen. Im Augenblick kann ich dir nur sagen, daß dieserGenaro hier nicht <strong>der</strong> Doppelgänger ist.« Mit e<strong>in</strong>erKopfbewegung wies er auf <strong>Don</strong> Genaro. Dieser bl<strong>in</strong>zelte e<strong>in</strong>paarmal.»<strong>Der</strong> Genaro von gestern abend war <strong>der</strong> Doppelgänger. Undwie ich dir schon sagte, hat <strong>der</strong> Doppelgänger unvorstellbare<strong>Kraft</strong>. Er hat dir etwas ganz Wichtiges gezeigt. Zu diesemZweck mußte er dich berühren. <strong>Der</strong> Doppelgänger berührtedich e<strong>in</strong>fach im Genick, an <strong>der</strong>selben Stelle, wo vor Jahren <strong>der</strong>Verbündete auf dich getreten ist. Natürlich warst du weg wiee<strong>in</strong>e ausgeblasene Kerze. Und natürlich hast du dich auch wiee<strong>in</strong> Hanswurst gehenlassen. Wir brauchten Stunden, um dichwie<strong>der</strong> auf die Be<strong>in</strong>e zu br<strong>in</strong>gen. Dadurch hast du de<strong>in</strong>e <strong>Kraft</strong>88vertan, und als es für dich Zeit war, die Tat e<strong>in</strong>es Kriegers zuvollbr<strong>in</strong>gen, hattest du nicht mehr genug Mumm.« »Was wärediese Tat e<strong>in</strong>es Kriegers gewesen. <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> 0 « »Ich sagte dirdoch, daß Genaro zu dir kam. um dir etwas zu zeigen, nämlichdas Geheimnis <strong>der</strong> leuchtenden Wesen als Träumer. Duwolltest etwas über den Doppelgänger erfahren. Nun. er beg<strong>in</strong>nt<strong>in</strong> den Träumen. Aber dann fragtest du: >Was ist <strong>der</strong>Doppelgänger?
<strong>Der</strong> Körper ist nicht unzerstörbar. Du hättest schwer krankwerden können. Du wurdest es nicht, nur weil Genaro und ichde<strong>in</strong>en Leichts<strong>in</strong>n etwas aufgefangen haben.« Die volleWucht se<strong>in</strong>er Worte begann auf mich e<strong>in</strong>zuwirken.»Gestern abend führte Genaro dich durch die Schwierigkeitendes Doppelgängers h<strong>in</strong>durch«, fuhr <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> fort. »Nur erkann dies für dich tun. Und es war ke<strong>in</strong>e Vision o<strong>der</strong>Halluz<strong>in</strong>ation, als du dich am Boden liegen sahst. Du hättestdies mit unendlicher Klarheit erkennen können, wenn du dichnicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schwelgerei verloren hättest, und dann hättest duerkennen können, daß du selbst wie e<strong>in</strong> Traum bist, daß de<strong>in</strong>Doppelgänger dich träumt, genau wie du ihn gestern abendgeträumt hast.« »Aber wie kann das se<strong>in</strong>, <strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> 9 «»Niemand weiß, wie es geschieht. Wir wissen nur, daß esgeschieht. Dies ist das Geheimnis von uns Menschen alsleuchtenden Wesen. Gestern abend hattest du zwei Träume,und du hättest <strong>in</strong> jedem von ihnen erwachen können, aber duhattest nicht genug <strong>Kraft</strong>, das zu begreifen.« Sie schauten miche<strong>in</strong>e Weile e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich an. »Ich glaube, er begreift«, sagte<strong>Don</strong> Genaro.Das Geheimnis <strong>der</strong> leuchtenden WesenStundenlang unterhielt mich <strong>Don</strong> Genaro mit absurden Instruktionen,wie ich m ich im täglichen Leben verhalten sollte.<strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> me<strong>in</strong>te, ich solle mir <strong>Don</strong> Genaros Empfehlungenernstlich zu H erzen nehm en, denn sie seien, obzwar scherzhaftvorgetragen, ke<strong>in</strong>eswegs spaßig gem e<strong>in</strong>t. G egen M ittag stand<strong>Don</strong> Genaro auf und g<strong>in</strong>g ohne e<strong>in</strong> W ort <strong>der</strong> Erklärung <strong>in</strong>sG ebüsch. Ich wollte ebenfalls aufstehen, aber D on <strong>Juan</strong> hieltmich sanft zurück und verkündete mit feierlicher Stimme, daß<strong>Don</strong> Genaro wie<strong>der</strong> etwas mit mir vorhabe.»W as wird er tun?« fragte ich. »W as will er diesmal mit miranstellen?«<strong>Don</strong> <strong>Juan</strong> versicherte mir. ich hätte ke<strong>in</strong>en Grund, mich zubeunruhigen.»Du näherst dich e<strong>in</strong>em Scheideweg«, sagte er. »E<strong>in</strong>em gewissenScheideweg, den je<strong>der</strong> Krieger e<strong>in</strong>mal erreicht.