Drittens wird aus diesen Ergebnissen deutlich, dass die Beziehung zwischen <strong>Wild</strong>tierdichte<strong>und</strong> Schadensausmaß nicht linearer Natur ist (Ward et al. 2008), sonderndie Schäden ab einem bestimmten Punkt einen waldbaulich tolerierbaren Verbissplötzlich übersteigen (Putmann 1996, Motta 1996, Vospernik <strong>und</strong> Reimoser 2008,Kuijper et al. 2009). Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> liegt es nahe, Grenzdichten zu definieren,die nicht überschritten werden sollten (Putman 1996). Diese sind in der Praxisaber kaum herzuleiten, da alle der oben genannten Faktoren hierbei Berücksichtigungfinden müssten. Zudem ist völlig <strong>of</strong>fen, wie in der jagdlichen Praxis eine Abweichungder tatsächlichen Dichte von der Grenzdichte bestimmt werden kann. Ein geeigneterWeiser für eine Grenzdichte ist, insbesondere im Wirtschaftswald, der Zustandder <strong>Wald</strong>verjüngung. Die Grenzdichte ist dann überschritten, wenn dieser Zustandnicht mit dem Verjüngungsziel übereinstimmt, oder dieses dauerhaft gefährdet.Dies zu überprüfen sollte Aufgabe von Verbiss- bzw. Verjüngungsinventuren <strong>und</strong>systematischen Kontrollzäunen nach dem Vorschlag von Reimoser <strong>und</strong> Suchant(1992) sein (vgl. Kapitel 5.2).Mit Blick auf diese Bef<strong>und</strong>e kommen als <strong>Lösungsansätze</strong> (siehe Abschnitt 7) alle Aspektein Frage, die die Schalenwilddichte dauerhaft oder zeitlich befristet absenkenoder dem <strong>Wild</strong> den Zugang zu sensiblen Bereichen verwehren. Dies kann durch eineintensive Bejagung, die Wiederansiedlung von Raubtieren <strong>und</strong>/oder durch temporärwirksame Schutzeinrichtungen wie Zäune oder Wuchshüllen (vgl. von Köckritz <strong>und</strong>Ammer 2009) erreicht werden. Unter Kostengesichtspunkten stellen Schutzeinrichtungenjedoch stets waldbauliche „Krücken“ dar, die nur dort verwendet werden sollten,wo eine Reduktion des Schalenwildes nicht möglich erscheint (Ammer 2009). 3Außerdem ist der gänzliche Ausschluss von Schalenwild innerhalb von Zaunflächenunnatürlich <strong>und</strong> mit Nachteilen verb<strong>und</strong>en. So wird das <strong>Wild</strong> auf den verbliebenenungezäunten Flächen konzentriert, was dort zu höheren Schäden führen kann. InAbhängigkeit des forstlichen Standorts kann der völlig fehlende Zutritt des <strong>Wild</strong>es innerhalbvon Zäunen zudem zu unerwünschten Konkurrenzeffekten der Begleitvegetationführen. So kann beispielsweise die sonst durch das <strong>Wild</strong> gelegentlich zurückgedrängteBrombeere innerhalb von Zäunen zu einem Problem für die Baumverjün-3 „Obschon sich der Verbiß mit verschiedenen Schutzmaßnahmen wirksam einschränken läßt, bleibtes doch notwendig, daß man die Auswirkungen dieses Schadens gründlich studiert. Die Verhütungsmaßnahmenlassen sich nämlich nicht immer <strong>und</strong> überall anwenden, <strong>und</strong> die <strong>of</strong>t kritisierte,wildk<strong>und</strong>lich auch nicht immer zweckmäßige Zunahme der Zäune in unseren Wäldern bedarf als zwarnotwendige Anpassung an die unnatürlich hohen Verbißschäden einer eingehenden Begründung“ (Eiberle1967).46
gung werden, in dem sie diese überwächst. Das führt zu Wuchsverzögerungen <strong>und</strong>besonders bei hohen Nassschneeauflagen zum Umbiegen der Bäumchen.4.1.2 <strong>Wild</strong>arten, Populationsstrukturen <strong>und</strong> NahrungspräferenzenIn Deutschland kommen dauerhaft freilebend insgesamt 9 Schalenwildarten <strong>vor</strong>:Europäisches Rehwild (Capreolus capreolus), Rothirsch (Cervus elaphus),Schwarzwild (Sus scr<strong>of</strong>a), Damhirsch (Dama dama), Muffelwild (Ovis ammonmusimon), Sikahirsch (Cervus nippon), Gamswild (Rupicapra rupicapra),Alpensteinbock (Capra ibex) <strong>und</strong> Europäischer Elch (Alces alces). Während Stein<strong>und</strong>Elchwild aufgr<strong>und</strong> des geringen Vorkommens in Deutschland keinenennenswerte Schäden verursachen, können diese durch das ebenfalls nur lokal<strong>vor</strong>kommende Dam-, Muffel-, Sika- <strong>und</strong> Gamswild je nach Populationsdichte <strong>und</strong>forstwirtschaftlichen Zielen beträchtlich sein. Während Reh- <strong>und</strong> Schwarzwild inDeutschland nahezu flächendeckend anzutreffen sind, wurde das Rotwild in viele,größtenteils disjunkte Areale zurückgedrängt. Die Art der Schädigungen, die durchdiese <strong>Wild</strong>arten her<strong>vor</strong>gerufen werden, sind unterschiedlich <strong>und</strong> zum Teilcharakteristisch. So verursacht Rehwild <strong>vor</strong> allem Schäden durch den Verbiss anTrieben. Insbesondere bei Pflanzungen können Fegeschäden von Bedeutung sein,bei denen Rehböcke <strong>of</strong>tmals gezielt seltene Mischbaumarten beschädigen <strong>und</strong>teilweise zum Absterben bringen. Gravierenden Einfluss hat das Rotwild lokalebenfalls durch den Verbiss junger Bäume, aber besonders durch das Schälen derRinde an jungen bis mittelalten, teilweise sogar alten Bäumen (hier besondersBuche). Schälschäden an jüngeren Bäumen treten besonders auch bei hohenSikawilddichten auf. Dam-, Muffel- <strong>und</strong> Gamswild führt in hohen Dichten zuVerbissbelastungen, Schälschäden kommen auch <strong>vor</strong> (z.B. beschädigenMuffelwidder mit ihren Hörnern (Schnecken) die Rinde von Bäumen, die dannleichter abzuziehen ist, sog. „Rammschäden“). Die Ausbreitung des Gamswilds intiefere Lagen der Gebirge unterhalb der Baumgrenze („<strong>Wald</strong>gams“) führte örtlich zueinem Totalverbiss der Naturverjüngung <strong>und</strong> somit zu einer Gefährdung wichtigerFunktionen des Bergwaldes (s.u.). Wenn von Schwarzwildschäden die Rede ist, sosind in erster Linie Schäden an Feldfrüchten (besonders Mais, Raps <strong>und</strong> Weizen)gemeint. Die landläufige Meinung ist, dass <strong>Wild</strong>schweine im <strong>Wald</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrereiner Bodenbearbeitung vergleichbaren Wühltätigkeit (Brechen) eher nützlich sind.Gerade in jüngster Zeit führten steigende Bestände aber auch zu Problemen inWäldern (s.u.).47
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