« M irkam <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n, er spreche vielleicht von me<strong>in</strong>em Tod. Erschien me<strong>in</strong>e Frage zu ahnen und bedeutete mir, nichts zusagen.»Darüber wollen wir nicht d iskutieren«, sagte er. »Es muß dirgenügen, wenn ich dir sage, daß <strong>der</strong> Scheideweg, den ichme<strong>in</strong>e, die Erklärung <strong>der</strong> Zauberer ist. Genaro glaubt, du bistbereit d a f ü r .«»W ann wirst du mir etwas darüber sagen?« »Ich weiß nicht,wann. Du bist <strong>der</strong> Empfänger, daher hängt es von d ir ab. Duwirst entscheiden müssen, wann es an <strong>der</strong> Zeit ist.«»Und warum nicht jetzt gleich?«»Entscheiden heißt nicht, e<strong>in</strong>en willkürlichen Zeitpunkt bestimm en«, sagte er. »Entscheiden heißt, daß du de<strong>in</strong>en G eistmakellos gestählt und alles getan haben mußt, um des W issensund <strong>der</strong> K raft würdig zu se<strong>in</strong>.Heute aber wird Genaro dir e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Rätsel aufgeben. Er istvorausgegangen und wird irgendwo im Chaparral auf unswarten. Niemand weiß die Stelle, wo er se<strong>in</strong> wird, o<strong>der</strong> den91
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en. auf mir liegenden Körpers spü
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»Wir werden gar nichts tun. Das he
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weil ich nicht will, sondern einfac
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sprang. Während ich ihn aus einer
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achten«, sagte er. »Die übrige Z
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uns etwas zu essen. W ir aßen schw
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»Du schwebtest«, sagte er wie sel
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Pablito erzählte, daß Nestor endl
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lachte nervös. Ich argwöhnte irge
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waren durch einen dünnen Balken mi
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den Rücken zu. Ich schnappte mir d
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sorgfältig auf irgendwelche ungew
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»Er ist mit mir zu dir gefahren«,
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242den »Ruf des Nachtfalters« hö
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mußte wohl auch Nestor und Pablito
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sich zu wichtig und war zu verkramp
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ein herrlicher Tag, die Berge um un
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zu tun. Irgendwann im Leben eines K
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Nur weil er mich geködert habe, sa
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»Dafür sorgt die Kraft entspreche
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derte die Gesichtszüge deiner Inse
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»Das Träumen ist ein praktisches
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Blase kann dann von etwas beanspruc
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Einen Augenblick war ich bestürzt.
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überlegte, vielleicht war er sich
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von anderer Art war als die Angst v
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auf einem Haufen versammeln mußten
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dir. daß die Ausdrucksform des Nag
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die Vernunft nichts über diese Ord
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sagte er. »Genaro sagt, man brauch
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Er hatte recht. Unter anderen Umst
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sagte, ein Krieger könne nicht Lei
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Don Genaro, der mit ausgebreiteten